
Omnichannel-Offensive ECE und Otto vernetzen Einkaufswelten
ECE-Chef Alexander Otto und Otto-Chef Alexander Birken bündeln ihre Kräfte (v. li.)
ECE-Chef Alexander Otto und Otto-Chef Alexander Birken bündeln ihre Kräfte (v. li.)
Shopping-Center haben die Digitalisierung lange verschlafen. Jetzt scheinen sie aufgewacht zu sein: Otto will auf Otto.de die lokalen Sortimente von Händlern aus den ECE-Shopping-Centern einbinden und so das Online-Angebot von Otto um lokale Bezugsquellen erweitern.
Der Hamburger Online-Händler Otto erweitert seinen Plattformgedanken um Produkte und Marken aus dem stationären Handel - und ist in diesem Punkt seinem Kontrahenten Amazon voraus. In Zusammenarbeit mit dem Shopping-Mall-Betreiber ECE, der auch eine Konzernschwester ist, will Otto die Vorteile des stationären und des Online-Geschäfts verbinden.
Ab sofort sollen lokale Sortimente von Handelsunternehmen und Markenartiklern online auf Otto.de eingebunden werden. Kunden können dann die neuesten Sneaker online reservieren und stationär abholen oder die neue Spielekonsole online bestellen und von einem lokalen Partner vor Ort taggleich nach Hause liefern lassen.
"Zwei Marktführer im Online-Geschäft und im stationären Geschäft kommen hier zusammen", sagt ECE-Chef Alexander Otto. "Und sowas gibt es bislang nicht in Deutschland". Die Dimension des Projekts lässt sich auch beziffern: 1,6 Millionen Online Visits pro Monat treffen auf 4,2 Millionen Kunden in 200 Centern, wobei zugegebenermaßen nur 90 davon in Deutschland liegen.
Auch Zalando mischt mit
Dass es ein spannender Ansatz ist, das Online-Sortiment um stationäre Sortimente zu ergänzen, hat auch Zalando schon vor Jahren entdeckt. Doch während sich die Berliner den Zugang zu jedem Retailer einzeln erarbeiten müssen, hat Otto die Kontakte durch die ECE quasi schon im Haus.
Dass es so lange dauerte, bis dieser Schatz geborgen wurde, liegt an der Technik. "Uns fehlte für eine werthaltige Zusammenarbeit lange die technische Basis", erklärt Alexander Will, Geschäftsführer der Stocksquare GmbH, einem neuen gemeinsamen Joint Venture von Otto und der ECE, das die Vernetzung der beiden Einkaufswelten vorantreiben soll. "Die Verbindung stationärer Angebote von Händlern in unseren ECE-Centern mit Otto.de setzt voraus, dass die Produktdaten der Händler digital verfügbar und aufbereitet sind. Als wir unser Digital-Mall-Projekt gestartet haben, war dies für viele Händler noch Neuland. Wir haben da echte Pionierarbeit geleistet." Mittlerweile könnten viele Händler aber die Voraussetzungen erfüllen.
Technische Grundlage für das Projekt ist die "Digital Mall", mit der das ECE seit einiger Zeit die lokalen Produktverfügbarkeiten aus den Websites und Apps der Center anzeigt.
Die Produktrecherche ist erst der Anfang
In der ersten Ausbaustufe können Kunden auf Otto.de online sehen, ob ein Artikel in einem nahegelegenen Store, etwa in einem ECE-Shopping-Center, vorrätig ist. Zukünftig werden die lokalen Services um weitere Bausteine erweitert.
Geplant sind eine Reservierungsfunktion für stationär verfügbare Artikel sowie die Möglichkeit, lokal verfügbare Produkte online über Otto.de zu bezahlen. Zudem wird künftig eine taggleiche Lieferung aus dem Center an eine Wunschadresse im Umkreis möglich sein. Die Center fungieren dabei als lokale Warenlager und Auslieferungs-HUBs.
Schnell von der Idee des Connected Commerce überzeugen ließen sich offenbar Marc O'Polo, Reno, Brax, Ulla Popken und die Konzernschwester SportScheck. Sie sind ab sofort mit ihren lokalen Sortimenten auf Otto.de vertreten. 20.00 Artikel werden auf Otto.de zum Start angezeigt. "Von den meisten Pilotpartnern spielen wir bereits zum Start die Verfügbarkeiten der kompletten nationalen Filialnetze aus", erzählt Will.
Bundesweites Angebot
Das betrifft nicht nur die rund 90 ECE-Center in Deutschland, die von 60 Prozent der Bevölkerung innerhalb von 30 PKW-Fahrminuten erreicht werden können. Von Ulla Popken beispielsweise sind auch über 200 Stores über Stocksquare an Otto.de angeschlossen. "Da kann man durchaus von einem bundesweiten Angebot sprechen", so Will.
Die Einbindung weiterer Artikel, Stores und Partner folgt sukzessive. "Technisch gesehen können und wollen wir auch mit lokalen Verfügbarkeiten von Händlern arbeiten, die nicht in einem ECE-Center liegen. Vorerst konzentrieren wir uns allerdings auf Handelspartner, die bereits mit der ECE kooperieren, auch weil wir glauben, dass wir mit der ECE als Partner einen schnellen, bundesweiten Ausbau am besten realisieren können. In den nächsten zwei Jahren wollen wir die Anzahl der Artikel mit lokalen Services verzehnfachen", erklärt Will.
Zudem ist das Connected-Commerce-Konzept perspektivisch auch für die Anbindung weiterer Online-Plattformen offen. Auf jeden Fall ein spannender Ansatz im Konkurrenzkampf mit Amazon und Zalando.