
OMS und Ströer "Nur Ströer hat eine Chance gegen Facebook und Google"
Stephan Marzen, Geschäftsführer bei der Rheinische Post Verlagsgesellschaft und RP Digital
Stephan Marzen, Geschäftsführer bei der Rheinische Post Verlagsgesellschaft und RP Digital
Die Rheinische Post ist sowohl in der OMS als auch im Projekt Lotus. Geschäftsführer Stephan Marzen äußert sich zu den Auswirkungen der Ströer-Offensive auf die Vermarkterlandschaft in Deutschland.
Herr Marzen, wie sah die nationale Digital-Vermarktung des Inventars der Rheinische Post Mediengruppe vor der Übernahme von OMS durch Ströer aus?
Stephan Marzen: Da gibt es eigentlich keine großen Veränderungen. Wir haben uns gemeinsam mit 32 weiteren Verlagen gebündelt und bieten ein einheitliches Vermarktungsprodukt für nationale Werbungtreibende über die OMS an. Dieser Zusammenschluss bleibt bestehen, wird in Zukunft aber nicht mehr durch die OMS selbst, sondern über die Ströer-Vermarktung vermarktet.
Der Unterschied liegt also darin, dass jetzt Ströer den Hut aufhat und nicht mehr die OMS.
Marzen: Genau. Das war auch eine wesentliche Rahmenbedingung für unseren Auswahlprozess. Der Beirat und die Geschäftsführung haben sich ja seit über zwei Jahren intensiv damit beschäftigt wie in Zukunft die Vermarktung der regionalen Tageszeitungsportale national erfolgen soll. Ein wesentlicher Baustein war, dass wir als Produkt zusammenbleiben wollen. Das haben wir auch erreicht.
Was ist das langfristige Ziel der Neupositionierung?
Marzen: Das lang-, mittel-, und kurzfristige Ziel ist das gleiche: maximale Erlöse aus der nationalen Vermarktung. Darum geht es. Im eben geschilderten Strategieprozess haben wir uns die Frage gestellt, ob wir als OMS groß und kräftig genug sind, um die bisherige Erfolgsgeschichte in einem sich verändernden Markt vorantreiben können. Die Antwort war für uns zumindest: Nein. Wir haben gesehen, dass es eine zunehmende Verhandlungsmacht auf der Nachfrageseite - vor allem bei Agenturen - gibt. Außerdem entstehen durch neue Technologien neue Möglichkeiten, Werbung zu handeln. Wenn wir als Verlage in der nationalen Digitalvermarktung weiterhin relevant sein wollen, brauchen wir eine kritische Größe und die haben wir alleine nicht. Deswegen gehen wir in einer Partnerschaft mit einem großen, weiteren Vermarkter. Wir sind sehr zukunftsoptimistisch, dass wir in der Lage sind - wie in der Vergangenheit auch - gute Vermarktungserfolge zu erzielen - nun in einem neuen Setting.
"Die Digital-Only-Vermarktung erfolgt exklusiv"
Wird das Inventar der Portale der Rheinischen Post exklusiv von der OMS vermarktet oder greifen auch andere Vermarkter darauf zu?
Marzen: In der "Digital Only"-Vermarktung ist es tatsächlich so, dass die Vermarktung exklusiv erfolgt. Exklusiv mit einem Sternchen. Und das Sternchen ist, dass wir uns das Recht der Eigenvermarktung vorbehalten haben. Das gilt sowohl für klassische Kampagnen als auch den "Backfill"-Bereich. Anders sieht es bei der Crossmedia-Vermarktung aus. Da ist es so, und das ist auch mit Ströer vertraglich geregelt, dass die Verlage, egal über wen sie national crossmedial vermarktet werden, dort auch Kontingent aus dem Digitalen einstreuen können. Das heißt konkret: Wie heute ein Medienhaus Deutschland und ein NBRZ Crossmedia-Pakete anbieten, so wird es ein möglicher nationaler Vermarkter Lotus in Zukunft genauso tun können. Die Crossmedia-Vermarktung ist sichergestellt, egal über welchen Printvermarkter wir uns vermarkten lassen.
Auf regionaler Ebene bleibt bei der Rheinischen Post alles beim Alten?
Marzen: Ja, sowohl was die Digital-, als auch die Crossmedia- und Printvermarktung anbelangt. Da fühlen wir uns professionell und stark genug, um die Märkte optimal bearbeiten können. Es wäre schlimm, wenn das anders wäre. Unsere eigenen Verkäufer kennen die Region, die Bedürfnisse der Menschen und die Produkte am besten.
Wie wird sich die OMS in Zukunft positionieren?
Marzen: Die OMS bleibt als Bündelgesellschaft der 33 Tageszeitungsverlage in der nationalen Digitalvermarktung erhalten. Die OMS spricht auch in Zukunft als eine Stimme gegenüber dem Vermarkter, die einzelnen Produkte bleiben erhalten und werden sich unter der Ägide Ströer weiterentwickeln, weil wir sehen können, welche Teile des vorhandenen Inventars zu den Angeboten des Digitalvermarkters Ströer passen. Hier stellt sich die Frage, was man miteinander kombinieren kann. Diese Diskussion werden wir führen und dabei erhoffen wir uns auch den einen oder anderen zusätzlichen Vermarktungserfolg.
Wie lautet Ihr Resümee zur Übernahme der OMS durch Ströer?
Marzen: Ich freue mich darüber, dass die deutschen Verlage zusammengeblieben sind und wir es geschafft haben, in Summe ein größeres Gewicht in den Verhandlungen darzustellen als jeder für sich alleine. Mit Ströer haben wir einen professionellen und dynamischen Partner gefunden. Ich traue dem Vermarkter Ströer unabhängig von unserer Partnerschaft eine ganze Menge zu. Ich würde sogar sagen: Wenn in Deutschland jemand die Chance hat, gegenüber der internationalen Konkurrenz durch Google, Facebook und Co eine Position aufzubauen - und das ist ja die eigentliche Gefahr -, dann ist es Ströer.