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Drei-Säulen-Strategie Wie ProSiebenSat.1 sein Geschäft neu aufstellt

Der Sitz des Konzerns in der Medienallee 7 in Unterföhring bei München

ProSiebenSat.1

Der Sitz des Konzerns in der Medienallee 7 in Unterföhring bei München

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Großer Konzernumbau bei ProSiebenSat.1: Die Gruppe setzt ab Januar 2018 auf eine Drei-Säulen-Strategie und legt das lineare TV-Geschäft mit der Digital-Entertainment-Sparte zusammen.

ProSiebenSat.1 steht unter Druck. Mit dem Fernsehgeschäft läuft es nicht so wie gewollt, dazu kommt der vorzeitige Rücktritt des langjährigen Vorstandschefs Thomas Ebeling, der sich zuletzt für seine kompromittierenden Äußerungen über Zuschauer rechtfertigen musste. Entwicklungen, die die Mediengruppe jüngst auf seinem Capital Markets Day erklären musste, an dem Analysten und Investoren über die Strategie und Entwicklungen in den Geschäftsfeldern informiert wurden. Dort wurde nun ein neues Konzept präsentiert, das sich auf eine sogenannte Drei-Säulen-Strategie stützt. Dahinter steht nichts Geringeres als ein Konzernumbau.

Die Drei-Säulen-Strategie

Im Zuge dessen wird es ab Januar 2018 die drei Geschäftsbereiche "Entertainment", "Content Production & Global Sales" und "Commerce" geben. Konkret gestalten sich die neuen Segmente wie folgt:

  • Entertainment: Hier werden die Bereiche TV Broadcasting, Distribution, Advertising Platform Solutions (AdTech), SevenVentures und Digital Platforms (etwa maxdome, 7TV App) gebündelt. Der Zuschauer soll so alle Entertainment-Inhalte des Konzerns besser crossmedial über alle Plattformen hinweg angeboten bekommen. Gleichzeitig investiert das Unternehmen verstärkt in die Wachstumsbereiche Addressable TV, AdTech und Data, um im Werbemarkt durch datengetriebene Angebote zusätzliche Umsätze zu erschließen. Hier spielen auch die Partnerschaften innerhalb der European Media Alliance, in der zwölf Medienunternehmen aus ganz Europa zusammenarbeiten, eine Rolle.

  • Content Production & Global Sales: ProSiebenSat.1 führt die Red Arrow Entertainment Group mit dem Multi-Channel-Netzwerk (MCN) Studio71 unter dem Namen Red Arrow Studios zusammen und integriert digitale Video-Angebote sowohl in das klassische Produktionsgeschäft als auch in seine internationalen Vertriebsnetze. Das Produktionsgeschäft soll so durch Studio71 direkten Zugang zu einem neuen Talentpool und weiteren digitalen Kanälen bekommen. Der Content Production-Bereich will die wachsende Nachfrage nach Inhalten auf allen Kanälen, Branded Content sowie Influencer Marketing adressieren. Dabei will das Unternehmen die Synergien zwischen den 21 Produktionsfirmen, den Vertriebshäusern Red Arrow Studios International und Gravitas Ventures sowie Studio71, mit acht Milliarden Video Views, nutzen.

  • Commerce: Im Commerce-Geschäft wird ProSiebenSat.1 unter dem Namen NCG - Nucom Group aktiv sein und die Tochterunternehmen künftig in vier Kategorien bündeln: Home Services & Mobility (Verivox, billiger-mietwagen.de, Käuferportal), Leisure & Relationships (mydays/Jochen Schweizer, Parship Elite Group, Amorelie), Health & Beauty (Flaconi, Windstar Medical) und Style (moebel.de, Stylight). Für das nach dem Verkauf von etraveli verbliebene Online-Reisegeschäft mit Pauschalreisen (weg.de/tropo) wird laut ProSiebenSat.1 der Review-Prozess zu einem möglichen Verkauf fortgeführt. Zudem befindet sich ProSiebenSat.1 aktuell in Gesprächen mit möglichen Partnern über Minderheitsbeteiligungen an der NCG. Ziel ist der Portfolioausbau und die Beschleunigung des Wachstums im Commerce-Bereich. Einen Abschluss der Gespräche über mögliche Partnerschaften erwartet das Unternehmen im Laufe des zweiten Quartals 2018.

Einsparungen von über 50 Millionen Euro netto

Über 50 Prozent ihres Umsatzes erzielt ProSiebenSat.1 inzwischen außerhalb des klassischen TV-Werbegeschäfts. Das Ziel des Umbaus ist es daher laut Konzern auch, sich den verändernden Umfeldern anzupassen und "weiteres nachhaltiges, profitables" Wachstum sicherzustellen. Dabei soll vor allem die Zusammenlegung des linearen TV-Geschäfts mit der Digital-Entertainment-Sparte helfen. Man will Programminhalte künftig plattformunabhängig bereitstellen und Content universell vermarkten. Im Rahmen dieser Neuaufstellung will die Gruppe Einsparpotenziale von über 50 Millionen Euro netto bis 2019/2020 realisieren. Diese sollen dann trotz weiterer Investitionen in das Programm sowie in Bereiche wie AdTech und Data eine verbesserte Kostenentwicklung im Segment Entertainment mit sich bringen.

"Die Wachstumsgeschichte von ProSiebenSat.1 ist seit 32 Quartalen in Folge ungebrochen. Wir sind eines der profitabelsten Medienunternehmen in Europa und mit über einer Milliarde Euro Umsatz in den digitalen Geschäftsfeldern zugleich zu einer relevanten Größe in diesem Bereich aufgestiegen. Das alles war nur möglich, weil wir die Transformation und Diversifizierung des Konzerns seit 2009 systematisch vorantreiben", so Thomas Ebeling. "Mit der Drei-Säulen-Strategie stellen wir ProSiebenSat.1 auch für die Zukunft wettbewerbsfähig auf, stärken die Gruppe für weiteres Wachstum und schaffen zusätzlichen Wert für Mitarbeiter und Aktionäre. Unser Management-Team und der Aufsichtsrat haben diese Strategie in den vergangenen Monaten gemeinsam entwickelt. Ich bin davon überzeugt, dass ProSiebenSat.1 mit dieser neuen Struktur weiterhin nachhaltig erfolgreich sein wird."

Ausblick und Geschäftszahlen

Zu guter Letzt bestätigt ProSiebenSat.1 noch den Ausblick für das Gesamtjahr 2017 und erwartet damit weiterhin einen Anstieg des Konzernumsatzes im mittleren einstelligen Prozentbereich. Für das geschätzte Ebitda und den bereinigten Konzernjahresüberschuss geht das Unternehmen weiterhin von einem Ergebnis leicht über Vorjahresniveau aus. Zudem hält der Konzern an seiner Dividendenpolitik mit einer Ausschüttungsquote von 80 bis 90 Prozent des bereinigten Überschusses fest.

Mittelfristig strebt ProSiebenSat.1 einen Umsatzanstieg im mittleren einstelligen Prozentbereich an. Auf dieser Grundlage gehen die Verantwortlichen zudem davon aus, bis zum Jahr 2022 ein Umsatzwachstum von mehr als einer Milliarde Euro im Vergleich zum Jahr 2017 erzielen zu können.

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