
Recruiting-App aus "Höhle der Löwen" Talentcube: "Maschmeyer hat uns sehr weitergeholfen"
Talentcube wurde 2015 von Hendrik Seiler, Sebastian Niewöhner und Sebastian Hust (v.l.n.r.) gegründet.
Talentcube wurde 2015 von Hendrik Seiler, Sebastian Niewöhner und Sebastian Hust (v.l.n.r.) gegründet.
Zum letzten Mal in diesem Jahr durften am vergangenen Abend Gründer in der "Höhle der Löwen" pitchen. Ein Start-up, das Investor Carsten Maschmeyer von sich überzeugt hat, ist die Recruiting-App Talentcube. Wir sprachen mit den drei Gründern.
Der Herbst ist Löwen-Zeit. Vox beschert die Start-up-Show "Die Höhle der Löwen" phänomenale Einschaltquoten, es wird gepitcht was das Zeug hält. Die Investoren - IT-Spezialist Frank Thelen, Serien-Entrepreneur Carsten Maschmeyer, "Mr. Regal" Ralf Dümmel, Teleshopping-Queen Judith Williams und Familienunternehmerin Dagmar Wöhrl - sind gefragte Interview-Partner und wetteifern jede Woche um die besten und lukrativsten Start-ups. Eines, das in der gestrigen, letzten Ausgabe für dieses Jahr Carsten Maschmeyer überzeugt hat, ist Talentcube.
Die drei Gründer Hendrik Seiler, Sebastian Niewöhner und Sebastian Hust riefen die Recruiting-App 2015 ins Leben. Ihre Kritik: In Sachen "Mobile First" treten Human-Resources-Abteilungen weitgehend auf der Stelle: Die Bewerbungsverfahren sind aufwendig, kompliziert und können nicht über das Smartphone abgewickelt werden.
Das soll die Talentcube-App ändern. Über sie können Bewerber ihre Daten und Dokumente einstellen - und sich mit einer Video-Vorstellung dem potenziellen Arbeitgeber präsentieren. Unternehmen hinterlegen zu ihrer Stellenausschreibung drei individuelle Fragen, die der Bewerber im Clip beantwortet. Da sich die interessierten Kandidaten nicht darauf vorbereiten können, sollen Recruiter schon vor dem Bewerbungsgespräch einen authentischen und persönlichen Eindruck der Kandidaten bekommen. Diese wiederum haben die Möglichkeit, unabhängig von ihrem Lebenslauf mit Wissen, Ausstrahlung und ihrer Persönlichkeit zu punkten.
Warum ist der Recruiting-Markt aktuell so wenig "mobil-optimiert"?
Sebastian Hust: Leider haben viele Unternehmen das Thema Innovation und Digitalisierung im Bereich Human Resources in den letzten Jahren vernachlässigt, gerade wenn es um mobiloptimierte Anwendungen geht. Sie haben unterschätzt, wie schnell sich der Markt bewegt und dass 'mobile first' eben nicht nur für Themen rund um den E-Commerce eine große Rolle spielt, sondern wirklich in alle Lebensbereiche reinspielt - auch wenn es um das Thema Bewerbung geht. Gleichzeitig jedoch hat sich der Wandel bei den Bewerbern sehr schnell vollzogen: Für sie ist die Nutzung der Smartphones inzwischen selbstverständlich. Das ist vor allem in Zeiten gefährlich, in denen es oft nicht mehr die Unternehmen sind, die sich ihre Bewerber 'aussuchen'. Der Kandidat überlegt sich nämlich, welches Unternehmen ihm attraktiv erscheint und wo er arbeiten möchte. Die Firmen, die digital nicht auf der Höhe der Zeit sind, haben einen Nachteil.
Egal ob Monster.de oder Xing und Co: Alle großen Namen setzen jetzt schon stark auf Mobile Recruiting und bauen den Bereich immer stärker aus. Haben Sie keine Angst vor dieser Konkurrenz?
Hendrik Seiler: Nein, denn unser Konzept sieht anders aus: Wir sind kein klassisches Jobportal, sondern vielmehr ein Tool, das bei der Bewerbung genutzt wird. Das Besondere ist dabei, dass wir plattformübergreifend auf allen anderen Portalen als Bewerbungsmöglichkeit einsetzbar sind. Das heißt, die Firmen entscheiden sich dafür, eine App-basierte Bewerbung zu ermöglichen und weisen darauf in ihrer Stellenanzeige hin, die sie auf Monster und anderen Metaseiten schalten. Das Besondere bei Talentcube ist, dass Bewerber sich nicht nur mit einer schriftlichen Bewerbung beim Unternehmen vorstellen, sondern in einem Video-Interview direkt einen persönlichen Eindruck übermitteln. So erhalten Unternehmen gleich bei Bewerbungseingang einen sehr authentischen Eindruck vom Bewerber. Außerhalb dieser Einbindung in Stellenanzeigen können Bewerber sich mit unserer App aber auch initiativ bei jedem beliebigen Unternehmen bewerben, auch wenn dieses uns noch nicht einsetzt.
Wer ist eure Zielgruppe? Da Sie ja stark auf Video und Spontanität setzen, mag das für den ein oder anderen 'älteren' Bewerber befremdlich wirken…
Sebastian Niewöhner: Es stimmt natürlich, dass unsere Zielgruppe relativ jung ist. Das fängt mit den Digital Natives an, die zum Teil erst 16 Jahre alt sind und sich mit der App auf Azubi-Stellen bewerben. Ansonsten sind unsere klassischen Nutzer zwischen 18 und 35 Jahre alt. Wir stellen fest, dass das Alter gar nicht das Problem ist und uns inzwischen verstärkt auch deutlich ältere Bewerber nutzen. Es kommt eher auf die Art der Stelle an, wo der Einsatz einer Video-Bewerbung besonders viel Sinn macht - zum Beispiel bei Vertriebspositionen, in der Beratung oder in der Kommunikation.
Was sind eure Ziele für 2018 und wo seht ihr euch in fünf Jahren, gemessen am Umsatz und eurem Firmenausbau?
Hust: Wir haben für 2018 einiges vor. Das Team soll weiter ausgebaut werden und speziell im Vertrieb und in der Entwicklung wollen wir uns stärker aufstellen. Produktseitig werden neue Funktionalitäten dazu kommen. Langfristig soll immer stärker die themenübergreifende Unternehmens-Bewerber-Kommunikation sowie das aktive Recruiting in den Fokus gerückt werden. Hierbei wird Talentcube eine Plattform darstellen, über die ein Unternehmen auch aktiv nach passenden Kandidaten suchen kann. So werden wir von der Kandidatenansprache bis zur Einstellung den gesamten Prozess zwischen Unternehmen und Bewerber abbilden können. In ein paar Jahren wird dann die Internationalisierung kommen, da sich unser Geschäftsmodell und Produkt sehr gut expandieren und skalieren lässt.
Wie hilfreich war für euch der Auftritt bei DHDL?
Seiler: Wir glauben, dass uns der Auftritt einen starken Rückenwind geben wird: Die Höhle der Löwen ist eine ganz besondere Chance - auf keine andere Weise bekommt man so schnell so große Aufmerksamkeit und kann gleichzeitig vor fünf erfahrenen Unternehmern pitchen. Aus Investment-Sicht gilt: Nirgendwo sonst bekommt man so schnell eine konkrete Aussage, ob man für einen Investor interessant ist oder nicht. In unserem Fall hat der Deal mit Carsten Maschmeyer geklappt und schon jetzt spüren wir die Unterstützung durch das Team sehr stark - es war in den vergangenen Wochen und Monaten immer für uns da und hat uns gerade im Bereich Vertrieb unglaublich weitergeholfen.
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