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Wolt Liefertasche
Logistik 10.11.2021
Logistik 10.11.2021

Übernahme US-Essenslieferant DoorDash nimmt mit Wolt-Kauf Kurs auf Europa

Shutterstock/Luka Stular
Shutterstock/Luka Stular

DoorDash kauft den finnischen Anbieter Wolt für sieben Milliarden Euro. Das Unternehmen aus San Francisco baut damit ihr Gebiet auf einen Schlag um mehr als 20 Länder aus.

Im boomenden Geschäft mit Essenslieferungen in Europa will nun auch der US-Branchenriese Doordash mitmischen. Die Firma aus San Francisco übernimmt dafür den finnischen Anbieter Wolt, der unter anderem auch in Berlin aktiv ist. DoorDash baut damit sein Gebiet auf einen Schlag um mehr als 20 Länder aus. In Europa ist bisher der niederländische Konzern Just Eat Takeaway (Lieferando) besonders stark.

DoorDash lässt sich die Wolt-Übernahme insgesamt sieben Milliarden Euro kosten, der Kaufpreis soll komplett in Aktien bezahlt werden. Der bisherige Wolt-Chef Miki Kuusi werde für DoorDash das internationale Geschäft leiten, wie die Unternehmen in der Nacht zum Mittwoch mitteilten. Der Deal soll im ersten Halbjahr 2022 über die Bühne gehen.

Markteintritt in Europa

DoorDash war bisher vor allem im Heimatmarkt USA sowie in Kanada und Australien aktiv. Über Pläne für einen Markteintritt in Europa wurde schon seit Monaten spekuliert. Auch mit dem Wolt-Kauf kommen wichtige europäische Märkte wie Großbritannien, Frankreich, Spanien oder Italien noch nicht auf die DoorDash-Karte.

In den USA gilt DoorDash als Marktführer vor Konkurrenten wie Uber Eats oder der von Just Eat Takeaway übernommenen Firma Grubhub. Im vergangenen Quartal steigerte das Unternehmen den Umsatz im Jahresvergleich um 45 Prozent auf 1,275 Milliarden Dollar, während der Verlust von 43 auf 101 Millionen Dollar anstieg. Die Aktie von DoorDash legte im nachbörslichen US-Handel nach Bekanntgabe des Deals und der Quartalszahlen um gut 19 Prozent zu.

Das Geschäft mit der Lieferung von fertigem Essen und Lebensmitteln hat in der Corona-Pandemie einen kräftigen Schub bekommen. Entsprechend drängen auch mehr Anbieter in den lukrativen Markt - und es kommt verstärkt zu Übernahmen. Just Eat Takeaway blätterte für Grubhub im vergangenen Jahr gut sieben Milliarden Dollar hin, Uber kaufte den Zustelldienst Postmates für mehr als 2,5 Milliarden Dollar. DoorDash hatte sich laut Medienberichten im September bereits an einer Finanzierungsrunde des Berliner Lebensmittel-Lieferanten Flink beteiligt.

Positive Prognose für Delivery Hero

Auch beim Lieferdienstleister Delivery Hero läuft es rund: Für das dritte Quartal rechnen von der Nachrichtenagentur Bloomberg erfasste Analysten im Schnitt mit einem Konzernerlös von rund 1,7 Milliarden Euro und damit mehr als doppelt so viel wie vor einem Jahr. Dabei soll der Bruttowarenwert (Gross Merchandise Value, GMV) mit 9 Milliarden Euro gut zweieinhalb Mal so groß ausfallen wie noch im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Bestellungen dürfte 786,2 Millionen erreicht haben nach 361,7 Millionen im Vorjahresquartal.

Im Gesamtjahr soll Delivery Hero nach Ansicht der Experten einen Bruttowarenwert von knapp 34,8 Milliarden Euro erreichen nach 12,36 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Zahl der Bestellungen schätzen die Analysten auf rund 3 Milliarden. Den Segmentumsatz sehen sie bei knapp 6,6 Milliarden Euro nach rund 2,8 Milliarden Euro im Vorjahr. Der bereinigte Verlust der Segmente vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll sich auf 711 Millionen Euro belaufen und damit noch höher ausfallen als im vergangenen Jahr, als das Minus knapp 568 Millionen Euro betragen hatte. Unterm Strich gehen die Experten von einem Verlust von fast 1,5 Milliarden Euro - nach 1,4 Milliarden 2020 - aus.

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