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Targeting und Datenschutz

Targeting und Datenschutz "IP-Adressen fühlen keinen Schmerz"

Datenschutz versus Targeting war ein großes Thema auf der SMX in München. Datenschutzbeauftragter Peter Schaar und Kimon Zorbas vom europäischen Branchenverband IAB Europe diskutierten über Datenspeicherung und Cookies.

"IP-Adressen fühlen keinen Schmerz", sagt Peter Schaar, Bundesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, doch sie ließen Rückschlüsse auf individuelle User zu. "Uns geht es darum, die Herrschaft des Einzelnen über seine Daten zu gewährleisten."

Die Zuordnung von IP-Adressen ermöglicht die Identifikation des Users und die Nutzungsdaten zeigen Vorlieben, Hobbys und Kontakte, so Schaar. Die Kombination lässt genaue Schlüsse auf die Persönlichkeit zu. Webanalysedienste wie Google Analytics seien deshalb den Datenschützern zufolge nur mit dem Wissen der User, einer Widerspruchsmöglichkeit, einer Trennung zwischen Nutzungsdaten und IP-Adresse erlaubt. Zudem müsse der Nutzer die Möglichkeit haben, diese Daten löschen zu lassen.

"Wir wollen Webanalysesoftware nicht verbieten, sondern sie nutzerfreundlich gestalten lassen", so Schaar. Es sei zum Beispiel nicht nötig, die gesamte IP-Adresse zu speichern, um Geotagging zu ermöglichen.

Auch Cookie-Tracking sieht der Datenschutzbeauftragte sehr kritisch: Über die Cookies werde die Aktivität des Users über verschiedene Sessions hinweg erfasst. "Und wenn der Nutzer auch nur einen Dienst personalisiert, sind die Daten auf ein Individuum zurückzuführen."

Natürlich sei die Privatsphäre im Wandel begriffen. "Privatsphäre und Teilnahme an der Öffentlichkeit schließen sich nicht aus", sagt Schaar, "aber wir sollten selbst darüber entscheiden können, was wir von uns Preis geben."

Kimon Zorbas, Vizepräsident des IAB Europe, fordert vor allem einen "pragmatischen" Datenschutz, da europäische Internetunternehmen sehr stark im Wettbewerb zu US-Firmen stünden. Im Datenschutz habe es einen Paradigmenwechsel gegeben. Viele Nutzer seien bereit, ein paar Daten bereitzustellen, um dafür bessere Inhalte zu bekommen.

Und um weiterhin gute Webangebote zu finanzieren, brauche man bessere Werbung, argumentiert Zorbas. Und die sei über Targeting zu gewährleisten. Das Großartige an Cookies sei gerade die Möglichkeit, dass jeder User sie löschen könne. Das IAB plant deshalb noch vor dem Sommer eine Aufklärungskampagne.

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