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Ritter Sport Einhorn

Ritter Sport und das Einhorn-Dilemma Was Online Shops gegen unerwartete Überlastungen tun können

Begehrtes Objekt: Die Einhorn-Edition von Ritter Sport

ritter-sport.de

Begehrtes Objekt: Die Einhorn-Edition von Ritter Sport

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Ritter Sports "Einhorn-Edition" sollte eigentlich eine große Marketing-Aktion werden, sorgte aber bei einigen Fans für großen Unmut. Wir zeigen, was Online Shops gegen unerwartete Überlastungen tun können.

Von Paul Kaffsack, Web-Performance-Experte und COO Myra Security GmbH

Eigentlich wollte Ritter Sport mit dem Verkauf seiner limitierten Sonderedition "Einhorn" nur dem Wunsch der Zielgruppe "Einhorn-Fans" nachkommen. Mit einer solchen Begeisterung der Fans hatte das Unternehmen aber nicht gerechnet: Die zahlreichen Shop-Besucher ließen die Webserver von Ritter Sport am ersten Verkaufstag am 1. November kurzum einknicken.

Auch ein zweiter Verkaufsstart am 14. November ließ die Server des Unternehmens einbrechen. Fans konnten nicht bestellen, bereits gefüllte Warenkörbe nicht ausgecheckt werden. Der Unmut unter den Fans, die aufgrund der nicht verfügbaren Website keine Einhorn-Schokolade bestellen konnten, ist groß.

Ritter Sport

Auch ein zweiter Verkaufsstart am 14. November ließ die Server des Unternehmens einbrechen

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Ob Verkauf einer Sonderedition, Super Sale, Newsletter-Traffic, Black Friday oder Weihnachtszeit: Marketing-Kampagnen und Rabattaktionen bringen mehr Besucher auf die Website als üblich. Das ist natürlich auch Ziel der jeweiligen Aktion, schließlich soll der Umsatz angekurbelt werden. Ist der Ansturm jedoch besonders groß und sind die Webserver auf die zusätzliche Last nicht ausgelegt, knicken die Server ein. Sie können die Last der Traffic-Peaks nicht schnell genug verarbeiten.

Die Folge: Die Website wird nur noch extrem verlangsamt ausgeliefert, Ladezeiten liegen im höheren einstelligen oder gar zweistelligen Sekundenbereich. Oder die Website ist - wie im Falle des Online Shops von Ritter Sport - für eine längere Zeit überhaupt nicht mehr verfügbar.

Jede Sekunde zählt

Bereits nach wenigen Sekunden Ladezeitverzug ist die Masse der Nutzer weg: Rund 65 Prozent warten nicht länger als 2,8 Sekunden auf das Laden einer Website. Danach schließen sie die Seite, ohne Produkte oder Preise gesehen zu haben.

Eine Sekunde mehr Ladezeit bei einem Online Shop führt zu zehn Prozent Umsatzeinbußen. Große Aktionen bremsen mit Traffic Peaks also nicht nur das Tempo einer Website, sondern auch den Umsatz des Unternehmens.

Großaktionen überfordern Webserver

Der Ausfall des Online Shops von Ritter Sport ist kein Einzelfall. Gerade auch in der für den E-Commerce entscheidenden Zeit vor Weihnachten spielen Serverüberlastung und -ausfall eine große Rolle. Wie viele Nutzeranfragen (Requests) wie schnell beantwortet werden können, hängt unter anderem von der eingesetzten Hardware und Auslastung des Hosts ab.

Die Kapazitäten der meisten Webshops sind nur auf eine begrenzte Anzahl von Requests ausgelegt. Bei normalem Traffic-Verhalten reicht diese Anzahl aus. Treffen aber um ein Vielfaches mehr Requests auf den unvorbereiteten Server, ist dieser schlichtweg überfordert und kann nicht mehr antworten.

Im Notfall: Seiten-Caching für vorübergehende Entlastung

Wie lässt sich also mit der unerwarteten Höchstlast umgehen? Die großen Lastteile müssen so schnell wie möglich weg vom Server. Wer schnell handelt, kann durch Caching der Seiten für vorübergehende Entlastung des Servers sorgen.

Abhängig vom genutzten Plugin oder den eigenen Konfigurationen des Shopsystems hat das Web-Caching aber nur geringen Erfolg: Ist die Anfragenlast bereits auf dem Server, ist es meist schon zu spät. Die Ladezeit steigt anschließend wieder oder die Seite ist offline.

Zusätzliche Ressourcen einbinden

Wer seinen Online Shop oder seine Website vor Serverüberlastung schützen möchte, muss sich bereits im Vorfeld mit dem Thema befassen. Eine der naheliegendsten Möglichkeiten für die Entlastung: mehr Hardware. Mehr Maschinen beim Hoster bringen mehr Kapazität für die Verarbeitung der Anfragen. Das lässt sich - je nach Budget - nahezu unendlich skalieren.

Hier ist abzuwägen, inwiefern die zusätzlichen Kapazitäten tatsächlich benötigt werden. Meist nutzen Online Shops bereits die Anzahl der Server, die ideal auf ihre Anforderungen abgestimmt ist. Zusätzliche Server, die nur zu Zeiten der Lastspitzen genutzt werden, wären somit häufig arbeitslos. Bei cloudbasiertem Hosting lässt sich die Shop-Applikation ohne zusätzliche physische Hardware skalieren.

Hierfür können Konfigurationen und Regelsätze zur Hardware-Auslastung je nach Anforderung angelegt werden. Bei plötzlichem Lastanstieg skaliert die Website dann automatisch. Zu beachten ist jedoch, dass bei cloudbasiertem Hosting kein Einfluss auf die benutzte Hardware besteht. Je nach Serverkonfiguration des Anbieters kommt es deshalb in der Regel auch hier zu Verzögerungen bei der Ladezeit.

Inhalte zwischenspeichern für mehr Kapazität

Caching bringt im Falle von Anfragenspitzen schnelle Entlastung. Die Inhalte sollten deshalb zum Großteil cache-bar sein. Vor allem bei Bildern, Logos und statischen Inhalten verringert das Zwischenspeichern die Paketmenge pro beantworteter Anfrage. Die Caching-Regeln des Shopsystems sowie die Cache-Header der jeweiligen Objekte müssen optimal angepasst sein.

Gerade für Online Shops oder Websites mit vielen Elementen wie Bildern oder Videos ist es sinnvoll, die Website über ein Content Delivery Network (CDN) ausliefern zu lassen. Das schon vorhandene Browser-Caching des Shops kann dabei auf den Caching-Layer des CDN gespiegelt werden.

Caching-Tools des CDN sorgen für die nötige Entlastung: Einstellungen wie "Cache revalidate" reduzieren die Serverlast noch weiter, indem Inhalte nur noch dann im CDN aktualisiert werden, wenn sie wirklich verändert sind und aktualisiert werden müssen. Der Webserver muss somit deutlich weniger Elemente ausliefern und hat mehr Kapazitäten frei für zusätzliche Anfragen.

Einige CDNs haben zusätzlich die Funktion, Bilder dynamisch für die jeweiligen Endgeräte zu skalieren. Ein großer Arbeits- und Auslieferungsaufwand, den sich der Browser des Nutzers und auch der Prozessor des Webservers sparen. Die Kapazitäten bleiben frei für eine schnellere Ladezeit und die Beantwortung weiterer Nutzeranfragen.

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