dmexco 2016 BVDW Challenge Award: Havas Media-Team gewinnt mit Vision vom gläsernen Bewerber
Das Motto der Arbeit der Zukunft des Gewinner-Teams könnte kaum besser zum Marketing-Sprech der dmexco passen
Das Motto der Arbeit der Zukunft des Gewinner-Teams könnte kaum besser zum Marketing-Sprech der dmexco passen
Elena Frieling und Mai-Trinh Nguyen von Havas Media haben den BVDW Challenge Award gewonnen. Die Aufgabe: eine Vision der Arbeitswelt von 2025 entwerfen. Das dmexco-Publikum entschied sich für eine Vision vom gläsernen Bewerber, der alle Daten offenlegt.
Schöne neue Arbeitswelt: Das Young Professional Team von Havas Media ist Sieger im BVDW Challenge Award. Das Publikum hat in einem Live-Voting auf der dmexco aus zwei Finalisten-Teams für die beiden Gewinnerinnen Elena Frieling und Mai-Trinh Nguyen gestimmt.
Die Aufgabenstellung in diesem Jahr war eine Herausforderung für die Junioren. Gesucht hat die Jury Visionen, wie Arbeit und Jobvermittlung im Jahr 2025 aussehen. Den Juroren schwebten die Veränderungen durch die Digitalisierung vor und deren Auswirkungen auf Arbeitsvermittlung, Arbeitszeit- und Arbeitsplatzmodelle.
Zukunft war das Stichwort bei allen eingereichten Arbeiten und bei den Präsentationen der beiden Finalisten-Teams, die live vor dem dmexco-Publikum pitchten. Und die Junioren zeichnen eine Welt, die mehr an einen Science-Fiction-Film erinnert als an unsere jetzige Welt. In neun Jahren leben wir laut den eingereichten Arbeiten in einer Welt mit selbstfahrenden Autos, Augmented und Virtual Reality, Hologrammen, Robotern und vielen vielen Daten, die täglich über uns gesammelt werden. Big Data ist auch die Grundlage des künftigen Arbeitsmodells, wie sie sich die beiden Gewinnerinnen vorstellen.
Der Beholod vereint alle aktuellen Technologien
Vorgestellt haben Elena Frieling und Mai-Trinh Nguyen von Havas Media ihr Produkt BeHolod: Der Name setzt sich aus dem englischen Wort behold (erscheinen) und Hologramm zusammen. Der BeHolod soll alle aktuellen Technologien vereinen und gemeinsam mit einer Plattform, die sämtliche Daten von Arbeitnehmern enthält, das Recruiting der Zukunft darstellen. Der Bewerber muss dann nur noch ein Video drehen, das mithilfe von Software seine Emotionen, Gesichtszüge und Stimme analysiert. Diese Informationen werden dann den anderen Daten, den Hard Skills, hinzugefügt. Der Bewerber soll nur Jobs angezeigt bekommen, die mindestens zu 95 Prozent zu seinen Qualifikationen und seiner Person passen.
Jeder Bewerber gibt alle seine Daten preis
BVDW Challenge Award / Havas Media
Der BeHolod kommt dann beim Vorstellungsgespräch zum Einsatz und projiziert den Kandidaten als Hologramm in den Raum des Arbeitgebers. Auch Sinneswahrnehmungen wie Geruch soll er übertragen können. Und ein Bezahlsystem hat er auch noch integriert. Das Motto, das Elena Frieling und Mai-Trinh Nguyen für Award-Sponsor Randstad entworfen haben, könnte nicht besser zum Marketing-Sprech der dmexco passen: "Für die richtige Person, zum richtigen Zeitpukt, zum richtigen Preis, den richtigen Job zu vermitteln".
Unternehmen werben den Agenturen immer mehr Mitarbeiter ab

Anke Herbener
BVDW
Was in der Zukunft so leicht erscheint, ist momentan noch problematisch. Die Digitalisierung stellt den Arbeitsmarkt vor neue Herausforderungen. Besonders der Fachkräftemangel macht Unternehmen und Agenturen zu schaffen. Da streiten sich natürlich alle um die Digital Professionals, die es gibt. Besonders für die Agenturen wird es härter. Denn die übernehmen nicht nur oft einen beträchtlichen Teil der Ausbildung, sie haben neben den anderen Agenturen auch einen neuen Wettbewerber dazubekommen, wenn es um den Kampf um die besten Mitarbeiter geht. "Zwischen den Agenturen wurde schon immer viel abgeworben, aber die Situation jetzt mit den Unternehmen und Unternehmensberatungen ist schon eine andere", sagt Anke Herbener, CEO von Digitas LBi und Teil der Jury des Challenge Award. "Unternehmen suchen Mitarbeiter mit digitaler DNA und die finden sie natürlich oft in Agenturen. Als Agenturarbeitgeber muss man sich da schon jeden Tag überlegen, wie man sich aufstellt."
Um die besten Mitarbeiter nicht nur selbst auszubilden, sondern auch zu halten, müssen man als Agentur schon einiges tun, sein Team hegen und pflegen aber auch fordern, so Herbener. "Also viel Abwechslung, Zutrauen in neue Projekte und spannende Aufgaben, an denen sie wachsen können."
Von den Einreichungen zum BVDW-Juniorenpreis konnte Herbener viel mitnehmen, was sich junge Arbeitnehmer wünschen, und so auch, was man als Agentur tun muss, um sie zu halten. Und die Vision des gläsernen Bewerbers haben nicht nur die Gewinner - das zweite Finalisten-Team zeichnet ein ähnliches Bild.
Big Data als Basis für das Recruiting der Zukunft
Sarah Kniewel und Daniel Johansson von Digitas LBi stellen sich vor, dass Daten die Basis für das Recruiting der Zukunft sind. Das soll ein Gewinn für beide Seiten sein. Unternehmen bekommen die passenden Mitarbeiter, Arbeitnehmer ihren Traumjob. Jeder Mensch hat Kontaktlinsen, die mit Smartphone-Funktionen ausgestattet sind und über Sprachbefehle gesteuert werden. Mit Hilfe aller zur Verfügung stehenden Daten wie Social Media oder Online-Verhalten sollen Soft Skills und Erfahrung in die Mitarbeitersuche einfließen. Nur die Kandidaten, die die Software als geeignet empfindet, werden dem suchenden Unternehmen angezeigt.
Die smarte Kontaklinse hat Smartphone-Funktionen
BVDW Challenge Award / Digitas LBi
Unternehmen haben sich auf der anderen Seite weitgehend digitalisiert und automatisiert und haben mit Robotern ersetzt, was mit Robotern zu ersetzen ist. Aber nicht nur das Recruiting wird im Jahr 2025 ganz anders ablaufen als heute. Auch Arbeitsplatz- und Arbeitszeitmodelle ändern sich. Die Mehrheit arbeitet nicht mehr in "9 to 5"-Jobs und viele haben sowieso keinen festen Arbeitgeber, sondern wandern wie "Nomaden" von Projekt zu Projekt.
"Repräsentative Ergebnisse"
Aber nicht nur die beiden Finalisten, auch die anderen einreichenden Teams haben ähnliche Visionen von der Zukunft der Arbeit. "Ich fand es erstaunlich, dass alle Teams in die gleiche Richtung gedacht haben. Alle hatten überhaupt keine Angst davor, vollkommen transparent zu sein. Zum Beispiel mit einem Chip, der eingepflanzt wird, sämtliche Daten, auch Emotionen, aufzuzeichnen. Daraus wird dann ein Profil erstellt, mit dessen Hilfe man den Job finden kann, der am besten zu einem passt und auch den eigenen Anforderungen und Talenten entspricht“, so Herbener.
Ein bisschen erschreckt hat sie schon, wie freizügig die Jugend mit ihren Daten umgeht. Und sie hält diese Einstellung auch für repräsentativ, denn auch wenn die Tools unterschiedlich waren, waren die Ergebnisse im Kern doch bei allen Arbeiten gleich. Zumindest für die Young Professionals in Digitalagenturen scheint es also diese "Schöne neue Arbeitswelt" zu geben, die vermuten lässt, dass sie zu viele Science-Fiction-Filme gesehen haben. Deren Ende haben sie bei all dem Willen zur Transparenz wohl verschlafen.