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Axel-Springer-Vorstandschef sieht Ende der Gratiskultur im Web

Axel-Springer-Vorstandschef sieht Ende der Gratiskultur im Web Mehr Leser durch Bezahlinhalte

Gutes Geld für gute Inhalte: Döpfner

Gutes Geld für gute Inhalte: Döpfner

Axel Springer will seine Umsätze im digitalen Geschäft massiv ausbauen. Bereits in fünf Jahren will der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner die Hälfte der Verlagsumsätze online erwirtschaften. Zurzeit macht Axel Springer rund ein Viertel des Konzernumsatzes im Netz.

"Wir wollen in sieben Jahren die Hälfte unserer Umsätze im digitalen Bereich machen. Derzeit entwickelt sich alles so dynamisch, dass wir dieses Ziel schneller erreichen können. Vielleicht in fünf Jahren", sagte Döpfner dem Handelsblatt.

Döpfner prophezeit ein Ende der Gratiskultur im Netz: "Die Phase der kindlichen Begeisterung für die neue Technologie rund um das Internet geht erkennbar zu Ende." Eine neue Phase beginne, die an die Prinzipien der Vor-Internet-Welt anknüpfe: Gutes Geld für guten Journalismus.

Durch die Entscheidung, Inhalte kostenpflichtig anzubieten, verliere der Verlag keine Leser, im Gegenteil habe das Hamburger Abendblatt seine Gesamtreichweite sogar steigern können, seit Lokal- und Sportnachrichten nicht mehr gratis im Netz zu lesen seien. "Menschen mit Anspruch an Sprache, Qualität, Unabhängigkeit und Professionalität merken zunehmend, dass solche Inhalte nicht vom Himmel fallen, sondern von Journalisten erstellt und dann auch bezahlt werden müssen."

Die Bezahlapps von Welt und Bild seien bereits 280.000 Mal heruntergeladen worden, so Döpfner. Damit sei es geglückt, neue Kunden zu erreichen, denn viele der Käufer seien keine Leser der Printprodukte. Er verteidigte, dass der Preis der Onlineausgabe dem der gedruckten Version entspreche, obwohl keine Druckkosten anfallen: "Entscheidend ist: Wie viel sind unsere Angebote den Menschen wert. Und das ist eine Frage des Inhalts, nicht des Transportmediums." Nach einer Übergangszeit wolle Axel Springer jedoch die Ersparnisse durch die digitale Verbreitung an seine Kunden weitergeben.

Digitale Lesegeräte sind für den Verlagsvorstand ausschlaggebend für den Erfolg der Verlage: "Smartphones und Tablet-PCs werden die Zeitungen und Zeitschriften der Zukunft sein. Daran besteht für mich kein Zweifel." Er macht sich deshalb dafür stark, die Reichweiten über alle Vertriebswege hinweg zu messen: "Uns interessiert nicht mehr die einzelne Zeitungsauflage oder Reichweite einer Website. Uns interessiert die multimediale Reichweite einer Marke und ihrer Inhalte auf allen Plattformen."

Mit iPhone und iPad habe Apple großartige Produkte auf den Markt gebracht, sagte Döpfner, kritisierte jedoch die Preispolitik des Unternehmens, das bei jedem Download einer Applikation 30 Prozent vom Kaufpreis einbehält: "Die Preise und die Endkundenkontrolle sind nicht akzeptabel." Er rechnet dabei, dass in den kommenden Jahren eine Vielzahl von Tablet-Rechnern angeboten werde. "Der Wettbewerb wird die Verhältnisse ändern."

Der Medienkonzern erreichte im ersten Halbjahr 2010 ein Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) von 261,2 Millionen Euro und damit 61 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das Wachstum wird unter anderem durch Expansion erreicht: Vergangene Woche hat die französische Kartellbehörde das öffentliche Übernahmeangebot von Axel Springer zum Erwerb sämtlicher Anteile am Immobilienportal SeLoger.com erlaubt.

Apple arbeitet unterdessen an einem neuen Bezahlmodell für Zeitungsapps auf dem iPad. Damit will sich das Unternehmen den bisherigen Erfolg seines Tabletrechners vor allem als Lesegerät versilbern lassen.

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