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Marco Gehlken

Mein-Kondom.de "Wie mymüsli - nur eben für Kondome"

Marco Gehlken, Leiter Marketing und Vertrieb beim Kondomhersteller CPR

CPR

Marco Gehlken, Leiter Marketing und Vertrieb beim Kondomhersteller CPR

CPR

Von der Industrie zum Webshop-Betreiber: Der Kondomhersteller CPR hat vor wenigen Monaten Mein-Kondom.de gelauncht. Wie die erste Bilanz ausfällt und was für die Zukunft geplant ist, erzählt Marketing-Leiter Marco Gehlken.

Vom Hersteller zum Webshop-Betreiber: Diesen Trend verfolgen immer mehr Unternehmen. Denn warum sollte man sich das lukrative B2C-Geschäft im Web durch die Lappen gehen lassen? Das dachte sich auch der Kondomhersteller CPR und launchte Anfang des Jahres den Online Shop Mein-Kondom.de.

In welchem Verhältnis steht das Unternehmen CPR zum Online-Kondom-Shop mein-Kondom?
Marco Gehlken: Also die CPR ist ein deutscher Kondomhersteller. Vor etwa drei Jahren ist die Idee entstanden, dass wir als Hersteller in die B2C-Vermarktung im Internet einsteigen. Letztendlich sind wir dann im vergangenen Jahr in die operative Umsetzung gegangen. Gelauncht haben wir den Shop mein-kondom.de im Januar. Neben unseren hergestellten Produkten bieten wir allerdings auch andere marktführende Artikel an. An dieser Stelle fungieren wir damit auch als Einzelhändler im Web.
 
Aber laufen Sie damit nicht Gefahr, Ihr eigenes Geschäftsmodell zu kannibalisieren?
Gehlken: Theoretisch ja. Aber mittlerweile macht das so gut wie jeder Hersteller. Es gibt sowohl einen Ritex Online Shop wie auch einen Billy Boy Webshop. Es ist zwar schon ein Damoklesschwert, das da im Hinblick auf die Partnerschaft mit den Händlern über einem hängt, aber es ist heute für eine Marke unerlässlich, allumfassend die Produkte zu präsentieren. Unsere Eigenmarken vertreiben wir nur im Fachhandel und online. So versuchen wir mit unseren Kunden im Hinblick auf die Vertriebskanäle in keinen Zielkonflikt zu geraten.

Sie bieten mehrere eigene Marken an. Warum und wo liegt der Unterschied?
Gehlken: Sico ist schon seit langer Zeit eine Marke der CPR, die aber bis Mitte 2015 ausschließlich international vermarktet wurde. Unsere jüngste Neuentwicklung ist "the crazy monkey condoms", die vor allem eine junge Zielgruppe adressiert. Bei diesem frechen, provokativen und mutigen Konzept haben uns vor allem die sozialen Medien ordentlich gepusht und dabei geholfen, die Marke schnell auszubauen. Mein-Kondom als Kondommarke war ursprünglich gar nicht geplant. Unser Kernkonzept des Shops war ja die individuelle Kondombox, bei der der User die Möglichkeit hat, sich sein Sortiment persönlich zusammenzustellen. Das Ganze funktioniert ähnlich wie bei mymüsli - nur eben auf Kondome übertragen. Aufgrund des großen Erfolgs haben wir uns dazu entschieden, auch eine eigene Marke für unseren Online Shop zu produzieren.
 
Was waren zu Beginn die größten Hürden?
Gehlken: Die größte Herausforderung bei der Entwicklung der Kondombox war die Dokumentation. Denn Kondome sind immer noch ein Medizinprodukt, bei dem wir eine Chargenrückverfolgung gewährleisten müssen. Letztendlich haben wir aber für dieses Problem eine gute Lösung gefunden. Bei dem 22er-Testbeutel hatten wir dieses Problem zum Beispiel nicht, da der Beutel immer die gleiche Bestückung hat. So stylisch Kondome mittlerweile sind, es sind Artikel, die dem Medizinproduktegesetz unterliegen. Daher ist es oft nicht so einfach, neue kreative Ideen umzusetzen. Ansonsten lief unser Start gut. Wir hatten zu Beginn etwas Performance-Probleme mit der Webseite, aber die waren schnell behoben.

Bilanz nach etwa sechs Monaten im Web

Mein-Kondom.de ist seit knapp sechs Monaten online. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Gehlken: Positiv überrascht hat uns, dass sich die Mein-Kondom-Box zum Top-Seller entwickelt hat. Eingeführt haben wir sie vor allem, weil wir sie als kommunikatives Aushängeschild und Alleinstellungsmerkmal nutzen wollten. Wir sind aber nicht davon ausgegangen, dass die Box so ein Verkaufsschlager wird. Wir stellen auch bereits fest, dass wir eine hohe Anzahl an Zweitkäufern verzeichnen können. Das freut uns natürlich besonders und zeigt, dass die Nutzer mit unseren Produkten und unserem Service zufrieden waren.

Was uns auch freut, ist, dass wir einen relativ hohen Frauenanteil mit 55 Prozent verzeichnen und die User unsere Seite vermehrt über mobile Endgeräte ansteuern. Der mobile Anteil liegt mittlerweile bei über 50 Prozent. Das zeigt uns, dass unser responsives Design hervorragend läuft.
 
Warum glauben Sie ist der Frauenanteil bei Mein-Kondom höher als der Männeranteil?
Gehlken: Bei Mein-Kondom.de haben wir von Beginn an drauf geachtet, dass wir im gesamten "Look and Feel" unisex, wenn nicht sogar eher feminin, auftreten. Das führt dazu, dass gerade weibliche User gerne auf Mein-Kondom.de stöbern und einkaufen.

Warum bieten Sie neben Kondomen auch Sex Toys an?
Gehlken: Im Grunde geht es darum, den Warenkorb etwas in die Höhe zu treiben. Zudem ist es mittlerweile oft so, dass diese Warengruppen zusammengehören. Das stellt man nicht nur im Online Shop fest, sondern auch im Einzelhandel. Dort finden sich mittlerweile auch im Drogeriemarkt der Vibrator und das Gleitgel im Regal neben den Kondomen. Heute ist es nicht mehr so, dass diese Produkte ein schmuddeliges Image haben.

Wie wollen Sie sich gegen Konkurrenten wie zum Beispiel Einhorn behaupten?
Gehlken: Derzeit herrscht ein enormer Hype um Einhorn, was auch ihrer tollen Marketingarbeit geschuldet ist. Doch letztendlich hat das Start-up auf den Markt so gut wie keine Auswirkungen. Wir haben mit Mein-Kondom.de einen Online Shop, der sich nicht verstecken braucht.

Stichwort Nachhaltigkeit und vegane Produkte. Wie sind Sie in diesem Bereich aufgestellt?
Gehlken: Wir haben uns in diesem Bereich bereits dahingehend aufgestellt, dass wir vegane und auch fair gehandelte Kondome in unserem Sortiment haben. Und das bereits seit drei Jahren - sowohl für unsere Kunden als auch für unsere eigenen Marken. Hinzu kommt, dass wir - anders als einige Konkurrenten - ausschließlich in Deutschland produzieren.
 
Welche Strategie fahren Sie im Bereich Online Marketing?
Gehlken: Natürlich bespielen wir die ganze Google-Maschinerie. Mit unserer gezielten Suchmaschinenoptimierung sind wir sehr erfolgreich. Das hilft uns insbesondere auch bei unserem organischen Wachstum. Auch in Googles Anzeigenbereich haben wir einiges ausprobiert - unter anderem Google Shopping und Google Adwords. Bei Google Shoppping-Ads haben wir aber festgestellt, dass sie für unsere Kategorie wenig Sinn machen, da die Preise extrem hoch sind. Im Social-Media-Bereich haben wir ebenfalls Anzeigen geschaltet. Allen voran bei Facebook und Instagram. Bei Facebook erkennt man schon eine direkte Auswirkung auf die Sales, bei Instagram geht es eher darum, die Markenbekanntheit zu steigern.

Kondome als Werbemittel sind definitiv gefragt

Sie bieten auch individuell gestaltete Kondompackungen an, sowohl für Endverbraucher als auch für Unternehmen als Give-aways. Wie wird dieses Angebot angenommen?
Gehlken: Im Privatbereich wird der Service eher weniger genutzt, da es erst ab einer Menge von 100 Kondomen möglich ist und bei dieser Stückzahl der Preis auch noch relativ teuer ist. Dennoch werden zum Beispiel für Junggesellenabschiede oder Partys individuelle Kondome geordert. Firmen nehmen das Angebot vermehrt an. Oft kontaktieren sie uns aber direkt und bestellen nicht über den Shop. Unter anderem, weil sie eine Druckvorlage möchten, bevor sie den Auftrag erteilen. Kondome als Werbemittel sind definitiv gefragt. Es ist in jedem Fall mal etwas anderes als ein Kugelschreiber.
 
Wie viele Aufträge von Unternehmen erhalten Sie für individuelle Kondompackungen?
Gehlken: Im Monat werden das in etwa um die zehn Aufträge sein. Allerdings werden dabei sehr oft hohe Stückzahlen von 100.000 bis 500.000 Stück bestellt.

Wie viele Kondome haben Sie bisher über den Online-Shop verkauft?
Gehlken: In den letzten sechs Monaten haben wir über unseren Online Shops rund 1,5 Millionen Kondome verkauft.

Präsenz auf Online-Marktplätzen

Sie verkaufen auch über eBay und Amazon, warum sind Sie dort aktiv?
Gehlken: Es geht uns hier primär um die Präsenz unseres gesamten Produktportfolios. Da wir als Hersteller auch Amazon-Power-Seller als Kunden haben, bieten wir die Kondome zu einem relativ teuren Preis an. Denn wir wollen nicht auf eBay und Amazon mit anderen Verkäufern unserer Produkte in Konkurrenz treten.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Gehlken: Der Fokus liegt auf jeden Fall auf dem Wachstum. Aber auch auf der Ebene der Produktentwicklung und im Servicebereich planen wir neue Innovationen. Insbesondere bei der Weiterentwicklung der Kondombox gibt es bereits Ideen.

Ab kommender Woche bieten wir außerdem "Briefkastenkondome" an. Das sind Kondompackungen, die so gestaltet sind, dass sie in einen 1,45 Euro-Umschlag passen und somit auch in den Briefkasten. Der Vorteil: Man muss das Kondompacket nicht beim Nachbarn abholen, falls man bei der Lieferung nicht zu Hause war und die Versandkosten sind natürlich geringer.
 
Gibt es Expansionspläne?

Gehlken: Ja, wir weiten den Shop gegen Ende des Jahres nach Südamerika aus, da wir als CPR Gruppe dort am Markt sehr präsent sind. In diesem Zuge planen wir auch in den Großstädten Kooperationen mit Motorradlieferanten, sodass wir eine Lieferung in einem relativ kurzen Zeitfenster nach Eingang der Bestellung garantieren können.

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