Münchner Webwoche Google trifft Münchner Gründer
Gründern fehlt der Optimismus in der "Weltstadt mit Herz"
Gründern fehlt der Optimismus in der "Weltstadt mit Herz"
Mit welchen Problemen kämpfen Start-ups in München? Was sollte hier besser werden? Darüber diskutierten Gründer mit Google-Experten im Münchner Büro des Konzerns während der Münchner Webwoche.
Am Eingang steht der obligatorische Kickertisch und natürlich gibt es auch eine Chill-out-Area inklusive Massagestuhl, Sitzsäcken, Keyboard und E-Gitarre, damit sich die Mitarbeiter zwischendurch auch mal ausruhen oder austoben können. Auch im Münchner Büro des Suchmaschinenkonzerns am Marienplatz gilt also: schöne bunte Google-Welt. Hier wird unter anderem am Google-Browser Chrome gewerkelt.
Im Rahmen der Müncher Webwoche 2015 trafen sich Google-Mitarbeiter zum Roundtable mit Gründern aus der Münchner Start-up-Szene, um mit ihnen über die größten Herausforderungen zu diskutieren, mit denen Jungunternehmen im digitalen Umfeld hier konfrontiert sind. Mit am Tisch saßen "Googler", die bereits selbst erfolgreich gegründet haben sowie Experten aus den Bereichen Produkt-Strategie, Sales, Business Development und Technologie.
Zu wenig Optimismus - und zu wenig Geld
Die Münchner sind ja bekannt als alte Grantler, viele Gründer vermissen hier den kalifornischen Optimismus. "Die positive Energie fehlt ein bisschen in Deutschland", meint etwa Greta Kreutzer, Mitgründerin von cosinuss, ein Start-up, das sich auf die Messung von Körpersignalen mittels Wearables spezialisiert hat: "Es wird immer nur auf die Probleme geschaut." Auch Jonathan Novak, COO und Mitgründer des Online-Butlers "James, Bitte", fehlt der Blick aufs Positive: "Ich wünsche mir für München, dass stolzer von Exits gesprochen wird. Die Deutschen reden nicht gerne darüber, wenn sie Erfolg haben - da sind die Amerikaner anders".
Viele Gründer tun sich außerdem schwer damit, in München das nötige "Kleingeld" zur Verwirklichung ihrer Vorhaben zu finden, auch das sei in den USA wesentlich besser. "Im Silicon Valley bekommt man für die gleiche Idee die fünffache Bewertung", beschreibt einer seine Erfahrungen. Hinzu komme, dass es schwer sei, die richtigen Leute zu finden, die einem weiterhelfen können.
Rechtzeitig mit dem Netzwerken beginnen
"Man muss sich ein Netzwerk aufbauen, das ist harte Arbeit", stellt Jürgen Weichert klar, der bei Google für strategische Partnerschaften in der DACH-Region zuständig ist und selbst bereits Erfahrungen mit der Gründung von Start-ups gesammelt hat: "Fangt mit dem Netzwerken nicht erst drei Monate bevor ihr das Geld braucht an", rät Weichert. Dazu gehöre auch, regelmäßig auf die entsprechenden Events zu gehen, um neue Leute in einem positiven Kontext kennenzulernen. Die richtigen Kontakte ergäben sich oftmals über mehrere Ecken, am besten sei immer eine persönliche Empfehlung. Neben dem Silicon Valley seien auch London und Tel Aviv gute Adressen, um zahlungskräftige Investoren zu finden.
Alle bleiben unter sich, es gibt wenig Kooperation - und wer kein gebürtiger Münchner ist, findet schwer Zugang zu einer der Cliquen. Auch diese Erfahrung teilen viele Gründer. Von Google wünschen sie sich, der Konzern möge die Themen Community und Kooperation verstärkt fördern. "Google versteht sich als Partner der lokalen Player", betont Dirk Primbs, der bei Google für den Bereich Developer Relations zuständig ist: "Meine Aufgabe ist es, mit Entwicklern befreundet zu sein". Primbs nennt die Google Developer Group als ein Beispiel für ein Austauschforum technischer Communities.
Austausch und Vernetzung ist das große Thema auf der Münchner Webwoche. "Wir wollen die verschiedenen Spieler und Segmente der zusammenwachsenden Digital- und Kreativwelt miteinander verbinden", sagt Inititator Wolf Groß im Interview mit INTERNET WORLD Business: "Gründerzentren, viele Initiativen, Organisationen und Firmen leisten eine tolle Arbeit, aber vieles geht leider auch im Kompetenzgerangel unter oder wird noch zu halbherzig angegangen."
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