
Viel Bewegung im E-Commerce-Fulfillment: In den USA übernimmt Shopify das Fulfillment-Technologie-Unternehmen Deliverr. Und in Europa will das E-Commerce-Fulfillment-Netzwerk Byrd das Geld aus einer neuen Finanzierungsrunde verwenden, um zu mehr Länder zu erschließen.
Bestellte Produkte schnell und zuverlässig an die Kunden zu liefern, ist ein wichtiger Wettbewerbsfaktor im Online-Handel. Amazon setzt dabei den Maßstab. Um mithalten zu können, müssen Online-Händler ihr Fulfillment ständig verbessern.

Shopify übernimmt Deliverr für 2,1 Milliarden US-Dollar.
Shopify.com
Wie wichtig das Fufillment im E-Commerce geworden ist, zeigt sich an der Summe, die Shopify für den Kauf von Deliverr ausgibt. Der Shop-Software-Anbieter Shopify übernimmt den US-amerikanischen Anbieter von Fulfillment-Technologie für 2,1 Milliarden US-Dollar. Es handelt sich um die größte Übernahme in der Geschichte von Shopify.
End-to-End-Logistikplattform
Mit dem Zukauf will der Shop-Technologie-Anbieter eine End-to-End-Logistikplattform schaffen, die Händlern eine schnelle und einfache Abwicklung ermöglicht. Shopify stärkt mit der Übernahme zudem das eigene Fulfillment-Netzwerk, das das Unternehmen seit 2019 in Nordamerika betreibt. Mit Deliverr sollen Online-Händler Bestellungen innerhalb von zwei Tagen zu den Kunden bringen können.
Das Logistiknetzwerk von Deliverr liefert mehr als eine Million Bestellungen pro Monat für Tausende von Händlern in den USA aus. Deliverr bietet eine Logistik-Infrastruktur, mit der Online-Retailer ihren Warenbestand verwalten und versenden können, einschließlich dieser Funktionen:
- Warenannahme und -prüfung,
- Algorithmen zur Bestandsplatzierung, die den Bestand auf der Grundlage der prognostizierten Nachfrage verteilen,
- Vorbereitung, Lagerung und Frachtdienste,
- Fulfillment-Optimierung in Echtzeit für verschiedene Kanäle wie Online-, Ladengeschäft, B2B- und Großhandelskanäle,
- ein Netzwerk von Lager-, Speditions- und Last-Mile-Partnern, das Händlern elastische Lagerkapazitäten bietet.
Durch die Übernahme von Deliverr werde sich die Größe des Fulfillment-Teams von Shopify mehr als verdoppeln, teilt das Unternehmen mit. Das Shopify Fulfillment Network, die Lagerrobotik von 6 River Systems, die der Shop-Software-Anbieter 2019 eingekauft hatte, und Deliverr bilden künftig gemeinsam eine Logistikeinheit innerhalb von Shopify.

Diese Badges zeigen den Kunden, dass das Produkt schnell versendet wird. So soll die Conversion steigen.
Deliverr
Shopify kündigt zudem einen neuen Service für Händler an, die das Shopify Fulfillment Netzwerk oder Deliverr nutzen: "Shop Promise". Händler können Abzeichen (englisch "Badge") bei ihren Produkten im Online-Shop oder auf Social-Media-Kanälen einbinden. Diese Badges weisen Kunden auf den kostenlosen Versand innerhalb von zwei Tagen oder am nächsten Tag hin. So will Shopify Händlern helfen, den Versand in einen Wettbewerbsvorteil zu verwandeln.
Byrd will das Fulfillment-Netzwerk mit Wachstumskapital ausbauen

Byrd
Nicht nur bei Shopify gib es News zu E-Commerce-Fulfillment. Auch in Europa investieren Venture-Capital-Firmen in Fulfillment-Technologie. So meldet das in Berlin ansässige Fulfillment-Tech-Start-up Byrd, dass es eine Series-C-Runde in Höhe von 50 Millionen Euro abgeschlossen hat. Damit hat das Unternehmen die in den vergangenen zehn Monaten aufgenommenen Finanzmittel auf 70 Millionen Euro erhöht. Die Runde wurde von Cambridge Capital angeführt, mit Beteiligung von Speedinvest, Mouro Capital, Elevator Ventures, KK Incube und anderen bestehenden Investoren. Die neue Finanzierung soll für den Ausbau des Fulfillment-Netzwerks in Europa verwendet werden.
Die Software von Byrd wird von Logistikpartnern als Lagermanagement-System genutzt und lässt sich mit E-Commerce-Systemen wie Shopify oder Amazon integrieren. Byrd versendet bereits aus Österreich, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden und hat kürzlich neue Lagerstandorte in Italien und Spanien eröffnet. Mit dem frischen Geld soll die Präsenz von Byrd in den bestehenden Märkten ausgebaut werden. Zusätzlich wird das Kapital genutzt, um noch in diesem Jahr in Schweden, Dänemark und Polen zu starten. Damit entsteht dem Unternehmen zufolge ein E-Commerce-Logistik-Netzwerk mit über 30 Lagerstandorten in 10 europäischen Ländern.
Wie sich Byrd von anderen E-Commerce-Fulfillment-Netzwerken unterscheidet, lesen Sie hier.

Alexander Leichter, CEO und Co-Founder von Byrd
Byrd
Alexander Leichter, CEO und Co-Founder von Byrd, sagt: "E-Commerce-Händler stehen unter dem zunehmenden Druck der Konsumenten, so schnell wie möglich zu liefern, ohne Versandkosten zu verlangen. Gleichzeitig übt die globale Supply Chain Krise zunehmenden Druck auf Margen aus und führt zu erheblichen Lieferproblemen. Das bedeutet, dass Online-Händler nach skalierbaren Fulfillment-Services suchen müssen, die ihre Kernmärkte effizient abdecken."
Ausbau im B2B-Bereich
Byrd wird zukünftig auch das Seller-Fulfilled-Prime-Programm von Amazon unterstützen und will damit den Markt erfolgreicher Amazon-Seller erschließen, die nach einer Alternative zu Fulfillment by Amazon (FBA) suchen. Darüber hinaus baut das Start-up seine B2B-Logistikdienstleistungen aus. Das Unternehmen wird in neue Integrationen mit weiteren Shopsystemen, ERP-Systemen wie Xentral oder PrestaShop und in anderen E-Commerce-Plattformen investieren.
Bis Ende 2022 plant Byrd mit Büros in Berlin, Wien, London, Paris, Barcelona und Mailand auf 400 Mitarbeiter zu wachsen. Zu den Unternehmen, die Byrd nutzen, gehören Marken wie Freeletics, Durex und Campari. Die Lagerkapazität von Byrd in Europa beträgt aktuell fast 450.000 Quadratmeter.