
heycar-Chef Markus Kröger "Wir verstehen uns als Digitalisierungspartner des Handels"
Markus Kröger, CEO von heycar
Markus Kröger, CEO von heycar
heycar konkurriert als Online-Plattform für Gebrauchtwagen mit populären Playern wie mobile.de oder auto.de. Wie sich die Volkswagen-Tochter als Start-up gegen die Großen behauptet und wie sich die Online-Autobranche entwickeln wird, erklärt CEO Markus Kröger.
heycar ging 2017 an den Start. Die Tochter der Volkswagen Financial Services AG machte zu Beginn mit großen Worten von sich reden: "Wir wollen mobile.de und Autoscout24 von ihrem Thron stoßen", verkündete CEO Markus Kröger zum Launch. Man wolle und könne den Wettbewerbern das Geschäft mit Gebrauchtwagen im Netz nicht überlassen.
Knapp ein Jahr später erfolgte bereits die erste große Erfolgsmeldung: Im Herbst 2018 beteiligte sich der Autokonzern Daimler über eine Kapitalerhöhung an der Autobörse. Daimler stieg damals mit 20 Prozent bei der Mobility Trader Holding GmbH ein, die über ihre Tochter Mobility Trader GmbH die heycar-Plattform in Deutschland betreibt. Schon zum Start hatte es geheißen, heycar solle allen in Deutschland aktiven Automarken offenstehen, nicht nur den Volkswagen-Konzernmarken. Man sei auch für weitere Investoren offen.
Was nun, zwei Jahre später, der Stand der Dinge ist und wie man die großen Herausforderungen der Branche meistern will, erzählt heycar-Chef Markus Kröger im Interview.
Beim Thema "Gebrauchtwagen im Internet" ist die Konkurrenz mit auto.de, mobile.de, wirkaufendeinauto.de und Co groß. Was ist Ihr spezieller USP?
Markus Kröger: Bei heycar finden unsere Nutzer Gebrauchtwagen, die höchstens acht Jahre alt sind und maximal 150.000 km gelaufen sind. Alle Fahrzeuge auf unserer Plattform haben eine Garantie Police, die entweder vom Händler oder vom Hersteller ausgegeben wird. Die Angebote werden dabei ausschließlich von Händlern in Deutschland eingestellt, die unsere verbindlichen Standards erfüllen. Über unsere Plattform heycar.de bieten wir unseren Kunden also einen unkomplizierten Weg zu einem hochwertigen Gebrauchtwagen - von vielen Herstellern und aus allen Fahrzeugklassen. Dabei ist unsere Plattform frei von Werbung. So wird die Suche für den User nach dem passenden Auto nicht durch gekaufte Werbeplätze beeinträchtigt. Ein USP mit Blick auf unsere Handelspartner ist auch unser Provisionsmodell: Nur bei einer erfolgreichen Vermittlung erhalten wir eine Provision. Wir verstehen uns als Digitalisierungspartner des Handels.
Können Sie ein paar Zahlen nennen? Wie haben Sie sich seit Gründung entwickelt?
Kröger: In den knapp zwei Jahren, die wir mittlerweile am Markt sind, ist es uns gelungen, über 1.300 Händlergruppen mit etwa 4.000 Standorten als Partner für unsere Plattform zu gewinnen. Auf unserer Plattform finden die Nutzer ein Angebot an Fahrzeugen aller Modellreihen und Automarken wie VW, Audi, Mercedes, Kia, Skoda, Renault, um nur einige zu nennen. Insgesamt finden sich bereits rund 400.000 gelistete Fahrzeuge. In Berlin arbeiten Stand Juni 2019 mehr als 100 Kollegen für heycar.
Sie gehören zu Volkswagen, haben Daimler als Investor … Wie unabhängig sind Sie in der Praxis?
Kröger: Bei heycar arbeitet ein schlagkräftiges Team von engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die alle Themen rund um die Plattform betreuen. Mit Volkswagen Financial Services und Daimler Financial Services haben wir zudem Partner, die uns den Rücken stärken. Damit haben wir als Start-up Möglichkeiten am Markt, die anderen, jungen Unternehmen so nicht zur Verfügung stehen.
Wie sieht ihr Marketing aus? Auf welche Kanäle setzen Sie?
Kröger: Um unsere Zielgruppe zu erreichen und ihr heycar näherzubringen, setzen wir die gesamte Bandbreite der Marketingmaßnahmen und -kanäle ein. Dafür haben wir uns einen klaren, prägnanten Markenauftritt gegeben und bauen auf Online-Aktivierung. Haben Sie aber bitte Verständnis dafür, dass wir uns zu Details wie Budgets und konkreten Strategien nicht äußern.
Aktuelle Trends in Ihrer Branche sind Elektroautos, Digitalisierung sowie autonomes Fahren und Sharing-Angebote. Wie gehen Sie damit um, wie greifen Sie diese auf?
Kröger: Wir erwarten, dass in den kommenden Jahren die Nachfrage nach gebrauchten Elektrofahrzeugen in den kommenden Jahren stark anziehen wird. Auch "Mobility as a Service"-Angebote und autonomes Fahren werden einen Einfluss auf die Branche haben. Unsere Rolle als heycar sehen wir darin, unsere Handelspartner zu unterstützen. Gerade bei der Digitalisierung der Customer Journey möchten wir die Arbeit der Händler durch unser Angebot unterstützen.
Wie sehr muss sich die neue, junge Online-Autobranche denn am Ende konsolidieren? Oder anders gefragt: Können alle Anbieter in Zeiten von Tesla und anderer US-Anbieter überleben?
Kröger: Wir glauben an unser Geschäftsmodell und werden unser Wachstum auch in Zukunft fortsetzen. Wir arbeiten kontinuierlich an neuen Lösungen, die den sich ändernden Bedürfnissen unserer Nutzer, aber auch unserer Handelspartner gerecht werden. Unser Geschäftsmodell stellt das beste Angebot für den Kunden in den Vordergrund, basierend auf unserem großen Überblick über alle Hersteller und Händler hinweg. Wir wollen den Wettbewerbsdruck nicht auf die Kunden oder den Handel abwälzen, sondern bei der Gebrauchtwagensuche für alle Parteien ein fairer und kompetenter Partner sein.