
Insolventer Multichannel-Händler Gerry Weber: Gläubiger sollen auf Großteil des Geldes verzichten
Der insolvente Multichannel-Händler Gerry Weber will seine Gläubiger auf einer vom Bielefelder Amtsgericht anberaumten Versammlung dazu bringen, auf einen großen Teil ihres Geldes zu verzichten.
Beim insolventen Multichannel-Händler Gerry Weber International kommt es an diesem Mittwoch zu einem wegweisenden Treffen. Auf einer vom Bielefelder Amtsgericht anberaumten Versammlung sollen sich Gläubiger dazu bereiterklären, auf einen großen Teil ihres Geldes zu verzichten. Laut Insolvenzplan sollen zwischen einem Drittel und der Hälfte der Forderungen bedient werden, die genaue Höhe hängt von der Art des Gläubigers ab. Die Zustimmung der Banken, Sparkassen und anderen professionelle Geldgeber ist Voraussetzung, damit es weitergehen kann - kommt sie nicht, droht der Firma die Zerschlagung.
Siegeszug des Online-Handels und eigene Fehler
Gerry Weber steckt seit Jahren in der Krise. Der Konzern leidet nicht nur unter dem Rückgang der Kundenfrequenzen in den Innenstädten und dem Siegeszug des Online-Handels. Auch eigene Fehler, vor allem zu große Investitionen in ein eigenes Ladennetz, machten ihm zuletzt schwer zu schaffen.
Ende Januar musste der Konzern Insolvenz in Eigenverwaltung anmelden. Im Juli bekam das Unternehmen wieder eine Zukunftsperspektive, als die Finanzinvestoren Robus und Whitebox ihren Einstieg ankündigten. Sie wollen die Firma mit einer fast 50 Millionen Euro starken Finanzspritze weiterhelfen - mit dem Geld könnten die Forderungen bedient und der laufende Betrieb finanziert werden.
Wie kam es zu der Schieflage?
Gerry Weber hat wie einige andere Mitbewerber den Strukturwandel in der Modebranche zu spät erkannt. Der Modekonzern läuft bei Digitalisierung am PoS sowie im Online-Handel hinterher und nimmt keine Vorreiterrolle ein. Auch Moderiesen wie H&M und Espirt mussten dies schmerzlich erfahren und versuchen nun mit allen Kräften den Anschluss nicht zu verlieren.
Hinzu kommt, dass Online-Händler wie Zalando oder Asos die Kundschaft abziehen. Zudem machen Billigketten wie Primark ebenfalls Marktanteile streitig. Auch gegen den großen Rivalen aus Spanien, Inditex, hat Gerry Weber das Nachsehen. Die Zara-Mutter ist wesentlich schneller, wenn es darum geht, die neuesten Trends in die Läden zu kriegen.