
Anticipatory Shipping, selbstfahrende Lieferfahrzeuge mit integriertem 3D-Drucker, Augmented-Reality-Unterstützung für Picker, Roboter-Zusteller - der aktuelle "Logistics Trend Radar" der DHL liest sich wie ein Science-Fiction Roman.
10 Trends stuft der Paketdienstleister als besonders bedeutsam für die Zukunft der Logistik ein. Viele könnten schon innerhalb der nächsten fünf Jahre den Alltag der Paketzustellung verändern.

Anticipatory Logistics
Dank Big Data wissen Online-Händler heute schon, was ihre Kunden morgen mit hoher Wahrscheinlichkeit bestellen werden. Da ist es nur der nächste logische Schritt, auch die Logistik-Leistung an dieses Wissen anzupassen: Amazon hat bereits ein Patent für solches "Anticipatory Shipping" angemeldet: Dabei werden Waren bereits vorab in das Lager verschifft, in dessen Ausliefer-Region sie vermutlich bald bestellt werden. Die Folge: Schnellere Lieferung zu niedrigeren Kosten.

Logistik-Marktplätze
Nicht nur die Anforderungen an die Logistik-Branche steigen durch den globalisierten (Online-)Handel tagtäglich, auch die Konkurrenz unter den Logistiker wird immer schärfer. Da kann es sich für Kunden durchaus lohnen, zu vergleichen: Welcher Anbieter ist auf welcher Strecke und bei welcher Liefergeschwindigkeit der günstigste und qualitativ hochwertigste? Im B2B-Bereich sind solche Vergleiche längst gang und gäbe: Auf Logistik-Marktplätzen wie Inttra beispielsweise können die Leistungen verschiedener Übersee-Logistik-Unternehmen verglichen werden. Für den B2C-Bereich sieht der DHL-Trendreport das Entstehen solcher Marktplätze innerhalb der nächsten fünf Jahre.

Multichannel-Logistik
Einkaufen auf allen Kanälen, das bedeutet für Hersteller und Handelsketten auch: Sie brauchen eine Logistik, die alle Kanäle abdeckt. Vorbei die Zeiten, in denen beispielsweise große Marken über eine B2B-Logistik ausschließlich Filialen und Handelspartner mit ihren Produkten belieferten: Wer zusätzlich zum Filialnetz auch einen Online-Shop betreibt, muss sich auch mit der deutlich aufwändigeren, kleinteiligen B2C-Logistik herumschlagen. Erschwert wird die neue Komplexität zusätzlich durch Multichannel-Angebote wie Click-and-Collect oder Click-and-Return wie im Bild von Media-Markt, durch die die Grenzen zwischen B2B- und B2C-Logistik verschwimmen.

On-Demand-Delivery
Auch in der Zukunft der Logistik bleibt die letzte Meile die größte und teuerste Herausforderung - auch weil sich für dieses Feld neuerdings Spezialisten wie UberRush interessieren, die den Branchengrößen mit ihren flexiblen, App-gesteuerten Angeboten den Rang ablaufen. Je nach Bedarf setzen sie eine ganze Flotte an freiberuflichen Kurieren oder Privatpersonen ein, die sich mit einer Zustellung auf dem Arbeitsweg etwas dazuverdienen wollen. Die Steuerung folgt dabei über Real-Time-Lokalisierung und App-basierte Technologien.

Drohnen
Unbemannte Flug-Fahrzeuge wie Drohnen gehören aktuell zu den Hype-Themen der E-Commerce-Branche. Google, Amazon, die DHL und neuerdings auch Rakuten experimentieren mit dem Einsatz von Mini-Coptern bei der Paketzustellung. Vor allem in entlegenden Gegenden oder auch im Berufsverkehr-Stau der Metropolen könnten Drohnen eine Lieferalternative bieten. Dafür müssen aber noch viele Auseinandersetzungen mit den Luftfahrt-Regulierungsbehörden überstanden werden.

3D-Druck
Dass der bereits in den 80er Jahren erfundene 3D-Druck das Potenzial hat, die industrielle Fertigung zu revolutionieren, darüber besteht inzwischen weitgehend Einigkeit. Aber auch in der Logistik könnte das Fertigungsverfahren einiges über den Haufen werfen - zum Beispiel mithilfe von fahrbaren 3D-Druckern, wie sie Amazon bereits hat patentieren lassen. Damit könnten bestellte Waren erst während der Zustellung angefertigt werden - und am Zielort dem Besteller frisch gedruckt übergeben werden. Noch sind die aktuellen 3D-Drucker aber zu empfindlich gegen die auf der Fahrt unvermeidbaren Stöße.

Augmented RealityPicker und Stower in einem Logistik-Zentrum, die ohne Produktscanner arbeiten, haben zwei Hände für ihre Arbeit frei. Die nötigen Informationen zu den Artikeln, die sie aus den Regalen nehmen oder in ihnen verstauen sollen, liefern ihnen Einblendungen in ihrer Datenbrille. Machen sie einen Fehler, erkennt das System diesen sofort und weist mit einem Alarmsignal darauf hin. Was nach Science-Fiction klingt, ist längst keine mehr: Viele Logistik-Unternehmen experiementieren bereits mit entsprechenden Datenbrillen-Anwendungen.

Internet der Dinge
Durch das Internet der Dinge kann jeder Gegenstand über das Netz mit jedem anderen verknüpft werden, kann Daten über seinen Zustand weitergeben und damit eine Reaktion bei einem anderen Gerät auslösen. Das eröffnet auch in der Logistik ungeahnte Möglichkeiten: In vernetzten Warenhäusern vermitteln alle Objekte Informationen über ihren aktuellen Zustand und Lagerort, intelligente Lieferlösungen sammeln genaueste Informationen über den Auslieferungsstatus eines Pakets, und auf Konsumentenseite lösen intelligente Kühlschränke selbst Bestellungen aus.

Robotik und Automation
Die Automatisierung in der Logistik schreitet in großen Schritten voran. Modernste Lager-Roboter sind so feinfühlig, dass sie im Logistik-Zentrum direkt neben menschlichen Arbeitern zum Einsatz kommen können, ohne deren Sicherheit zu gefährden. Auch auch beim Be- und Entladen von Anliefer-LKW oder auch bei der Zustellung auf der letzten Meile könnten in Zukunft Roboter zum Einsatz kommen.

Selbstfahrende Autos
Selbstfahrende Lieferfahrzeuge könnten die Zustellung in den kommenden Jahren revolutionieren. Automatisierte Lastwagen können 24 Stunden lang auch bei schlechten Wetterbedingungen fahren, ohne sich an Ruhezeiten für die Fahrer halten zu müssen - und könnten darüber hinaus über eine automatisierte Fahrweise Benzin sparen. Selbstfahrende Gabelstapler könnten zudem die schweren Arbeiten innerhalb der Warenhäuser übernehmen. Noch ist die Technologie aber noch nicht genug ausgereift - ebenso wie die gesetzlichen Rahmenbedingungen für selbstfahrende Autos.