
Deliveroo stellt sein Deutschland-Geschäft zum 16. August ein. Man wolle sich auf wachstumsstärkere Regionen der Welt fokussieren, heißt es, schließe aber auch eine Rückkehr nach Deutschland nicht komplett aus.
Nach den pinken Boxen von Foodora verschwinden jetzt auch die türkisen Boxen von Deliveroo vom deutschen Markt. Denn der britische Essenslieferdienst stellt sein Geschäft hierzulande ein - und das schon zum 16. August. "Bei Deliveroo ist unser Ziel, den weltbesten Essenslieferdienst zu schaffen. Herzstück davon ist es, den Kunden, Fahrern und Restaurants einen herausragenden Service zu bieten. Wo wir das nicht auf einem Level durchführen können, den wir erwarten und den du verdienst, sind wir nicht tätig", lässt das Deliveroo-Team seine registrierten Kunden per Mail wissen.
In einer Pressemitteilung gab das Unternehmen an, dass man andere Märkte weltweit stärker in den Fokus nehmen wolle, wo sich die Umsätze verdoppeln würden. Fahrern, Restaurants und Mitarbeitern würden "angemessen Vergütungs- und Kulanzpakete" erhalten. Auch ein "baldiges Wiedersehen" ist nicht komplett ausgeschlossen.
"Sehr schlechte Geschäftsmodelle"
Der Rückzug aus Deutschland vollzog sich in Raten. Bereits im August 2018 verkündete das Unternehmen, sich aus zehn deutschen Städten zurückziehen zu wollen. Für Jitse Groen, Gründer und CEO des Lieferriesen Takeaway, ist das kein Wunder. Es ist ein "sehr schlechtes Geschäftsmodell", schimpfte der Experte für Lieferdienste Anfang 2018 gegenüber dem "manager magazin", "unmöglich profitabel zu betreiben". Er leiste sich das notgedrungen, um keine Kunden an die Konkurrenz zu verlieren.
Statt wie beim sehr rentablen Ursprungsgeschäftsmodell der Lieferdienste, bei dem die Plattform nur die Bestellungen vermittelt und das Restaurant sich selbst um die Auslieferung kümmert, erfordert ein Konzept wie Deliveroo Räume für E-Bikes der Lieferanten, die kontinuierliche und kostenintensive Anwerbung neuer Fahrer und Prognoselösungen, die - unter Berücksichtigung der Wettervorhersage - möglichst exakt bestimmen, wie viele Zusteller wann wo benötigt werden.
Greifen Amazon oder Uber Eats bei Foodora zu?
Als sich Groen Ende Dezember mit der Übernahme von Delivery Hero die Marken Lieferheld, Pizza.de und Foodora schnappte, stellte er nicht nur alle drei auf Lieferando.de um, um Marketingkosten zu sparen. Er hielt auch Foodoras eigenes Fahrer-Netzwerk so klein wie angesichts der Konkurrenz von Deliveroo und Uber Eats möglich. Leisten konnte er es sich, weil das margenstarke Plattformgeschäft die Verluste aus dem Lieferdienst in Eigenregie kompensiert. Was aus dem Service nach dem Aus von Deliveroo in Deutschland wird, bleibt abzuwarten.
Vielleicht schwingt in Deliveroos Hoffnung auf eine baldige Rückkehr nach Deutschland auch die Hoffnung mit, bald eine Finanzierungsrunde mit einem strategischen Partner abschließen zu können. Im Gespräch sind immer wieder Amazon und Uber. Beide haben ein Interesse an einer funktionierenden Mikrologistik. Und beide könnten Jitse Groen dazu bringen, das weiter zu tun, was er eigentlich nicht will: Mit eigenen Auslieferern Geld zu verbrennen.