
Frank Hasselmann, Calumet Photographic "Für uns ist das Thema Omnichannel gerade bei Kundendaten elementar"
Frank Hasselmann, CEO von Calumet Photographic
Frank Hasselmann, CEO von Calumet Photographic
Von wegen Krise: Der Fachhändler Calumet erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen dreistelligen Millionenumsatz und konnte um etwa 20 Prozent wachsen. Das Erfolgsgeheimnis des Omnichannel-Händlers erklärt CEO Frank Hasselmann im Interview.
Frank Hasselmann ist CEO von Calumet Photographic - Fachhändler im Bereich Foto und Video und als etablierte Marke sowohl im stationären als auch im Onlinehandel aktiv. Über Jahre wurden einige Erfolgsstrategien erarbeitet, von denen man im Krisenjahr 2023 nun profitiert: Das Unternehmen wächst auf allen Kanälen. Im Interview erzählt Hasselmann, warum Marktplätze erst einmal kein Thema sind und warum er den Einsatz von künstlicher Intelligenz vorsichtig evaluiert.
Wachstum und Profitabilität sind die großen Stichworte in diesem Jahr. Bei Ihnen auch?
Frank Hasselmann: Ja, Wachstum und Profitabilität sind auch unsere großen Themen in diesem Jahr. Das war aber auch in der Vergangenheit so. Wir finanzieren unser Wachstum grundsätzlich aus dem eigenen Cashflow. Damit stehen für uns konstant alle Sachkosten und Personalkosten auf dem Prüfstand. Wir fragen uns immer wieder kritisch, welche Investitionen ausgeweitet und welche gestoppt werden sollten.
Wie sind Sie derzeit aufgestellt?
Hasselmann: Unser Ansatz im Omni-Channel-Handel geht auf und wir wollen weiter E-Commerce und stationären Handel immer stärker verknüpfen. Dabei sind wir groß genug, um nachhaltige Plattformen zu bauen, etwa für unser Online-Geschäft. Wir konnten 2022 unsere Position als deutscher Marktführer im Bereich Foto- und Video-Fachhandel weiter ausbauen und haben Marktanteile hinzugewonnen. Im vergangenen Jahr haben wir einen dreistelligen Millionenumsatz gemacht und sind mit etwa 20 Prozent gewachsen. Jede vierte High-End-Kamera geht in Deutschland über unseren Tisch. Im Jahr 2023 wollen wir unser Team weiter ausbauen - zum Ende des Jahres werden wir über 250 Mitarbeitende sein.
Wie sieht Ihre Kanalstrategie in der Praxis aus?
Hasselmann: Wir verknüpfen stationären Handel mit E-Commerce und einer B2B-Außendienst-Mannschaft. Stationär decken wir mit 11 Flagship-Stores ganz Deutschland ab und sehen noch Potential für weitere Standorte. Jeder Standort hat etwa 500 Quadratmeter Verkaufsfläche und kann so die stationären Mehrwerte echt ausspielen. Das Equipment kann bei uns vor Ort tatsächlich ausprobiert und getestet werden, auch im Verbund mit Zubehör, Licht, Ton und Speichertechnik. Ganz wichtig für uns: die neutrale, herstellerübergreifende Beratung. An jedem unserer Standorte haben wir über 100 Jahre Foto- und Videoerfahrung – also im Schnitt zehn Mitarbeiter pro Standort mit im Schnitt zehn Jahren Erfahrung. Online geht es uns vor allem um die einfache Abwicklung von Verkaufs- und Serviceprozessen, aber auch um eine gute Experience mit guter Suche, guten Produktdaten und vielen Tests und Reviews. Wir investieren viel in unseren Online-Content, besonders in hochwertige Videos. Und größere Kunden beraten wir auch gerne vor Ort. Unsere B2B-Außendienst-Mannschaft betreut Großkunden in ganz Deutschland und richtet nicht nur Youtube- und Streaming-Studios ein sondern schult auch direkt die Mitarbeitenden unserer Kunden im Umgang mit der Technik.
Über 20.000 Artikel Neuware
Wie groß ist ihr Sortiment inzwischen?
Hasselmann: Wir haben ein breites Sortiment mit über 20.000 Artikeln Neuware und über 5.000 sorgfältig geprüften Second-Hand-Artikeln mit vielen Schnäppchen. Wir decken das gesamte Programm ab, von Foto und Video über Studio-Ausrüstung bis hin zu Zubehör, Ton- und Licht-Technik. Wir bieten also alles an, was man für die anspruchsvolle Produktion von digitalem Content braucht. Um das Beste aus der Technik herauszuholen, gibt es bei uns Schulungen und Workshops im Angebot. Equipment lässt sich auch einfach für ein paar Tage zum Ausprobieren leihen.
Welche Rolle spielt das Second-Hand-Geschäft?
Hasselmann: Wir sehen, dass Second Hand und Neugeschäft zunehmend enger zusammenwachsen. Kunden finanzieren sich den Kauf der neuesten Modelle, indem sie ihr bestehendes Equipment bei uns in Zahlung geben. Ein spezielles Expertenteam prüft das gebrauchte Equipment im Detail und kommt so zu marktgerechten, objektiven und fairen Ankaufspreisen. Besonders für jüngere Kundinnen und Kunden und für Einsteiger ist unser Second-Hand-Sortiment sehr spannend. Second Hand bedeutet bei uns niedrige Preise und gleichzeitig gesicherte Qualität mit einem Jahr Gewährleistung. Mit Gebraucht-Equipment lässt sich das eigene YouTube-Studio auch für 1.000-2.000 Euro komplett einrichten.
Das Marktumfeld spielt Ihnen damit aktuell schon in die Karten, oder?
Hasselmann: Insgesamt ja, weil immer mehr digitaler Content produziert wird, von Profis genauso wie von ambitionierten Enthusiasten. Immer mehr Firmen setzen auf hochwertige Social-Media-Auftritte und brauchen Foto- und Video-Content für YouTube, Facebook, Twitter, Instagram, LinkedIn und Co. Wir sehen in allen Bereichen, egal ob privater Enthusiast, klassischer Mittelstand, großes Medienhaus oder E-Commerce-Konzern, dass es ohne ein gutes Technikpaket aus Kameras, Wechselobjektiven, Stativen, Licht- und Audio-Lösungen und Zubehör nicht mehr geht. Entsprechend schnell wächst der Markt für Foto, Video und Equipment. Wir sprechen von einem Gesamtmarkt von aktuell etwa 5 Milliarden Euro in Europa, davon etwa 1 Milliarde Euro in Deutschland.
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