Rocket Internet: Die Samwers auf Eroberungskurs

Das Jahr 2015 war noch jung, da haben die Samwers bereits mit einigen großen Zukäufen ihr Rocket-Internet-Imperium vergrößert. Das Thema, das die Brüder Marc, Oliver (hier im Bild) und Alexander Samwer in diesem Jahr besonders groß schreiben, ist der Online-Lebensmittelhandel

Ende April übernimmt Rocket Internet die Wellness-Plattform Somuchmore. Im Monatsabo können User sich dort in Sachen Yoga, Pilates und Co weiterbilden

Im April erhält Ichwillmeinautoloswerden.de erhält finanzielle Unterstützung in Höhe von acht Millionen Euro. Der Marktplatzbetreiber erhält von Rocket Internet und Prime Ventures Netherlands insgesamt acht Millionen Euro. Kurz zuvor konnte Volo, der Lieferdienst des Start‐up Accelerators Wayra, Rocket Internet von sich überzeugen

Im September 2014 gab Rocket Internet bekannt, fünf internationale Ableger des Mode-Versenders Zalando in der Global Fashion Group (GFG) zu bündeln. In der GFG vereinen sich das in Lateinamerika tätige Dafiti, Jabong (Indien) Lamoda (Russland und GUS-Staaten), Namshi (Nahost) sowie Zalora (Südostasien und Australien). Ihr Wert: 3,5 Milliarden US-Dollar. Im April hat Rocket Internet auch einen CEO gefunden: Chef der GFG wird der frühere Amazon-Manager Romain Voog

Erst im vergangenen Jahr hat der Start-up Inkubator Rocket Internet seine Vermittlungsplattform für Reinigungskräfte Helpling in Deutschland gestartet - im März expandiert die Plattform in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sowie nach Australien und Singapur. Dort übernimmt Helpling den lokalen Konkurrenten Spickify, der ab sofort unter der Marke Helplling auftritt. Ein paar Wochen später, im April, überraschte Helpling mit zwei weiteren hochkarätigen Übernahmen: Das Rocket-Internet-Startup übernimmt seine Konkurrenten CleanAgents und Familienhelfer

Im März gab Rocket Internet bekannt ein weiteres Start-up zu gründen. Das neue Portal Intspa soll Buchungen für Wellness- und Schönheits-Behandlungen ermöglichen. Intspa soll zunächst in Italien starten und - wie bei Rocket üblich - mit einer Millionenfinanzierung für eine schnelle internationale Expansion an den Start gehen

Dass auch bei Superstars nicht immer alles rund läuft, zeigt Lendico: Die Kreditvermittlungsplattform aus Oliver Samwers Rocket-Internet-Imperium, steckt offenbar in Schwierigkeiten. Die Entwicklung in Spanien, Polen und Südafrika läuft demanch so schleppend, dass Lendico jetzt die Notbremse zieht: Die Rocket-Internet-Beteiligung will sich bis auf weiteres aus den drei Ländern zurückziehen

Nicht nur Xing setzt immer mehr auf die Jobssuche als Einnahmequelle: Auch Rocket Internet will mitspielen und bringt mit Everjobs Anfang März 2015 ein neues Jobportal für Wachstumsmärkte. Start ist in Sri Lanka und Myanmar, Asien und Afrika sollen folgen

Ran an den Agenturmarkt: Im Februar 2015 gründete Rocket Internet mit RCKT eine eigene Full-Service-Agentur. Unter dem Dach wird ein Großteil der 40-köpfigen Kommunikation gegliedert, Geschäftsführer ist Andreas Winiarski, PR-Chef des Berliner Unternehmens. Laut Winiarski fungierte die Abteilung bisher auch schon als eine Art interne Agentur. Sie kümmerte sich um die Markenkommunikation der Rocket-Start-ups. Ab einer bestimmten Größe musste Winiarski allerdings mit externen Dienstleistern um die Etats konkurrieren. Rocket Communications will auch externe Auftraggeber gewinnen. Zu Beginn startet der Dienstleister mit Produkt-PR, Unternehmens- und Krisenkommunikation, Markenkommunikation und Werbung sowie digitales und klassisches Corporate Publishing. Eine Videoeinheit wird gerade aufgebaut

Essenslieferungen aus dem Web sind voll im Trend - das zeigen Rocket Internets Zukäufe vom Februar 2015: Der Inkubator übernahm den Lieferdienst Talabat für rund 150 Millionen Euro. Talabat ist auch in Saudi Arabien, den Vereinten Arabischen Emiraten, Bahrain, Oman sowie Katar aktiv. Der neueste Zugang wird in der Einheit Global Online Takeaway Group gebündelt werden, die bereits die Rocket-Beteiligungen an Essens-Diensten vereint

In Zeiten von Share Economy und "Teilen statt Besitzen" boomen Wohnungsvermittlungsbörsen wie Airbnb. Die Portale selbst kassieren meist hohe Provisionen. Grund genug für die Samwer-Brüder, ihre eigene Unterkunftsvermittlung Nestpick im Februar auch in Deutschland zu starten. Zielgruppe des Rocket Internets-Ableger sind vor allem wohlhabende Studenten. Nestpick gibt es bislang in England, Frankreich, Spanien, Italien und den Niederlanden. Für acht deutsche Großstädte soll die Online-Plattform zum Start zur Verfügung stehen. Die Buchung der Unterkünfte erfolgt ausschließlich über das Internet.
Nestpick wurde im Mai 2014 in den Niederlanden gegründet. Rocket Internet stieg Ende 2014 ein. Nach Deutschland soll das Portal dieses Jahr auch in Österreich, der Schweiz, Skandinavien, Australien und die USA an den Start gehen

Dass sich der Markt für Online-Bringdienste konsolidiert, wurde schon lange erwartet. Im Februar tat Rocket Internet einen gewaltigen Schritt und gründete die Global Online Takeaway Group. Sie bündelt 30 Prozent des Foodpanda-Konkurrenten Delivery Hero und hundert Prozent der spanischen Plattform La Nevera Roja und der italienischen Plattform Pizzabo. 496 Millionen Euro zahlte Rocket allein für die Beteiligung an Delivery Hero
Seit dem IPO von Rocket Internet im vergangenen Oktober sieht die Start-up-Schmiede den Markt als eines ihrer Hauptbetätigungsfelder. Das Engagement erfolgt nicht ohne Grund: Das aktuelle Marktvolumen für den Online-Lebensmittelmarkt weltweit beziffert Rocket Internet auf 324 Milliarden US-Dollar. Es sei die "nächste Grenze des E-Commerce", so das offizielle Unternehmensstatement

Wochenmärkte erfreuen sich gerade in der Großstadt einer großen Beliebtheit. Im Januar 2015 verlagerte ein neues Rocket-Internet-Startup das Prinzip ins Internet. In Berlin startete die E-Commerce-Plattform Bonativo.de, die mit einem 15-köpfigen Team Berliner mit Lebensmitteln aus der Region versorgen und Produzenten zu mehr Reichweite verhelfen will. Über die Website können Nutzer aus einem Sortiment von mehr als 400 Artikeln wählen, die ausschließlich von lokalen Produzenten aus Berlin und Umgebung stammen. Insgesamt 25 solcher Produzenten sind zum Start an Board. Ein Großteil des Sortiments sind Bio-Produkte. Der Mindestbestellwert liegt bei 30 Euro.
Außer an Bonativo.de ist Rocket Internet auch an dem Lebensmittellieferservice Shopwings, dem Essenlieferanten Eatfirst, dem Abo-Lebensmittelkistendienst Hellofresh und Foodpanda beteiligt

Dass E-Commerce und Payment zusammen gehören ist offensichtlich. Im Dezember vergangenen Jahres hat das auch Rocket Internet erkannt: Die Start-up-Schmiede kooperiert seitdem mit Wirecard. Dadurch bekommen die Firmen der Rocket Internet Gruppe Zugriff auf die Dienste von Wirecard, wie zum Beispiel internationale Zahlungsakzeptanzen, Lösungen zur Betrugsprävention oder Bankdienstleistungen über die Wirecard Bank. "Unser Ziel ist es, einer der Internet-Marktführer außerhalb der USA und China zu werden. Da brauchen wir zuverlässige und verantwortungsbewusste Partner, die mit dieser Entwicklung Schritt halten und ebenso international wie wir denken", begründet Oliver Samwer, CEO von Rocket Internet, die Kooperation. Wirecard hofft seinerseits auf neue Kunden weltweit

Es gibt kaum ein Geschäftsfeld, in dem Rocket Internet nicht mitmischt. Ende 2014 kam der Travelbereich dazu. Als neuen Schwerpunkt rief der Inkubator den Reisebereich aus und nahm dazu im November vergangenen Jahres den Pauschalreise-Vermittler TravelBird sowie das indonesische Venture Traveloka in seine "Emerging Stars" auf
Am 2. Oktober 2014 ist Rocket Internet an die Börse gegangen, einen Monat später gab der Inkubator Zahlen für die Entwicklung einiger seiner Firmen bekannt: Die größeren, weiter entwickelten und als "Proven Winners" bezeichneten Unternehmen haben im ersten Halbjahr 2014 ihr Bruttowarenvolumen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdoppelt und ihre Marge um zwölf Prozentpunkte erhöht. Die kleineren "Emerging Stars" haben die Zahl der Bestellungen beziehungsweise Transaktionen knapp vervierfacht.