
MOONOVA 2022 Knuspr, Delivery Hero, Bringoo: "Wir sind Gefährten auf der gleichen Mission"
Im Online-Lebensmittelhandel herrscht Bewegung - und viel Konkurrenz. Im Rahmen der MOONOVA 2022 haben Peter Hoffmann von Knuspr, Milena Lazarevska von Delivery Hero und Hasib Khan von Bringoo über die Entwicklungen der hart umkämpften Branche diskutiert.
Im Online-Lebensmittelhandel war es lange Zeit ruhig. Und Fakt ist: Nicht Amazon Fresh hat den Markt gepusht, sondern die Corona-Pandemie. Im Rahmen der MOONOVA 2022 haben Peter Hoffmann, Marketing Director von Knuspr, Milena Lazarevska, VP Customer Experience Quick Commerce bei Delivery Hero, und Bringoo-CEO Hasib Khan mit W&V-Chefredakteurin Verena Gründel über die unterschiedlichen Geschäftsmodelle sowie Chancen und Herausforderungen der Branche gesprochen.
Unterschiedliche Geschäftsmodelle
Auf Anbieterseite erweitert sich das Angebot fast wöchentlich - und damit auch der Wettbewerb. Und dabei verfolgen die Unternehmen die unterschiedlichsten Geschäftsmodelle: Der Online-Supermarkt Knuspr hat 2021 seine digitalen Pforten geöffnet und liefert vom Standort Garching aus die bayerische Landeshauptstadt und umliegende Gemeinden mit einem Vollsortiment mit großem Anteil an regionalen Produkten. Bringoo setzt schon seit 2020 auf blitzschnelle Lieferung und kooperiert dazu mit lokalen Partnern. Delivery Hero listet Restaurants auf seiner Internetplattform und liefert deren Speisen aus - hat sich damit aber vor kurzem aus dem deutschen Markt zurückgezogen.
"Mehrere externe Faktoren haben uns dazu veranlasst, uns neu zu orientieren. Wir denken immer noch, dass Deutschland sehr attraktiv ist. Es ist aber auch ein sehr wettbewerbsintensiver Markt in diesem Sektor, es herrscht großer Investitionsbedarf", sagt Lazarevska. Der Schritt erlaube es nun, Mittel auf attraktive Wachstumschancen in anderen Märkten und Geschäften zu verlagern.
"Auf dem Markt herrscht ein reges Treiben"
Allerdings: Tatsächlich schafft es kaum ein Anbieter aktuell, die entstehenden Kosten für die Liefersysteme zu refinanzieren. Alle drei Player seien aber optimistisch. Knuspr wolle im August 2023 profitabel sein, Delivery Hero rechne damit Ende 2023. "In naher Zukunft wird es eine schnellere Konsolidierung geben. Auf dem Markt herrscht ein reges Treiben", sagt Hoffmann. Und trotzdem stimmen alle überein, sich nicht ausschließlich als Konkurrenten zu sehen: "Wir sind eher Gefährten auf der gleichen Mission. Wir wollen die Art und Weise ändern, wie Menschen Lebensmittel einkaufen", so Hoffmann. Als wichtigste Faktoren, um in diesem Gebiet erfolgreich zu sein, nennt er Effektivität sowie die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Einheiten kombiniert mit Skalierung.
Auch das Segment E-Pharmacy sei laut der Roundtable-Teilnehmer stark im Kommen - und biete großes, überregionales Potenzial. "Nicht nur Berlin wird krank - auch kleinere Städte müssen beliefert werden", so Khan. "Generell gilt: Ein großer Teil der Bevölkerung - vor allem in nicht-urbanen Gebieten - ist im Hinblick auf die Online-Lieferung unversorgt. Dazu kommt der massive Wandel im Verhalten des Marktes. Die Leute arbeiten weiterhin vermehrt von zu Hause aus. Ich glaube, das ist eine gute Chance, sich jetzt mit dem richtigen Konzept zu etablieren. Zudem ist es nicht nur der Kunde, der das fordert, auch die Partner - also die Lebensmitteleinzelhändler - sind jetzt erst wirklich bereit." Auch Lazarevska ist überzeugt: "Der Markt ist sehr heiß - aber es herrscht trotzdem kein 'One Winner Takes it all'-Prinzip."
Unter dem Motto "Shaping the world of digital commerce and marketing" bietet die MOONOVA noch bis Freitag, 25. Februar 2022, ein spannendes Programm aus Vorträgen, Masterclasses, Interviews und Roundtables. Hier geht’s zum kostenlosen Ticket.