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Shipping Service Provider
Logistik 13.01.2018
Logistik 13.01.2018

Vor- und Nachteile Shipping Service Provider: Paketversand aus einer Hand

shutterstock.com/Tetiana Yurchenko
shutterstock.com/Tetiana Yurchenko

Shipping Service Provider binden viele Paketdienstleister über eine Plattform an den Shop an. Das macht flexibel und hat etliche Vorteile - Preistransparenz gehört jedoch nicht dazu.

Für die letzte Meile zum Kunden ist ein Online-Händler auf Paketdienstleister angewiesen - und damit abhängig von ­ihrer Zuverlässigkeit und ihrem Auftreten gegenüber dem Kunden. Wenn es im Weihnachtsgeschäft oder etwa durch einen Streik richtig eng wird, sind Shop-Betreiber, die mit mehreren Paketdienstleistern zusammenarbeiten und schnell auf einen anderen Carrier ausweichen können, im Vorteil. 

Doch mit jedem einzelnen Paketdienstleister eigene Verträge auszuhandeln, ist mühsam und zeitaufwendig. Shipping Service Provider (SSP) schaffen hier Abhilfe. Sie stellen Händlern eine Plattform zur Verfügung, welche die flexible Nutzung unterschiedlicher Versandpartner ermöglicht. 

Flexibilität im Notfall

Julian Jost, Gründer und Geschäftsführer von Printmate, einem Hersteller personalisierter Versandboxen, nutzt den Shipping Service Provider Shipcloud. Er schätzt die Flexibilität im Notfall, denn nach seiner ­Erfahrung ist bei Shipcloud "Carrier ­Onboarding eine Sache von Minuten und der Carrier-Wechsel bei einem temporären Ausfall eines Carriers schnell gemacht". 

Doch nicht nur im Notfall ist es für ­Online-Händler praktisch, zwischen verschiedenen Alternativen auswählen zu können. Auch Kunden wissen es zu schätzen, wenn sie bei der Bestellung die Wahl haben zwischen DHL, Hermes, GLS oder einem anderen Paketdienst. In einer aktuellen Studie des Instituts Ibi Research an der Universität Regensburg hielten 62 Prozent der befragten Konsumenten die Auswahl des Versanddienstleisters für sehr wichtig oder eher wichtig.

Mittler zwischen Carrier und Händler

Shipping Service Provider wie Coureon, Shipcloud, Packlink Pro, Parcel One oder Sendcloud fungieren als Mittler zwischen Paketdienst und Händler. Anstatt mit ­jedem Dienstleister einzeln Verträge aushandeln zu müssen, haben Shop-Betreiber es nur noch mit einer Anlaufstelle zu tun. Interessant ist dieses Modell deshalb auch für Händler, die international verschicken oder besondere Services, wie Same Day Delivery, anbieten wollen. Über einen SSP lassen sich die einzelnen Paketdienste meist schnell und einfach buchen und die jeweiligen Versandetiketten ausdrucken.  Praktisch ist außerdem, dass nicht jeder Carrier separat ans Shop-System angebunden werden muss. Denn die Plattformen bieten normalerweise Schnittstellen zu den gängigen Shop-Systemen; bei den meisten können auch eBay und Amazon integriert werden.

Zudem können Händler von den Mengenrabatten profitieren, welche die Shipping Service Provider mit den jeweiligen Paketdiensten aushandeln. Bei Packlink Pro können Händler nach eigenen Angaben 50 Prozent bei nationalen und 70 Prozent bei internationalen Sendungen einsparen. Bei manchen Anbietern, wie zum Beispiel Sendcloud, können Händler auch ihre bestehenden eigenen Verträge mit ihren Versanddienstleistern einbinden.

Bei den zahlreichen Benefits, die Shipping Service Provider für Händler bieten, stellt sich die Frage, wovon die Vermittler eigentlich leben und was deren Services den Händler kosten. Nicht jedes angefragte Unternehmen wollte dazu Auskunft ­geben: Die deutsche Niederlassung des in London ansässigen Dienstleisters Metapack reagierte - auch nach mehreren Versuchen - überhaupt nicht auf unsere ­Anfragen. Der Berliner Anbieter Seven Senders wollte unsere Fragen nach seinem Geschäftsmodell zunächst beantworten, machte dann aber einen Rückzieher. 

Andere Anbieter zeigten sich auskunftsfreudiger. Demnach erhält Packlink Pro von seinen Versandpartnern eine Provision. Über deren Höhe wollte das Unternehmen allerdings keine Auskunft geben. 

Sendcloud berechnet Kunden, die ihre ­eigenen Verträge einbinden wollen, einen monatlichen Festbetrag, abhängig von der Zahl der Sendungen. Alternativ können Händler auch jede Sendung einzeln bezahlen. Der Versandpreis enthält dann einen Aufschlag für Sendcloud, wobei man auch hier keine Angaben über dessen Höhe ­machen wollte. Trotz des Aufschlags sei der Gesamtpreis aber "oft geringer als die allein ausgehandelten Versandkonditionen mit den jeweiligen Dienstleistern", so die Marketing Managerin Isabel Schuchert. 

Bei Parcel One und Coureon sind die ­Gebühren ebenfalls im Versandpreis enthalten - über die Höhe des Aufschlags hüllten sich aber auch diese Anbieter in Schweigen. Shipcloud wiederum generiert seine Einnahmen über eine "Abo- beziehungsweise transaktionsbasierte Software-Fee sowie diverse Zusatzdienstleistungen". Nur der erste Monat ist kostenlos. 

Nicht immer nur gute Erfahrungen

Durch die unterschiedlichen Berechnungsmodelle ist es für Shop-Betreiber ­nahezu unmöglich, einen echten Preisvergleich zwischen den verschiedenen Anbietern anzustellen. Jörg Kindler betreibt den Aquaristik-Shop Catappa-Leaves.de und verschickt seine Ware über Packlink Pro. Seine Versandkosten-Ersparnisse durch den SSP schätzt er auf zehn Prozent. 

Kindler hat übrigens nicht nur gute Erfahrungen mit Shipping Service Providern gemacht. Bei Coureon, mit dem er früher seine Sendungen verschickte, kam es im Lauf der Zeit immer häufiger zu Differenzen bei der Abrechnung. "Früher konnte man dort anrufen, doch dann ist die Telefonnummer irgendwann verschwunden. Auch die Reaktion auf E-Mails dauerte immer länger“, sagt er. In der Tat bietet Coureon aktuell keinen telefonischen Support für seine Kunden an.

Behandeln Carrier SSP-Kunden schlechter?

Auch die Abholung der Pakete mit DPD funktionierte über Coureon nicht immer zuverlässig. "Wenn ich dann bei DPD ­angerufen habe, wurde ich an Coureon verwiesen", berichtet Kindler. Zudem ­hatte er den Eindruck, dass der Paketdienst SSP-Kunden "künstlich blockiert". 

Besser lief es, als Kindler dem DPD-Kundenservice gegenüber als Direktkunde auftrat: "Als ich nur die Paketscheinnummer durchgegeben habe, hieß es: Wir kümmern uns". Der Paketdienst macht nach eigener Aussage keinen Unterschied zwischen ­Direkt- und SSP-Kunden: "Bei DPD bieten wir allen Kunden ein hohes Maß an Servicequalität, das gilt selbstverständlich auch für Nutzer von Shipping Service Providern. Deren Pakete werden grundsätzlich genauso behandelt wie jene von anderen Kunden", so DPD-Sprecher Peter Rey.

"DPD an sich ist in Ordnung", sagt Jörg Kindler. Der Aquaristik-Händler hat das Problem mit der Abholung auf pragmatische Weise gelöst und direkte Vereinbarungen mit den Paketfahrern getroffen - hilfreich war dabei auch ein Trinkgeld. Und seitdem klappt es.

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