
Joint Venture "d-force" So wollen ProSieben und RTL die Video-Vermarkung pushen
Eine Plattform für alles: Gemeinsam will man das Buchen von Video-Werbung vereinfachen.
Eine Plattform für alles: Gemeinsam will man das Buchen von Video-Werbung vereinfachen.
Das Kartellamt hat grünes Licht gegeben: ProSiebenSat.1. und die Mediengruppe RTL Deutschland dürfen ihr Joint Venture "d-force" auf den Weg bringen. Eine gemeinsame Plattform soll dabei künftig das Buchen von Addressable TV und Online-Video vereinfachen.
"Wir freuen uns sehr, dass wir grünes Licht vom Bundeskartellamt erhalten haben und das Thema mit der Mediengruppe RTL nun mit aller Kraft vorantreiben können." Thomas Wagner, Vorsitzender der Geschäftsführung von SevenOne Media ist zuversichtlich. Zusammen mit den Kollegen aus Köln darf die ProSiebenSat.1-Tochter das Joint Venture "d-force" nun auf den Weg bringen, an dem beide Partner jeweils 50 Prozent halten.
An hoffnungsvollen Attributen spart man dabei nicht: "Wegweisend" sei das Vorhaben, ein "Meilenstein für die deutsche Vermarktungsbranche" und die gemeinsame neue Plattform "eine echte Alternative zu den internationalen Tech-Plattformen". Das haben in der Vergangenheit schon viele versprochen. Schaut man sich die Pläne von d-force jedoch genauer an, ist der Gedanke nachvollziehbar.
Das Konzept
Hinter d-force steht aktuell als Kernprodukt die Demand-Side-Plattform (DSP) Active Agent, die Teil der zur ProSiebenSat.1 Group gehörenden Virtual Minds Gruppe ist. Über die automatisierte Buchungsplattform sollen Werbekunden künftig ihre Zielgruppen im Bereich Addressable TV und Online-Video "deutlich einfacher" erreichen können.
Zur Verfügung steht dabei das Portfolio der Vermarkter von ProSiebenSat.1 und der Mediengruppe RTL, konkret die Digitalangebote beider Medienhäuser sowie weiterer "Premium Video-Anbieter". Versprochen werden hohe Reichweiten, eine Technologie aus einer Hand sowie ein Angebot, das unabhängig davon ist, ob Zuschauer und User im TV oder online erreicht werden sollen.
Hinzu kommt für Matthias Dang, Geschäftsführer Ad Alliance und Geschäftsführer Vermarktung, Technologie und Daten der Mediengruppe RTL Deutschland, der Vorteil der eigenen Inhalte in "qualitativ hochwertigen und 100 Prozent brandsafen Umfelder". "Wir schaffen einen neuen Standard für Addressable TV und ebnen damit den Weg für intelligente und adressierbare Reichweiten", fasst Wagner zusammen.
Neuer Wachstumsmarkt
Gerade klassische Medien- und Vermarktungshäuser hoffen auf reichlich Schubkraft bei den Themen Addressable TV, Online-Video und individualisierte Werbung. Auch für die beiden Medienhäuser ergibt sich mit d-force ein neuer Wachstumsmarkt. Denn bis 2022 soll der Markt für Addressable TV und Online-Video in Deutschland voraussichtlich im einstelligen Euro-Milliardenbereich liegen. Aktuell sind bereits rund 18 Millionen TV-Geräte im deutschsprachigen Raum für Addressable TV und somit für individualisierte Werbung erreichbar.
In Zeiten, in denen mit klassischer Display-Werbung keine großen Sprünge mehr möglich sind, emanzipiert sich Bewegtbild: Online Clips etablieren sich als eigenständige Form und werden nicht länger als Resteverwertung von Fernsehwerbung verstanden. Dabei orientiert sich die Bewegtbild-Produktion natürlich zunehmend am Smartphone.
Dem Boom von Online-Video fallen allerdings die klassischen Kanäle zum Opfer: Sinkende TV-Werbeerlöse sorgen für große Ambitionen bei den Vermarkter, ihr Geschäft mehr und mehr ins Digitale zu schieben. ProSiebenSat.1 etwa muss mit den aktuellen Quartalszahlen ein Minus von drei Prozent bei den TV-Werbeerlösen hinnehmen, das digitale Werbegeschäft konnte jedoch mit 26 Prozent stark zulegen.