
Quartalszahlen ProSiebenSat.1 bekräftigt Prognose - Neue Strategie im November
Weil die Programmkosten wie bereits im Vorfeld stiegen, sank das Ergebnis von ProSiebenSat.1 im zweiten Quartal 2018 um vier Prozent auf 259 Millionen Euro. Gleichzeitig kündigte das Unternehmen eine neue Strategie an.
Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 hat im zweiten Quartal erwartungsgemäß weniger umgesetzt und operativ verdient. Als Grund nannte das Unternehmen den Verkauf der Online-Reisebüros Etraveli und weg.de, weniger digitale Werbeerlöse, das schwächere US-Produktionsgeschäft und den stärkeren Euro. Die Zuschauerzahlen und Werbeerlöse im wichtigen Fernsehgeschäft seien aber trotz Fußball-WM und Olympischen Spielen stabil geblieben, und die Online-Portale und Shops wie Flaconi, Windstar, Verivox und Parship seien kräftig gewachsen.
Der Konzernumsatz sank im zweiten Quartal um fünf Prozent auf 912 Millionen Euro, das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) fiel um vier Prozent auf 259 Millionen Euro. Damit erfüllte ProSiebenSat.1 die Erwartungen der Experten "Aufgrund der Saisonalität unserer Geschäftsmodelle erwarten wir nun wie in den vergangenen Jahren ein stärkeres zweites Halbjahr", sagte Finanzvorstand Jan Kemper und bekräftigte die Jahresprognose. Demnach soll der Umsatz im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen und die operative Marge solle im mittleren 20-Prozentbereich liegen.
Videoplattform soll in der ersten Jahreshälfte 2019 starten
Die gemeinsam mit dem US-Medienkonzern Discovery geplante Videoplattform soll in der ersten Jahreshälfte 2019 starten und zu "einer Plattform für alle deutschen Inhalte", zu "der deutschen Plattform" schlechthin werden: "Wir diskutieren mit ARD, ZDF und RTL", sagte der seit kurzem amtierende Vorstandschef Max Conze. Das Interesse sei hoch. ProSiebenSat.1 wolle vor allem ein Unterhaltungsgeschäft aufbauen, "das lineare und digitale Inhalte aus einer Hand bietet."
Conze will seine neue Strategie Anfang November nach Bekanntgabe der Zahlen für das dritte Quartal vorlegen. Er bekannte sich zu den von seinem Vorgänger geschaffenen drei Säulen des Konzerns. So soll ProSiebenSat.1 weiter aus dem TV-Geschäft, der Produktion sowie dem Online-Geschäft bestehen. Hier sind Kooperationen oder weitere Zu- und Verkäufe möglich. An der Börse sorgten die Zahlen für etwas Entspannung bei den Investoren. Die im MDax notierte Aktie legte am Vormittag rund zwei Prozent zu.
Das Papier hat allerdings auch eine steile Talfahrt hinter sich. Seit dem Rekordhoch von 50,95 Euro aus dem Herbst 2015 ging es um knapp 55 Prozent nach unten. Investoren zweifelten zuerst an der Wachstumsstrategie von Conzes Vorgänger Thomas Ebeling und dann zunehmend an der Nachhaltigkeit des TV-Werbegeschäfts, das sie durch die zunehmende Konkurrenz durch Amazon, Netflix und Co bedroht sehen. Wegen des massiven Kursverlusts musste ProSiebenSat.1 im Frühjahr seinen 2016 erkämpften Platz im Dax wieder räumen.