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Deutsche Gründerszene Start-up-Chefs sind männlich und gut gebildet

77 Prozent der deutschen Start-ups werden im Team gegründet

Shutterstock/Goodluz

77 Prozent der deutschen Start-ups werden im Team gegründet

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Gründen ist in Deutschland noch Männersache: 90 Prozent der Start-ups werden von Männern ins Leben gerufen, 81 Prozent der Gründer absolvierten eine Hochschule, 49 Prozent starteten mehrere Firmen.

Besonders hoch ist die Dichte der Mehrfachgründer nicht in Berlin, sondern in Hamburg: Hier haben 58 Prozent der jungen Unternehmer mindestens schon einmal gegründet, in Berlin und München sind es nur 52 Prozent. Diese Einsichten in die deutsche Gründerszene und mehr stammen aus dem neuesten Start-up-Monitor, den der Deutsche Start-up-Verband in diesem Jahr zum zweiten Mal in Berlin vorlegt und für den mehr als 1.700 Unternehmer befragt wurden.

Die Untersuchung der High-Tech-Unternehmen verantwortet wiederum die Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin. "Mit dem Start-up-Monitor zeigen wir die Vielfalt im Gründerland Deutschland auf", sagt Florian Nöll, Vorsitzender des Start-up-Verbands, "er soll als Kompass der Politik Orientierung geben, was sie tun kann, damit Gründen in Deutschland einfacher und erfolgreicher wird."

Neben den Frauen fehlen der Gründerszene auch Immigranten und Ältere, vor allem aber fehlt das Risikokapital: 38 Prozent der Gründer bewerten den Zugang zum Risikokapital hier zu Lande als "schwer" oder "sehr schwer". Außerdem wachsen vor allem im High-Tech-Bereich, auf den sich der Start-up-Monitor konzentriert, die Anforderungen an eine Gründung: Neue Geschäftsmodelle sollten heute, das fordern insbesondere die Geldgeber, schnell einen Markt finden und Einnahmen generieren.

So steigen die Anforderungen an Gründer, die meisten von ihnen haben ein Studium abgeschlossen, außerdem werden 77 Prozent der jungen Unternehmen im Team gegründet: So können mehrere Kompetenzen ergänzt werden. Allerdings: Nur ein Bruchteil der Gründer beteiligt ihr Team an der Firma, laut Start-up-Monitor befinden sich lediglich sechs Prozent der Unternehmensanteile in der Hand von Mitarbeitern.

Nicht immer nur Neues

Es sind vor allem das Internet und die neuen Medientechnologien, die Gründer in Deutschland inspirieren: Jedes fünfte der betrachteten Unternehmen entwickelt Software-as-a-Service-Konzepte, etwa jeder Zehnte verfolgt ein E-Commerce-Modell oder bietet Services fürs mobile Internet.

Deutscher Start-Up-Monitor 2014

Doch Innovation basiert auch bei den High-Tech-Gründungen nicht immer gleich auf neuen Technologien, sondern viel häufiger auf neuen Geschäftsmodellen: Immerhin 47 Prozent der Gründer in Deutschland sind überzeugt davon, eine internationale Weltneuheit anzubieten. 16 Prozent setzen auf Technik oder Geschäfte, die in Europa noch weitgehend unbekannt sind, jeder Fünfte indes auf Angebote, die in Deutschland als neu gelten. Immerhin etwa jeder zehnte Gründer gibt aber auch zu, keine neuen Produkte oder Dienstleistungen zu bieten.

B2B und B2C in einem

Etwa jedes dritte Start-up adressiert sein Angebot an Geschäftskunden, jedes fünfte an Verbraucher. Und 45 Prozent sprechen beide Zielgruppen gleichzeitig an. Interessant ist dabei die regionale Verteilung: In München arbeiten Gründer öfter für die Verbraucher, in der Rhein-Ruhr-Region eher für Unternehmen, während Berliner Start-ups meistens beide Zielgruppen bedienen.

Ob in München, Berlin, Köln oder Hamburg: Etwa jeder zehnte Unternehmer kann sich einen Börsengang vorstellen. Drei von vier Gründern wollen ihrem Unternehmen auch treu bleiben, wenn die Mehrheit seiner Anteile an Konzerne oder Anleger geht. Fragt sich eigentlich nur noch, warum in Deutschland selten gegründet wird. Auch dafür hat der Start-up-Monitor eine Antwort: 63 Prozent der Gründer beklagen die Intoleranz gegenüber Fehlern und einem Scheitern. Der Mut, sich unternehmerisch weit hinauszuwagen, zählt im Fall eines Scheiterns in Deutschland nichts.

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