
Drohnen, Paket-Pipelines, fahrende 3D-Drucker: Die neuesten Innovationen in der B2C-Logistik lesen sich wie ein Zukunftsroman - teilweise der unheimlichen Sorte. INTERNET WORLD Business stellt sieben Verfahren vor, wie die Paketzustellung revolutionert werden kann.
1. Amazon Prime Air: Der Elektromotor, der die Minipropeller antreibt, surrt leise, als sich die Paketdrohne ihrem Ziel nähert. Über einem eigens für sie angebrachten Paketkasten am Balkon einer Wohnung im dritten Stock steht die Drohne kurz in der Luft, dann klinkt sie ihre Fracht aus. Das Päckchen fällt in den Kasten und die Drohne steigt wieder auf ihre zugelassene Flughöhe - dort gesellt sie sich zu Tausenden und Abertausenden ihrer Geschwister, die unermüdlich die Großstadt unter ihnen mit Lieferungen versorgen. Sieht so die Zukunft aus?
Amazon versucht gerade, dieses Konzept zu patentieren, stößt aber gegen große Widerstände. Auch die DHL ist im Moment an diesem Projekt dran

Der fahrbare 3D-Drucker: Die bestellte Ware wird während der Auslieferung im Lkw per 3-D-Drucker produziert. Noch steht das Verfahren vor vielen technischen Problemen: Die derzeitigen 3-D-Drucker können aufgrund der Erschütterungen während der Fahrt nicht präzise genug arbeiten. Das mögliche Ergebnis der Forschungen ist für den Online-Händler aber verlockend: Kunden könnten schneller beliefert werden als je zuvor und die Logistikkosten würden trotzdem sinken

Eine Paket-Pipeline in Großbritannien: In Zusammenarbeit mit der DHL und gefördert vom britischen Umweltministerium entwickelt Mole Solutions, ein Unternehmen aus Cambridge, derzeit ein unterirdisches Tunnelsystem, durch das mit Paketen gefüllte Kapseln auf einem Magnetfeld entlangschweben sollen. Erste Pipelines der Paketrohrpost sollen in Northampton installiert werden. Ist das Pilotprojekt erfolgreich, könnte schon in wenigen Jahren ein landesweites unterirdisches Rohrsystem ganz Großbritannien durchziehen. Auch China und Indien sollen schon Interesse bekundet haben, so Mole Solutions

Paketkästen: Hermes, GLS und DPD wollen im Oktober ein offenes System für einen Paketkasten auf den Markt bringen - in Konkurrenz zu dem Paketkasten, den die DHL exklusiv für die eigenen Fahrer bereits seit einem Jahr im Einsatz hat. "Von dem geschlossenen System der DHL halten wir wenig", so Frank Rausch, CEO der Hermes Logistik Gruppe. "Schließlich werden sich die Konsumenten kaum drei oder vier Paketkästen unterschiedlicher Dienste vor die Haustüre stellen wollen." Kunden, die sich den Kasten vor die Haustüre hängen, bekommen ihre Pakete direkt dort hinein geliefert, damit soll die Zustellrate gesteigert werden

Anticipatory Shipping: Dabei werden Waren ohne konkrete Bestellung auf einen Lkw geladen und als fahrendes Lager in die Region gestellt, in der diese Waren vermutlich bald bestellt werden. So soll per Big Data die Lieferzeit drastisch verkürzt werden.
Doch damit nicht genug: Amazon könnte laut Patentantrag sogar einen Schritt weitergehen und einem Konsumenten Produkte bringen, bevor er sie bestellt - basierend allein auf seiner Klickhistorie und seinem bisherigen Kaufverhalten. Wer also beispielsweise in den letzten Jahren ein begeisterter Leser der Romane von John Grisham war und im Internet nach dem Erscheinungstermin des neuesten Werks des Autors gesucht hat, könnte bald Besuch von einem Amazon-Zusteller bekommen, mit dem neuen Grisham im Gepäck

Die Kofferraumlieferung: Die DHL testet im Moment in Zusammenarbeit mit Amazon sowie Audi und Hermes in Zusammenarbeit mit BMW ein ganz anders System. Die Idee, Pakete in den Kofferraum parkender Autos zu liefern ist nicht neu; Start-ups wie das belgische Unternehmen Cardrops gingen damit vor einigen Jahren an den Markt. Im B2B-Bereich funktioniert das System schon länger; so lassen sich Miele-Techniker benötigte Ersatzteile für eine Reparatur seit über 15 Jahren von TNT direkt ab Werk in den Kofferraum ihres Dienstfahrzeugs liefern. Allerdings gibt es Kritik an diesem Verfahren. Schließlich muss dafür das Heiligtum der Deutschen von einem Fremden geöffnet werden

Concierge-Lösung: In den stark entvölkerten Landstrichen Ostdeutschlands, in denen es auch kaum noch Läden gibt, die als Paket-Shop fungieren könnten, versucht sich Hermes an einer Concierge-Lösung: Ein Bewohner wird zur Paketannahmestelle für die Nachbarschaft und verdient sich damit ein Zubrot. So müssen die Paketboten nicht jedes Haus in der Umgebung abklappern, sondern der Kunde holt sich sein Paket selbst ab, wenn er Zeit dazu hat.