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E-Commerce-Logistik Amazon liefert in München in Eigenregie

shutterstock.com/Frank Gaertner
shutterstock.com/Frank Gaertner

Amazon stellt in München eine eigene Logistik auf die Beine. Allerdings fahren dafür keine eigenen Amazon-Laster, sondern Mitarbeiter lokaler und regionaler Lieferdienste.

Schwarzer Tag für DHL und Hermes: Amazon hat im Großraum München damit begonnen, Pakete in Eigenregie auszuliefern. Aus einer 6.000 Quadratmeter großen Halle im Gewerbegebiet Geiselbullach bei Olching wird der Versand von Waren organisiert, die aus dem Amazon-Logistikzentrum in Graben/Augsburg angeliefert werden, bestätigt eine Amazon-Sprecherin auf Nachfrage von INTERNET WORLD Business. Über die gute Anbindung an die Autobahnen A8 und A99 können Waren von dort aus per Same- und Next-Day-Delivery an Kunden im Großraum München ausgeliefert werden.

Kein eigener Fuhrpark

Allerdings: Einen eigenen Fuhrpark will Amazon nach den Worten von Amazon-Deutschland-Transport-Geschäftsführer Bernd Schwenger nicht anbieten. Stattdessen kooperiert der E-Commerce-Riese mit lokalen und regionalen Lieferdiensten wie Interkep, Liefery, Rico Logistics, Systemlogistik, Krae Transport und AZ Logistik. Insgesamt 200 Fahrer sollen für Amazon tätig werden - und den bisherigen Logistik-Dienstleistern des E-Commerce-Riesen auch nicht in die Quere kommen. Man verstünde das Verteilerzentrum in Geiselbullach als komplementäre Lösung zu den bestehenden Verträgen und wolle weiterhin mit allen Partnern kooperieren, betont die Sprecherin. Denn wenn man sähe, wie viele Pakete alleine täglich das Logistikzentrum Graben verließen, wäre es illusorisch, zu glauben, das alleine stemmen zu können. Das Verteilzentrum sei vom Prozess her eine zusätzliche Maßnahme, um auch bei steigendem Online-Handelsvolumen noch schneller und zuverlässiger liefern zu können.

Um jegliche Diskussionen über Ausbeutung der neuen Fahrer gleich im Keim zu ersticken, hat Amazon  mit sämtlichen regionalen Dienstleistern vertragliche Bedingungen zu Entlohnung und Arbeitsbelastung fixiert, die auch überprüft werden. Man zahle eine feste Summe pro Route und nicht pro Päckchen, heißt es. Das sei für die Fahrer sehr attraktiv. Eventuelle Retouren werden weiterhin über DHL, Hermes & Co. abgewickelt.

In Branchenkreisen munkelt man bereits über ein zweites Verteilzentrum mit 7.000 Quadratmetern in München Ost, das im Sommer 2016 eröffnet werden soll. Weitere Zentren sollen dem Vernehmen nach in Hamburg und Berlin entstehen. Dies bestätigt Amazon allerdings nicht offiziell. Explizit dementiert der E-Commerce-Riese allerdings das Gerücht, dass aus Geiselbullach künftig auch der Versand für Amazon Fresh abgewickelt werden soll. Es gebe dort kein Lager für frische Ware, so die Amazon-Sprecherin.


Mit einer eigenen Logistik hätte Amazon gegenüber seinen bisherigen Logistikdienstleistern ein gutes Druckmittel in Sachen Preisgestaltung. Wie die Unternehmensberatung Oliver Wyman ausrechnete, stammen von den jährlich rund drei Milliarden Paketen im deutschen Paketmarkt etwa 500 bis 700 Millionen allein von Amazon.

Sortieren, verpacken, liefern: Der Weg eines Artikels von der Bestellung bis zur Auslieferung ist komplex. Wie dieser bei Amazon aussieht, zeigt sich bei einem Vor-Ort-Besuch im Logistikzentrum Graben.

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