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Die Juryarbeit von Jens Schmidt beim ADC 2012 ist abgeschlossen

ADC Wettbewerb: Die Juryarbeit ist beendet "Deutschland muss sich mehr trauen"

Jens Schmidt, Kreativdirektor bei Moccu und Fachvorstand Digitale Medien beim ADC

Jens Schmidt, Kreativdirektor bei Moccu und Fachvorstand Digitale Medien beim ADC

Zum 48. Mal suchte der Art Directors Club für Deutschland (ADC) in diesem Jahr die kreativsten Kommunikationsideen. Am 12. Mai werden im Rahmen des ADC Festival 2012 in Frankfurt am Main die Preise verliehen. INTERNET WORLD Business sprach mit Jens Schmidt, Kreativdirektor bei Moccu und Fachvorstand Digitale Medien beim ADC, über den Wettbewerb, die Juryarbeit und die digitalen Herausforderungen der kommenden Jahre.

Was ist dieses Jahr neu beim ADC Wettbewerb und gibt es Verbesserungen in der Kategorie Digitale Medien?

Jens Schmidt: Neu beim diesjährigen ADC ist die Einführung des digitalen Votings. Von der Einführung versprechen wir uns eine große Zeitersparnis. Die Digitalisierung ist allerdings eher als Tool anzusehen, das den Wahlablauf optimiert und beschleunigt. Verbesserungen in der Kategorie digitale Medien gab es für die Mitglieder hinsichtlich der Optimierung der Einreichplattform für den Wettbewerb. Leider hat sich in Bezug auf die Sichtbarkeit innerhalb der Ausstellung noch recht wenig getan. Ich wünsche mir auf jeden Fall, dass sich gerade da etwas ändert.

Wodurch unterscheidet sich der ADC von anderen Kreativ- und Webpreisen wie dem New Media Award?

Schmidt: Für mich unterscheidet sich der ADC vor allem in der Jurybesetzung. Die Jury des NMA ist in ihrer Besetzung breiter gefächert und mit Kreativen, Medienmenschen und Kunden nicht sehr homogen zusammengesetzt. Der ADC hingegen hat eine Jury aus Kreativen aus dem deutschsprachigen Raum, also Deutschland, Schweiz und Österreich. Die Vertreter verfügen über eine ausgezeichnete Fachkenntnis  - was für die Qualität des Wettbewerbs spricht.

Sie sitzen auch beim ADC in New York in der Jury: Was kann Deutschland von den USA bei der kreativen Nutzung digitaler Kampagnen lernen?

Schmidt: Deutschland muss vor allen Dingen lernen, sich mehr zu trauen, innovativer zu sein und zum Beispiel mal auf Techniken zu setzen, die noch nicht von allen schon benutzt werden. Techniken wie Augmented Reality, z.B. aufwendige 360° Tablet-Innenraum-Anwendungen, wie sie für den Renault Espace entwickelt wurden, sind echte Pioniertaten. Ich mache oft die Erfahrung, dass Kunden von neuen Ideen erst einmal begeistert sind, sich dann aber doch von der Vernunft leiten lassen und auf das vermeintlich „sichere Pferd“ der klassischen Medien setzen oder digitale Standartlösungen wählen .

"Werbung darf nicht rein funktional sein"

Was sind die digitalen Herausforderungen für Werber und Marketeer in den kommenden Jahren?

Schmidt: Die digitalen Herausforderungen werden in der Verzahnung der zunehmenden Nutzung von mobilen Geräten und Tablets liegen. Eine Kampagne muss sich so gestalten, dass sie flexibel auf jedes Gerät zugeschnitten ist. Eine einfache Eingabe, Mitbestimmung des Nutzers sowie eine Location-Base sind nur ein paar Beispiele hierfür. Eine Herausforderung wird sein, Werbung auf mobilen Geräten und Tablets auszubauen, um sie intelligent und spielerisch zu gestalten und den Spaßfaktor zu erhöhen. Was immer mehr im Kommen ist und die nächsten Jahre bestimmen wird, ist Social TV. Crossmediales Storytelling ist hier das Schlagwort. Das Fernsehen der Zukunft verfügt über mehr als einen Screen. Es basiert auf Multi-Erfahrungs- und Informationsszenarien auf unterschiedlichen Geräten und unter Einbindung von Social Media.

Was macht eine exzellente digitale Kampagne heute aus?

Schmidt: Eine gute digitale Kampagne muss an den Intellekt des Nutzers appellieren und fordert ein "Mitmachen" - das heißt, es geht nicht nur um das Konsumieren, sondern vielmehr um das Interagieren, das Hinzufügen und Verändern. Man muss sich die Frage stellen, was kann den Menschen Spaß machen und davon ausgehend dann Kampagnen entwerfen. Über eine Kampagne muss gesprochen werden, Menschen müssen sich bei Facebook, Twitter etc. darüber austauschen und es sollte neben der Interaktion eine  Art kulturelle Bereicherung stattfinden. Die Werbung als eine Art Kulturgeber, das könnte man als so etwas wie mein Ideal betrachten. Werbung darf nicht rein funktional sein und aus lauter Wiederholungen bestehen, Werbung muss Spaß machen und zum Mitmachen einladen.

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