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K5 in Berlin Rewe Digital: "Das Picken aus der Filiale ist ineffizient"

Auch Rewe wird - nach Real, Karstadt, MyToys, Intersport und Co - zum Marktplatz umgebaut.

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Auch Rewe wird - nach Real, Karstadt, MyToys, Intersport und Co - zum Marktplatz umgebaut.

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Anfang der Woche wurde bekannt, dass auch die Supermarktkette Rewe ihren Online Shop zum Marktplatz ausbauen will. Auf der "K5" in Berlin erzählte Johannes Steegmann, CMO von Rewe Digital, welche Pläne sein Unternehmen damit und im Online-Lebensmittelhandel der Zukunft verfolgt.

"Für Kunden ist es attraktiv, ergänzende Sortimente zu haben." Mit diesem Satz begründet Johannes Steegmann, CMO der Rewe-Tochter Rewe Digital, warum jetzt auch Rewe - nach Real, Karstadt, MyToys, Intersport und Co - zum Marktplatz umgebaut wird. Der eigene Online-Supermarkt führe 12.000 Artikel und damit in etwa so viel wie ein durchschnittlicher stationärer Supermarkt. Was im eigenen Sortiment fehlt, seien vegane Artikel, Spezialitäten oder Zusatzprodukte, die beispielsweise eine Mutter sucht, wenn sie einen Kindergeburtstag organisiert. 
 
Diese Sortimente sollen künftig über ein geschlossenes Marktplatzkonzept an das hauseigene Rewe-Sortiment angedockt und sehr offensiv in den Bestellprozess eingebaut werden. "Wir wählen unsere Partner sehr gezielt aus", sagt Steegmann, der sich dabei vor allem auf Kategorien wie Deko, Haushalt, Delikatessen, Spirituosen, Baby- oder Tierbedarf konzentrieren will. Das Interesse der Partner sei groß. "Über uns erreichen sie eine sehr spezifische Kundschaft", so Steegmann.

40 bis 60 Lebensmittel

Auch an seinen Learnings im generellen Online-Lebensmittelhandel ließ Steegmann die K5-Besucher teilhaben. Generell sei der mit dem klassischen Online-Handel einfach nicht zu vergleichen. Statt zwei bis drei Produkten bestelle der Kunde auf Rewe.de 40 bis 60 Lebensmittel. Der Einkaufsprozess dauere viel länger als in einem klassischen Online Shop, dafür würden Bestandskunden immer wieder das Gleiche bestellen. Darauf müsse man als Anbieter Rücksicht nehmen.
 
Auch die logistischen Herausforderungen seien größer: Die Ware muss frisch und der Fahrer pünktlich ankommen. Außerdem muss er freundlich sein, denn er sei das Gesicht des Händlers zum Kunden. "Wir haben viele Modelle ausprobiert", antwortet Steegmann auf die Fragen von K5-Veranstalter Jochen Krisch, warum Rewe nicht wie Amazon Fresh auf DHL setze. "Aber der Kunde vertraut einfach Rewe. Es macht einen Unterschied, ob ein T-Shirt geliefert wird oder frisches Fleisch."

Das größte Problem beim Filialpicking

Das Picken aus dem Supermarkt hat sich für Rewe als sehr ineffizient herausgestellt. So seien im stationären Supermarkt die Lebensmittel so platziert, dass sie für den Kunden optimal zu finden sind. Ein klassisches E-Commerce-Lager wäre nach Pickwegen optimiert. Darüber hinaus dürften die Online-Auslieferer sich im stationären Supermarkt nicht an der Wurst- oder Käsetheke vordrängeln, sondern müssten geduldig warten, bis die Kunden vor ihnen bedient wurden. Das größte Problem beim Filialpicking ist laut Steegmann aber, dass zum Zeitpunkt der Kundenbestellung nicht vorhersehbar sei, ob der bestellte Käse zum Zeitpunkt der Auslieferung auch noch verfügbar ist. Das sei in einem separaten Lager einfach besser prognostizierbar.
 
Aus diesem Grund - und weil sich die Online-Bestellungen regional auch sehr unterscheiden - hat sich Rewe entschlossen, in jeder Stadt regionale Lager mit regionalen Produkten aufzubauen. In einigen Städten wurde dies bereits realisiert. Die zu erzielenden Vorteile würden die immensen Investitionen rechtfertigen, so Steegmann. So könnten durch regionale Lager mehr Lieferzeiten angeboten werden, weil - anders als in einer Supermarktfiliale - auch 50 Lieferfahrzeuge gleichzeitig befüllt werden könnten. Darüber hinaus sei das Handling einfach viel effizienter.
 
Auf die Frage von Jochen Krisch, ob sich Rewe in Berlin durch die große Konkurrenz im Online-Lebensmittelhandel leichter oder schwerer tue als in anderen Regionen, hat Steegmann eine klare Antwort: "Für uns ist Berlin der stärkste Markt." Das Angebot belebe die Nachfrage und führe zu einer höheren Dynamik in der Branche. Ähnliche Effekte hätten sich auch in Großbritannien gezeigt. Der Kunde ist eher motiviert, die Online-Bestellung von Lebensmitteln auszuprobieren. Und im Idealfall ist er von der Convenience überzeugt.

Tech-Investor Frank Thelen indes sparte auf der "K5" in Berlin nicht mit flotten Sprüchen. Sein Credo: Die Zeiten, in denen man wie Oliver Samwer allein mit Marketing Knowhow Unternehmen groß machen kann, sind vorbei. Die nächste Welle wird von Menschen mit Hardcore-Tech-DNA geritten.

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