
Autohandel Mobile.de wird vom Vermittler zum Verkäufer - zumindest vorübergehend
Im Rahmen eines Modellversuches testet die Autobörse Mobile.de die Geschäftsmodelle der Konkurrenz. In begrenztem Umfang will das Portal selbst Autos im Netz verkaufen, doch dabei soll es auf Dauer nicht bleiben.
"Research online, purchase offline" - vor allem im Autohandel ist der einst von Google geprägte Begriff "ROPO" noch tägliche Praxis. Besonders bei der Suche nach Gebrauchtwagen haben Gebrauchtwagenbörsen im Netz den früher gebräuchlichen Kleinanzeigen in Tageszeitungen längst den Rang abgelaufen. Dass die Suche nach einem neuen Auto im Internet beginnt, ist heute die Regel - dass das Auto auch im Netz gekauft wird, ist dagegen immer noch die Ausnahme.
Marktführer Mobile.de hat seit seiner Gründung 1996 die Customer Journey vorgegeben: Händler oder Privatpersonen stellen die zum Verkauf stehenden Autos auf der Plattform ein, bei Interesse ruft der Kunde an oder schickt eine Mail. Der Rest läuft so wie seit hundert Jahren: Zum Standort des Autos fahren, Probefahrt, Preisverhandlung, Unterschrift unter den Kaufvertrag.
Wettbewerber wie Heycar oder Instamotion sind da bereits weiter. Sie vermitteln nicht nur Besichtigungstermine, sondern ermöglichen auch einen kompletten Kauf im Netz, das neue Auto wird dann auf einem Lkw frei Haus geliefert.
Wachsende Konkurrenz
Der wachsende Konkurrenzdruck hat jetzt offenbar auch Mobile.de dazu gebracht, sein Geschäftsmodell zu überdenken. Ab sofort will die Beteiligung des norwegischen Marktplatzbetreibers Adevinta auch selbst Autos verkaufen, auf eigene Rechnung und in eigenem Namen. Doch das soll offenbar nur ein Testballon sein, teilt das Unternehmen in einer Pressemeldung mit. "Mittelfristig streben wir ein offenes Kooperationsmodell an, bei dem Händler die Möglichkeit erhalten, ihren Bestand unter eigenem Namen per Online-Kauf auf unserer Plattform zu vermarkten", sagt Daniel Breves, Commercial Director bei mobile.de. In den kommenden Monaten wolle mobile.de den Handel im Rahmen von Fokusgruppen aktiv in die weitere Produktgestaltung einbeziehen.
Das vorsichtige Agieren des Marktführers hat Gründe. Denn seit seiner Gründung vor über 25 Jahren sucht Mobile.de den engen Schulterschluss mit dem stationären Autohandel. Inserate von privat bringen zwar Volumen ins Inventar, aber das eigentliche Geld verdient Mobile.de über Händler-Inserate. Ähnlich wie eBay - zu dem Mobile.de zwischen 2004 und 2020 gehörte - legte der Autohandels-Marktplatz immer Wert auf die Feststellung, nur Vermittler zu sein und nicht selbst zu verkaufen - also als Marktplatzbetreiber nicht mit seiner Kundschaft in Konkurrenz zu treten.
Perspektive: wieder Vermittler
Dabei soll es im Grunde bleiben. Perspektivisch will Mobile.de ein Angebot etablieren, das den kompletten Kauf eines Autos über die Plattform ermöglicht, wobei am Ende der Händler als Verkäufer auftritt und nicht die Plattform. Sollte dies auf Dauer gelingen, wäre das eine ernsthafte Ansage an den noch jungen Wettbewerb. Denn der hat zwar inzwischen mehr Erfahrung mit Verkauf und Fulfillment von teuren Einzelstücken. Dafür kann der Marktführer mit einer erheblich größeren Markenbekanntheit und Reichweite punkten.