
K(I)magination Wie KI und andere Megatrends das Online-Shopping in Zukunft revolutionieren
Spätestens seit ChatGPT bestreitet kaum jemand mehr das disruptive Potenzial von KI und die Auswirkungen auf nahezu alle Bereiche unseres Lebens. Patrick Scherr von Y1 erklärt, welche KI-Trends und andere Innovationen das Online-Shopping in Zukunft beeinflussen werden.
Von Patrick Scherr, Gründer Y1 Digital AG
Was früher als irreführendes Schlagwort für nüchterne Statistik galt, ist heute auf dem Vormarsch. Die Rede ist von echter Künstlicher Intelligenz. KI oder auch AI (Artificial Intelligence) genannt. Mithilfe neuronaler Netze gelingt es der Technik, selbstständig zu denken und zu lernen. Selbstlernende Sprachmodelle wie ChatGPT von OpenAI stecken zwar noch in den Kinderschuhen, haben aber bereits in den meisten Fachgebieten für Furore gesorgt. Kein Wunder also, dass KI-Tools auch im E-Commerce das Potenzial haben, viele Prozesse zu vereinfachen und das Online-Shopping neu zu erfinden.
Wie genau Künstliche Intelligenz ihren Weg in unseren Alltag finden wird, lässt sich nicht mit Sicherheit vorhersagen. Dennoch lassen sich bereits heute Anwendungsfelder für KI lokalisieren, die sich in Zukunft drastisch verändern werden. Betrachtet man den Kaufprozess auf einer E-Commerce-Plattform von Anfang bis Ende, bieten sich zahlreiche Schnittstellen für KI-gestützte Werkzeuge - und damit praktikable Ansätze für einen erfolgreichen Conversational Commerce.
1. Produktbeschreibungen
Es beginnt bereits bei der Produktbeschreibung. Bisher beschäftigen Unternehmen Mitarbeiter oder Agenturen, um Produktbeschreibungen zu erstellen oder in andere Sprachen zu übersetzen. Künftig wird es für KI ein Leichtes sein, in Minutenschnelle Beschreibungen für das gesamte Produktportfolio zu erstellen - egal, ob in Deutsch oder auf anderen Sprachen. Das Einsatzgebiet beschränkt sich aber nicht nur auf Produktbeschreibungen.
2. Produktsuche
Auch die Suche nach Produkten wird sich durch KI deutlich verbessern. Doch was bedeutet das genau? KI-Systeme werden in Zukunft in der Lage sein, die Suche auf E-Commerce-Websites zu vereinfachen, indem sie relevante Ergebnisse liefern und Suchanfragen sowohl verstehen als auch selbstständig interpretieren. Sie werden Suchergebnisse in natürlicher Sprache ausgeben und Informationen so aufbereiten, wie wir es von einem intelligenten Chat kennen.
3. Produktempfehlungen
Künstliche Intelligenz kann in Zukunft auch eine Beraterfunktion übernehmen. Auf Basis von Verhaltens- und Kaufdaten der Kunden wird KI den Shopbesuchern bald noch individuellere Produktempfehlungen geben. Damit könnte Künstliche Intelligenz ein absolutes Kundenbedürfnis befriedigen. Denn Kundinnen und Kunden wünschen sich zunehmend ein Einkaufserlebnis, das genau auf sie zugeschnitten ist. Wenn KI es Unternehmen ermöglicht, Personalisierung im Shop schnell und effizient anzubieten, sollte diese Chance genutzt werden.
4. Bestellungen und Lagerbestände
Künstliche Intelligenz wird auch neue Möglichkeiten für interne Prozesse eröffnen. Sie kann Unternehmen dabei helfen, Bestellungen und Lagerbestände zu prognostizieren, um sicherzustellen, dass sie stets über ausreichende Bestände verfügen. Dies ist besonders interessant, wenn ein Unternehmen über mehrere Lager verfügt oder saisonale Produkte anbietet. In diesem Fall kann die KI mit erstaunlicher Genauigkeit vorhersagen, wann mit einer Spitzennachfrage eines Produktes zu rechnen ist und wann der Lagerbestand vorerst nicht aufgestockt werden muss.
5. Testing
Aber auch im Backend wird KI die Arbeitsweise in Zukunft stark verändern. Aufwändige Tests und die Suche nach versteckten Bugs können in Zukunft schnell und effizient von Programmen übernommen werden. Auf diese Weise können Shopbetreiber Probleme auf ihrer E-Commerce-Plattform in Zukunft deutlich schneller und effizienter beheben.
6. SEO-Optimierung
Höhere Effizienz wird in Zukunft auch bei der SEO-Optimierung erreicht werden. Hier gilt ebenfalls: SEO-Optimierung wird bisher aufwändig von Menschen durchgeführt und folgt einem Muster, das von Künstlicher Intelligenz erlernt und eigenständig optimiert werden kann. Dank KI können Unternehmen schon heute Zeit und Kosten bei der Suche nach den richtigen Keywords im SEO sparen. Keyword-Recherchen können von Stunden auf Minuten beschleunigt und die Ergebnisse deutlich verbessert werden. Künstliche Intelligenz lernt und optimiert selbstständig. Auch in diesem Bereich werden wir in Zukunft noch viel von KI sehen.
Weitere Trends abseits von KI
Aber auch abseits der Pfade der künstlichen Intelligenz gibt es neue Megatrends, die Shopbetreiber unbedingt im Auge behalten sollten, um nicht von der Konkurrenz abgehängt zu werden.
AR/VR-Anwendungen bieten ungeahnte Möglichkeiten, eine Beziehung zwischen Kunde und Produkt herzustellen. Augmented und Virtual Reality können so die Brücke zwischen E-Commerce und physischem Einkaufserlebnis schlagen.
Gleich vorweg: Nicht jedes Produkt ist für AR/VR geeignet. Aber gerade, wenn es beispielsweise darum geht, sich ein Produkt im eigenen Lebensumfeld vorzustellen, ist diese Art der Anwendung unschlagbar und bietet dem Kunden einen echten Mehrwert. Denn mit solchen Anwendungen hebt sich der Online-Shop zusätzlich vom stationären Handel ab. Warum? Im stationären Geschäft kann man die Ware nicht einfach zum Ausprobieren mit nach Hause nehmen, um zu sehen, wie sich zum Beispiel das neue Ledersofa neben dem grauen Regal im Wohnzimmer macht.

Augmented Reality Anwendung bei Krass Optik
Y1 Digital AG
Die Zukunft wird schneller oder: Alles muss schnell gehen!
Doch wer von der Zukunft spricht, sollte sich auch mit der Großwetterlage im E-Commerce auseinandersetzen und Kundenbedürfnisse frühzeitig erkennen. Nur so kann der eigene Online-Shop robust für die Zukunft aufgestellt werden. Ein gutes Beispiel für die zunehmende Geschwindigkeit beim Online-Shopping ist Social Commerce. Video-Content, zum Beispiel auf Instagram, ist so kompakt, dass Kunden in Sechs-Sekunden-Clips zum Kauf animiert werden. Und was folgt? Ein Check-out, der zehn Minuten dauert. Kaufentscheidung und Kaufabwicklung stehen also in keinem Verhältnis, und die Kunden sind immer weniger bereit, das hinzunehmen. Mit anderen Worten: Alles muss schnell gehen. Insbesondere im E-Commerce sollten Unternehmen dieses Credo verinnerlichen, um erfolgreich zu sein.
Fazit
KI-basierte Technologien und andere Technologien wie AR/VR-Anwendungen werden das Online-Shopping erleichtern und verbessern. Tools wie etwa intelligente Chatbots werden im Sinne eines Conversational Commerce Ansatzes einen Mehrwert für den Kunden schaffen, indem das Einkaufserlebnis weiter personalisiert und der Kundenservice deutlich verbessert werden. Darüber hinaus ist Geschwindigkeit - insbesondere beim Checkout - ein wichtiger Punkt, den Shopbetreiber nicht vernachlässigen dürfen. Denn die Geduld der Konsumenten nimmt stetig ab. Im selben Atemzug wird aber auch die Effizienz interner Geschäftsprozesse wird durch KI-Anwendungen gesteigert.