
Interview dmexco 2017: Die volle Packung für 99 Euro
Die dmexco-Macher: Christian Muche, Director Business Development Strategy & International (links), Frank Schneider, Director Marketing, Sales & Operations (rechts)
Die dmexco-Macher: Christian Muche, Director Business Development Strategy & International (links), Frank Schneider, Director Marketing, Sales & Operations (rechts)
Über 1.000 Aussteller in erstmals sechs Messehallen - die dmexco 2017 in Köln verspricht abermals ein Mega-Event zu werden. Wir sprachen im Vorfeld mit den beiden Organisatoren der Marketing-Messe.
Am 13. und 14. September 2017 findet in Köln zum neunten Mal die Digital Marketing and Exposition (dmexco) statt. Die mittlerweile weltgrößte Messe für Online-Marketing erwartet in diesem Jahr über 1.000 Aussteller, die Ausstellungsfläche erstreckt sich auf 100.000 qm in sechs Hallen des Kölner Messegeländes.
2016 zählte die dmexco 50.700 Besucher - und damit abermals mehr als im Vorjahr. Ob es bei diesem Wachstum bleiben wird, ist ungewiss, denn erstmals müssen dmexco-Besucher grundsätzlich Eintritt zahlen. Wer sich bis zum 21. August anmeldet, ist mit 99 Euro dabei, danach wird es immer teurer.
Über die Herausforderungen, vor denen die dmexco in diesem Jahr steht, sprachen wir mit den beiden Chefs des Organisationsteams, Christian Muche und Frank Schneider.
Die dmexco ändert sich von Jahr zu Jahr. Was ist in diesem Jahr neu?
Christian Muche: Wir bemühen uns in jedem Jahr, neue, innovative Konzepte zu finden. So werden im September die World of Experience, das Start-up Village und die Motion und Experience Hall ausgebaut, Bühnen, auf denen neue Technologien wie zum Beispiel das Internet of Things erlebbar wird. Ganz neu ist das Flying Lab in Kooperation mit Lufthansa: Fachbesucher aus Übersee bekommen exklusiv während des Fluges nach Europa im Jet vermittelt, welche Potenziale die Digitalisierung z.B. mit Virtual Reality freisetzt. Diese neuen Konzepte holen Unternehmen auf die dmexco, die bislang dort nicht vertreten waren, weil sie eher Consumer angesprochen haben, zum Beispiel Lufthansa, BMW oder Merck.
Was versprechen sich diese Unternehmen davon, sich in Köln zu präsentieren?
Frank Schneider: Bislang wurden die Budgets meist für die Technologie verwandt, aber inzwischen merken die Unternehmen, dass Dinge wie Virtual Reality, Gesichtserkennung und Bodyscanner auch für das Marketing interessant sind. Sicherlich nutzen viele Unternehmen die dmexco auch als Rahmen, um ein bisschen Beta-Testing mit den Fachbesuchern zu betreiben.
"Transformation der Digitalbranche" ist einer der Leitsätze der dmexco 2017. Was bedeutet das konkret?
Muche: Die dmexco versteht sich einerseits als Plattform für die Unternehmen der Digitalwirtschaft. Andererseits versuchen wir über neue Formate, zusätzliche Brands als Innovationspartner für unsere Branche hereinzuholen. Das gilt auch für die digitale Transformation. Mark Pritchard, Marketingchef von Procter & Gamble bringt alleine 120 Marketing-Experten aus aller Welt mit. Natürlich wollen die sich über aktuelle Themen aus dem Tagesgeschäft informieren, etwa Programmatic Advertising oder Ad Fraud. Darüber hinaus gilt ihr Interesse aber auch den Trends der Zukunft wie Künstliche Intelligenz oder Voice Control. Wir wollen Brands und Experten stärker und intensiver zusammenbringen als sie es woanders können.
Zusätzliche Investitionen müssen finanziert werden
Die dmexco wird - abermals - um eine Halle größer. Gibt es keine Grenze nach oben?
Schneider: Das ist dem Bedarf geschuldet. Wir haben seit Jahren ein konstantes Wachstum von rund zehn bis 15 Prozent pro Jahr. Aber neue Formate wie die World of Experience, zusätzliche Lounges und Initiativen, die sich in größerem Rahmen präsentieren, all das braucht Platz. Zudem hatten wir im letzten Jahr einige Seminare in Zelte außerhalb der Hallen ausgelagert, die finden in diesem Jahr komplett und übersichtlich in den Hallen statt, was natürlich besser ist. Das Wichtigste ist, dass wir innerhalb der Nomenklatur bleiben und darauf achten, wer zu uns passt und wer nicht.
In diesem Jahr gibt es keinen kostenlosen Eintritt für Fachbesucher mehr. Hat das auch damit zu tun?
Schneider: Natürlich bewegen wir uns in einem Bereich, wo alle Geld verdienen wollen. Man muss aber auch sehen, dass die dmexco den Besuchern immer mehr Bereiche bietet, die sich nicht über andere Einnahmen refinanzieren lassen, zum Beispiel die World of Experience. Zudem bauen und bieten wir derzeit 18 Bühnen. Wir haben erhebliche Investitionen, die wir finanzieren müssen.
Muche: Man darf auch nicht vergessen, dass ein kostenpflichtiges Ticket auch eine gewisse Hürde darstellt für Besucher, die eigentlich kein Fachpublikum sind. Wer wirklich auf der dmexco Geschäft machen will, für den stellen 99 Euro für ein Ticket mit diesem vielfältigen Angebot kein ernst zu nehmendes Hindernis dar. Wir haben allerdings in der Vergangenheit festgestellt, dass es auch Besucher gab, die eher zur Unterhaltung da waren. Und deshalb sind wir auch von Ausstellen angesprochen worden.
Die VIPs bringen eigene Sicherheitsleute mit
Das könnte aber auch bedeuten, dass die Besucherzahl in diesem Jahr zurückgeht. Dabei wird sie doch immer als Gradmesser für den Erfolg einer Messe betrachtet.
Muche: Das war aber nie unser Ziel. Wir wollten nie nur möglichst viele Menschen in den Hallen haben, sondern vor allem ein hochwertiges Fachpublikum. Wenn wir am Ende des Tages auf dem gleichen Level sind wie im Vorjahr - oder sogar bei ein paar Leuten weniger - dann ist das völlig in Ordnung, wenn die Qualität der Kontakte stimmt.
Die Sicherheitslage in der Welt ist im letzten Jahr nicht besser geworden. Wie gehen Sie damit in diesem Jahr um?
Schneider: Wir kooperieren mit der Koelnmesse, die Eigentümerin des Messegeländes ist und hohe Anstrengungen unternimmt, damit die Sicherheit der Veranstaltungen und ihrer Teilnehmer gewährleistet bleibt. Dadurch profitieren wir direkt von dem Know-how, das die Koelnmesse in diesem Bereich gesammelt hat. Außerdem arbeiten wir natürlich eng mit den Behörden zusammen. Die im vergangenen Jahr erstmals eingeführten Eingangskontrollen wird es auch in diesem Jahr geben, wobei wir alles daran setzen, dass sie so zügig verlaufen wie möglich.
Gibt es denn auch Teilnehmer aus dem Ausland, die mit Blick auf Sicherheitsbedenken nicht nach Köln kommen wollen.
Muche: Da kann ich mit ruhigem Gewissen sagen: Das hat von denen, mit denen wir direkt Kontakt hatten -und das sind ja nicht wenige - überhaupt noch keiner gesagt. Da ist kein Trend erkennbar. Was wir allerdings schon merken: Top-Leute wie zum Beispiel ein Jack Dorsey von Twitter oder eine Sheryl Sandberg von Facebook sind per se Personen, die eine hohe Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Daher bringen diese Top-Manager auch schon mal ihr eigenes Sicherheitspersonal mit, und das reist dann auch schon ein paar Tage vorher an und schaut nach dem Rechten.