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Thomas-Wagner

Fast 40 Millionen Euro Schulden Unister-Gruppe: Schneller Aufstieg, tiefer Fall

Thomas Wagner, CEO und Gründer von Unister, verstarb vor wenigen Wochen bei einem Flugzeugabsturz

Unister

Thomas Wagner, CEO und Gründer von Unister, verstarb vor wenigen Wochen bei einem Flugzeugabsturz

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Ein DNA-Abgleich hat nun den Tod von Thomas Wagner offiziell bestätigt. Ruhe kommt dennoch nicht in den Fall Unister. Mit fast 40 Millionen Euro Schulden steht Insolvenzverwalter Lucas Flöther vor einer Mammutaufgabe.

Dass die Unister-Gruppe in finanziellen Schwierigkeiten steckt, war auch schon vor Thomas Wagners Tod und der kurz darauf eingereichten Insolvenz bekannt. Nun aber wird klar, wie groß die Probleme tatsächlich sind. Demnach hat die Holding Verbindlichkeiten von 39,2 Millionen Euro aufgehäuft. Durch die Insolvenz sind bereits fast 90 Prozent der insgesamt gut 1.000 Beschäftigten betroffen.

Wie der Spiegel berichtet, entfallen gut 34 Millionen Euro auf einen Kredit der Versicherung Hanse Merkur - einem großen Kreditgeber der Unister Holding. Wagners Unternehmen "verfügt über liquide Mittel einschließlich eines Kassenbestandes in Höhe von 0,00 Euro" zitiert das Blatt Rechtsanwalt Nikolaus Petersen, die Verbindlichkeiten könnten also "ganz offensichtlich" nicht bedient werden.

Die weiteren Gläubiger sind nicht ganz eindeutig, offenbar kommen Schulden beim Finanzamt in Höhe von 800.000 Euro dazu, bei Yahoo soll die Firma mit 1,2 Millionen Euro in der Kreide stehen. Daneben gibt es diverse offene Zahlungen, etwa für Anwaltskanzleien in Höhe von 300.000 Euro, mal sind es auch 400.000 Euro. Auch die Kanzlei von Petersen bekommt noch 124.000 Euro von der Unister Holding.

Dazu kommen weitere Verbindlichkeiten der Tochterfirmen, laut Bild.de-Informationen soll auch Google mehr als zehn Millionen Euro offene Forderungen haben.

Zudem verhärtet sich nun der Verdacht auf Insolvenzverschleppung. Denn bereits am 8. April sei Thomas Wagner von Mitgesellschafter Daniel Kirchhof bei einer Gesellschafterversammlung aufgefordert worden, einen Insolvenzantrag zu stellen. Er wehrte sich aber, der Antrag erfolgte erst am 18. Juli.

Der Unister-Krimi

Die Unister-Geschichte liest sich inzwischen fast wie ein Krimi. Vor eineinhalb Wochen kamen Thomas Wagner, CEO und Gründer des Online-Reisevermittlers, sowie Mitgründer Oliver Schilling bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Nach zahlreichen Spekulationen hat jetzt auch ein DNA-Abgleich offiziell belegt, dass Wagner tatsächlich unter den Todesopfern ist.

Bereits kurz nach dem Unglück meldete das Unternehmen, das schon seit einiger Zeit in finanzieller Schieflage ist, Insolvenz an. Einen Tag später folgte dann das Tochterunternehmen Urlaubstours. Insgesamt sind bereits vier Töchter pleite - neben Urlaubstours auch U-Deals, die Unister Travel Betriebsgesellschaft mbH - sie betreibt zum Beispiel Fluege.de - sowie Unister GmbH mit Portalen wie Auto.de und Partnersuche.de.

Seit geraumer Zeit befindet sich die Unister-Gruppe in einer Umstrukturierungsphase. Bereits 2014 gliederte man die Travel-Sparte aus, um sie dann in eine AG umzuwandeln. Im Zuge dessen sind damals 200 Mitarbeiter entlassen worden. 2015 hat Unister weitere 150 Stellen gestrichen. Erst vor Kurzem verkaufte das Unternehmen außerdem das Portal Geld.de.

Mit der Verwaltung des Insolvenzverfahrens ist derzeit der Anwalt Lucas Flöther betreut. Unter dem Dach des Unternehmens Unister befinden sich rund 40 Internetunternehmen, darunter die Reiseportale Fluege.de und Ab-in-den-Urlaub.de.

Wagner und Schilling hatten sich auf dem Rückflug von Venedig nach Leipzig befunden, als das Flugzeug in ein Waldgebiet stürzte und ausbrannte. In Venedig soll Wagner bei der Abwicklung eines dubiosen Kreditgeschäfts um mehr als eine Millionen Euro betrogen worden sein. Im Koffer fanden die Ermittler Falschgeld.

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