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Marktplatz für Selbstgemachtes DaWanda macht dicht - Etsy integriert Händler

Der Online-Marktplatz DaWanda schließt zum 30. August seine Pforten.

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Der Online-Marktplatz DaWanda schließt zum 30. August seine Pforten.

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Konsolidierung auf dem Markt für Handmade-Produkte: Der Online-Marktplatz DaWanda gibt seine Geschäfte zum 30. August auf. Im Zuge einer Kooperation integriert Wettbewerber Etsy dessen Händler - übernimmt aber keine Mitarbeiter oder Vermögensbestände.

Das kommt überraschend: Der deutsche Online-Marktplatz DaWanda schließt seine Pforten - zum 30. August dieses Jahres ist Schluss. Gleichzeitig gibt das Unternehmen eine Vereinbarung mit Etsy - dem großen Wettbewerber aus den USA - bekannt. Im Zuge dieser sollen DaWanda-Händler und -Käufer auf Etsys Plattform migrieren. Nicht Bestandteil des Deals ist eine Übernahme von DaWandas Mitarbeitern sowie dessen Vermögensbeständen.

Die vergangenen zwei Jahre waren für DaWanda schwierig. Im Mai 2017 hatte Rocket Internet, mit 8,6 Prozent an dem Unternehmen beteiligt, sein Investment in den Handmade-Marktplatz im Rahmen einer internen Bewertung kräftig abgewertet: 2,8 Millionen Euro soll die Dawanda-Beteiligung demnach Ende 2016 noch wert gewesen sein - Ende 2015 waren es noch sechs Millionen ­Euro. Hinzu kam: 60 Mitarbeiter - ein Viertel der Belegschaft - mussten 2017 entlassen werden, die Geschäfte wurden daraufhin neu geordnet.

Es schien so, als ob die Schritte zu den erhofften Verbesserungen geführt hätten: 2017 stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 21,4 Prozent auf 16,4 Millionen Euro. Das Ebitda verbesserte sich von minus vier Millionen auf minus eine Million Euro. Und: Erstmalig habe man im Herbst 2017 die Profitabilität erreicht und arbeite seit dem vierten Quartal kostendeckend. Umso verwunderlicher erscheint daher die aktuelle Entwicklung.

Nahtlose Integration der Käufer und Verkäufer

In den kommenden Monaten wollen beide Teams an einer nahtlosen Integration der Käufer und Verkäufer arbeiten. Die DaWanda-Händler sollen ihre Shops ab dem 2. Juli "unkompliziert und kostenfrei" in Etsy einbinden können. Um die Migration möglichst erfolgreich über die Bühne zu bringen, will der Marktplatz viel in Technik, Kunden-Support und Marketing investieren. So soll etwa die polnische Webseite übersetzt und die Bezahlmöglichkeiten auf der deutschen Webseite ausgebaut werden. Dazu kooperiert Etsy mit Klarna.

Das Aus von DaWanda nutzt Etsy also für eine längst überfällige Deutschland- und Europa-Expansion. Der deutsche Markt sei schon lange einer von Etsys Kernmärkten gewesen, man habe dort bereits viel investiert. Aktuell sitzt Etsy global auf 35 Millionen aktiven Käufern, es gibt mehr als 50 Millionen Produkte.

"Dieselben Werte und Ideale"

DaWanda wurde 2006 von Claudia Helming und Michael Pütz in Berlin gegründet. Schnell mauserte sich der Online-Marktplatz zu einem der führenden Anbieter für Selbstgemachtes in Deutschland und Europa. Nach eigenen Angaben verkauft das Portal über vier Millionen Produkte, im vergangenen Jahr standen rund zwei Millionen aktive Käufer mit über 70.000 aktiven Verkäufern in Kontakt. DaWandas Käufer und Verkäufer im DACH-Raum und in Polen sollen quasi deckungsgleich mit Etsys sein. Das wiederum gibt dem 2005 in New York gestarteten Wettbewerber nun die Chance, relativ einfach und schnell zu expandieren und seine Präsenz in diesen Ländern auszubauen.

"Etsy teilt viele Werte und Ideale mit DaWanda. Die Plattform legt ihren Fokus darauf, Unternehmer/innen zu fördern, lebt Kreativität und stellt menschliche Beziehungen in den Vordergrund. Hinzu kommen Aspekte wie Internationalität und Reichweite. Ich bin zuversichtlich, dass unsere Community als Teil von Etsy weiter gedeihen wird", betont DaWanda-CEO Claudia Helming.

Mit der DaWanda-Integration scheint Etsy nahezu konkurrenzlos - gäbe es da nicht Amazon Handmade. Der Online-Markplatz ist in Deutschland seit September 2016 am Start. Händler müssen sich, um auf Amazon Handmade verkaufen zu dürfen, bewerben. Nur wer daraufhin eine Einladung des E-Commerce-Riesen erhält, kann seine selbstgemachten Produkte dort anbieten. Wie auch bei DaWanda sind industriell hergestellte Artikel tabu.

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