
Adblocker im Einsatz "Mobile Werbung hat hohes Störpotenzial"
Bei Werbungtreibenden nicht besonders beliebt: Faida von Adblock Plus
Bei Werbungtreibenden nicht besonders beliebt: Faida von Adblock Plus
Ob sich Mobile-Nutzer von Werbung genervt fühlen, hängt auch vom Format ab. INTERNET WORLD Business sprach mit Adblock-Plus-Chef Till Faida über aufdringliche Anzeigen und den "Wurstfinger-Effekt".
Mobile boomt. Den aktuellen OVK/MAC-Zahlen zufolge passen Werbungtreibende ihre Budgets der neuen Mediennutzung an. So stiegen die Umsätze mit Mobile-Display-Werbung im vergangenen Jahr um insgesamt 67 Prozent auf 65 Millionen Euro (netto). Im laufenden Jahr sollen die Investitionen in Werbung auf Smartphones und Tablets um 65 Prozent auf einen Gesamtumsatz von 107 Millionen steigen. Manche Nutzer empfinden Anzeigen als lästig - und installieren Adblocker.
Wird Werbung auf Smartphones und Tablets häufiger weggeklickt als auf dem Desktop?
Till Faida, Chef von AdBlock Plus: Ja, besonders durch die kleineren Screens und Limitierungen beim Datenverbrauch hat mobile Werbung ein höheres Störpotenzial. Die Werbung auf mobilen Endgeräten nutzt oft noch die veralteten aufdringliche Formate wie blinkende Banner, im Moment gibt es leider noch nicht genug nutzerfreundliche Alternativen. Dies führt jedoch nur zu Ablehnung und damit langfristig zu sinkenden Einnahmen. Genau wie im Desktop-Bereich wollen wir mit unserem Acceptable Ads Programm ein Umdenken erreichen und aufzeigen, dass Werbung langfristig besser funktioniert, wenn sie nicht nur als Störung empfunden wird.
Wie funktioniert AdBlock Plus für mobile Geräte genau?
Faida: Adblock Plus für Android blockiert sowohl Werbung in Browsern als auch in anderen Apps. Die Adblock Plus Android App ist ein lokaler Proxy, durch den der kompletten Netzwerkverkehr umgeleitet und dort gefiltert wird. Dies erlaubt der App, Netzwerkanfragen zu untersuchen, festzustellen, ob es sich dabei um unerwünschte Werbung handelt und diese gegeben Falls zu blockieren.
Haben Sie konkrete Nutzungszahlen von AdBlock Plus Mobile im Vergleich zum Nicht-Mobilen?
Faida: Unsere Mobilen Nutzerzahlen liegen noch bei nur etwa 400.000 aktiven Usern pro Monat. Diese Zahlen wachsen rapide, sind allerdings noch weit entfernt von unseren Desktop-Nutzerzahlen, wo wir ca. 60 Millionen aktiven Usern pro Monat haben. Wir haben im mobilen Bereich also noch sehr viel Potenzial und dazu wird es schon bald tolle Neuigkeiten geben!
Spielt für Sie der "Wurstfinger-Effekt" in Bezug auf mobile Werbung noch eine Rolle?
Faida: Ja, Untersuchungen von Trademob haben gezeigt, dass vier von zehn Clicks ungewollt erfolgen und 20 Prozent aller Klicks auf Fehlbedienung zurückzuführen sind. Leider ist genau das oft sogar gewollt, weil es die Klickraten hochtreibt. Dieses kurzfristige Denken wird aber zu einem ernsten Problem für die Branche werden, denn durch diese negativen Erlebnisse steigt nur die Ablehnung von mobiler Werbung bei den Nutzern.
Wo geht für Sie der Trend bei mobiler Werbung hin: Werbung in Apps oder mobile Website?
Faida: Wahrscheinlich beides, Nutzer werden wohl weiterhin Inhalte sowohl über Apps als auch mobile Browser konsumieren. In beiden Bereichen wird es wichtig sein, dass die eingesetzten Werbeformate nutzerfreundlich genug sind und nicht nur als Störung wahrgenommen werden.
Manifest für akzeptable Werbung
Adblock Plus will gegen störende und schlechte Internetwerbung vorgehen und sich für akzeptable Online-Anzeigen einsetzen. Doch was versteht das Unternehmen eigentlich darunter? Einem Online-Manifest zufolge sind diese
- nicht aufdringlich
- klar als Werbeanzeige erkennbar
- stören nicht beim Lesen einer Seite
- wirken, ohne den User dabei anzuschreien
- passen zu der Seite, die der Nutzer besucht.
Die Petition erarbeitete der Werbeblocker zusammen mit international aktiven Organisationen, darunter die Diskussionsseite Reddit, der Cluetrain- und Customer Commons-Autor Doc Searls, PageFair und die Anti-Advertising Agency.
Adblock Plus startete seine Acceptable-Ads-Initiative für bessere Werbung bereits im Jahr 2011. Das aktuelle Manifest soll eindeutige Richtlinien und klare Empfehlungen geben, wie angemessene Werbung aussehen könnte. Internetnutzer und weitere Organisationen sind dazu aufgerufen, sich an der Diskussion zu beteiligen.
Adblock Plus steht jedoch auch selbst in die Kritik. Vor allem die Praxis des Unternehmens, die Werbung einiger Firmen gegen Bezahlung anzuzeigen, stößt auf massive Ablehnung. Neben Google gehören zu den zahlenden Firmen auch andere Branchengrößen wie Amazon und Yahoo.
Das bringt dem Unternehmen nun neben der Verärgerung vieler Nutzer auch juristischen Ärger ein. Mehrere große deutsche Online-Vermarkter bereiten eine Klage gegen das Geschäftsmodell vor. Zu den Klägern gehören demnach Axel Springer Media Impact, SevenOne Media und der RTL-Vermarkter IP Deutschland. Dass den Vermarkter der Werbeblocker schwer im Magen liegt, ist nicht verwunderlich. So soll 2014 auch die Erarbeitung technischer Abwehrmaßnahmen ein Ziel sein.