
M-Commerce So wird jeder Shop mobil
Für Online-Händler stellt sich nicht mehr die Frage, ob sie ihren Shop für den M-Commerce optimieren sollen, sondern nur noch die Frage nach dem Wie - und was es kostet.
Von Markus Siek
Wer mit seinem Smartphone oder Tablet-PC einen Online-Shop aufruft, will nicht ständig Bildausschnitte mit Fingergesten vergrößern müssen, um kleine Icons zu treffen oder die Produktsuche aufzurufen. Sind Design und Usability nicht auf das Display und die Bedienungsart des Geräts abgestimmt, sind die Kunden schneller wieder weg, als sie gekommen sind.
Trotzdem sind in Deutschland nach wie vor viele Online-Shops nicht auf ihre mobilen Kunden vorbereitet. Und das kostet jeden Tag viel Geld! Andrea Anderheggen, CEO von Shopgate Mobile Commerce, beziffert die durchschnittliche Conversion Rate von mobilen Kunden bei nicht optimierten Shops mit 0,1 Prozent. Laut seinen Erfahrungen verzehnfacht sich die Konversionsrate der Shops, sobald eine mobile Web App zur Verfügung steht.
Mobile-Theme-Erweiterung
Viele Online-Händler sind sich der zunehmenden Bedeutung des M-Commerce durchaus bewusst, scheuen jedoch die Kosten einer entsprechenden Designanpassung. Tatsächlich aber gibt es zum teuren Relaunch und einer Umstellung auf Responsive Design durchaus Alternativen. Sie können Ihren Kunden nämlich auch ohne große Kosten Web Apps und native Apps anbieten. Der erste Gang sollte Sie dabei zu Ihrem Shop-Software-Anbieter führen, denn inzwischen sind für alle gängigen Lösungen entsprechende Themes oder Plug-ins verfügbar. Wer das Design seines Shops nicht grundsätzlich ändern will, kann bei den gängigen Shop-Lösungen ein Mobile Theme gemeinsam mit einem Template-Switcher-Modul zusätzlich installieren. Das bedeutet: Sobald ein Kunde mit einem Smartphone oder einem Tablet die Shop-Seite aufruft, wird er entweder direkt oder nach manueller Bestätigung zur mobilen Shop-Seite umgeleitet.
Web App oder native App?
Bei solchen Mobile Themes spricht man von sogenannten Web Apps. Eine Web App ist grundsätzlich nichts anderes als eine speziell programmierte HTML5-Website, die das Endgerät erkennt und den Inhalt optimiert dafür darstellt. Das hat den großen Vorteil, dass jedes Endgerät, das über einen Browser verfügt, die App nutzen kann. Der Kunde muss dafür keine App auf seinem Smartphone oder seinem Tablet-PC installieren. Native Apps dagegen werden speziell für ein Betriebssystem programmiert und laufen dann nur darauf, also etwa dem iPhone oder auf Android-basierten Geräten. Dadurch ist sichergestellt, dass alle Schnittstellen zur Hardware einheitlich funktionieren und die Ressourcen des Geräts optimal genutzt werden. Native Apps laden Ihre Kunden über den Google Play Store, den App Store oder den Windows Store herunter und installieren sie. Anschließend genügt ein Antippen des App Icon, um Ihren Shop zu besuchen.
Wer seinen Kunden diesen Service anbieten will, wird unter Umständen ebenfalls direkt bei seinem Software-Anbieter fündig. Für den Oxid eShop etwa steht die 990 Euro teure Erweiterung „Oxid eShop mobile für iPad“ zur Verfügung. Pro Plattform (iPhone, iPad, Android), für die man eine App anbieten will, werden zusätzlich monatlich 99 Euro Wartungsgebühr fällig. Deutlich billiger kommen diejenigen weg, die für ihren Magento-Shop native Apps erstellen wollen. Die Erweiterung „Magento Mobile“, mit der man direkt im Backend Apps designen und erstellen lassen kann, gibt es über den Marktplatz Connect kostenlos. Die Anmeldung sowie die Verwaltungsgebühren für die App-Plattformen sind jedoch kostenpflichtig.
Wer mit solchen „hausinternen“ Modulen eine eigene Shop App entwickeln will, muss dafür kaum technische Vorkenntnisse mitbringen. Lediglich das Design müssen Sie an Ihre Corporate Identity anpassen. Die nötigen Daten und Bilder für die Produktpräsentationen und Kategorieseiten holen sich die Module aus der Datenbasis Ihres Shops selbst. Auch über die Zahlungsarten, die Sie Ihren Kunden im Checkout anbieten wollen, haben Sie hier die volle Kontrolle.
Extern zur Shopping App
Wer für seinen Shop keine App-Erweiterung nutzen kann oder mit dem entsprechenden Angebot nicht zufrieden ist, kann auch auf die Dienste externer Dienstleister zurückgreifen. Zahlreiche Agenturen haben sich darauf spezialisiert, individuelle Apps für Webshops zu entwickeln. Vorteil: Die Apps sind für Ihren Shop maßgeschneidert. Sie können sie in Bezug auf Design, Bedienung und Funktionalität so umsetzen lassen, wie Sie es wünschen. Nachteil: Die Entwicklung kann Monate dauern und ist teuer. Wer schneller oder günstigere Ergebnisse sehen will, kann auf Anbieter wie Couchcommerce oder Shopgate zurückgreifen.
Bei allen gängigen Shop-Software-Lösungen finden Sie via Plug-in direkte Anbindungsmöglichkeiten zu diesen Anbietern. Auch eine API-Anbindung ist möglich. Sie können innerhalb kurzer Zeit Ihren Shop für Ihre mobilen Kunden optimieren. Dabei legen Sie lediglich das Design der Startseite fest, laden Ihr Logo hoch und entscheiden sich für ein Layout. Der Rest wird automatisch per Schnittstelle erledigt. Anschließend können Sie Ihren Kunden nicht nur die Web App, sondern auch native Apps für ihr jeweiliges Endgerät anbieten.
Das kosten die Shop Apps
Wer für seinen Shop mit Couchcommerce eine Web App und eine native Apps erstellen will, zahlt dafür im kleinsten Tarif einmalig eine Einrichtungsgebühr von 299 Euro sowie monatlich 49 Euro. Bei Shopgate betragen die Einmalkosten mindestens 299 Euro. Die monatlichen Kosten richten sich nach einem Gebührenmodell, bei dem der Shop-Betreiber entweder die Grundgebühr oder die gewünschte Transaktionsgebühr frei festlegen kann. Entsprechend wird der andere Kostenbaustein dann angepasst. Wer monatlich 19 Euro zahlt, muss zum Beispiel mit einer Transaktionsgebühr von 8 Prozent rechnen. Bei 499 Euro pro Monat hingegen beträgt diese Gebühr nur ein Prozent. Doch lohnen sich diese Kosten überhaupt?
Definitiv, versichern die Anbieter. Shopgate bietet einen Umsatzkalkulator für interessierte Shop-Betreiber an. Dort geben Sie die Anzahl Ihrer Besucher pro Tag, den Anteil der mobilen Besucher, den durchschnittlichen Warenkorbwert und die aktuelle Conversion Rate ein. Wie sich die Optimierung durch die Apps in Zahlen auswirkt, zeigt der Kalkulator anschließend an.
M-Commerce Apps
So praktisch und vergleichsweise günstig diese M-Commerce Apps auch sind: Sie bringen auch Nachteile. Letztendlich handelt es sich dabei nämlich nicht wirklich um Ihren Shop, sondern um einen externen Shop, der auf Ihre Produktdaten zugreift. Sie haben daher nur sehr begrenzt Einfluss auf das Look & Feel und auf den Checkout sogar gar keinen – genauso wenig wie auf die Auswahl der Zahlungsarten. Hier können Sie nur die Zahlungsarten anbieten, die Couchcommerce oder Shopgate Ihnen zur Verfügung stellen. Das sind jedoch einige: Couchcommerce etwa bietet mit Couchpay ab dem Tarif M neben den fünf Basiszahlmöglichkeiten 25 weitere Alternativen. „Besonders beim Mobile & Couch Commerce ist der einfache und sichere Checkout entscheidend für den Erfolg der Händler“, erläutert Alexander Ringsdorff, Geschäftsführer von Couchcommerce. Hier die gleichen Bezahlmethoden und dahinter liegenden Prozesse wie im bisherigen Online-Shop anbieten zu können, war bisher jedoch eine große Herausforderung: Sicherheit, Usability und die Integration des Bestellprozesses in bestehende Systeme waren nicht ohne aufwendige Eigenentwicklungen oder hohe zusätzliche Gebühren der Dienstleister möglich.
Letztendlich dürfte außer Frage stehen, dass jeder Online-Händler, der seinen Kunden noch keine für die mobile Nutzung optimierte Version seines Shops anbietet, dies schleunigst nachholen sollte. Entweder per Responsive Design, mit Mobile Themes seiner Shop-Software oder mit Apps von externen Anbietern. Eine mobile Web App sollte auf jeden Fall angeboten werden. Ob zusätzlich auch eine native App sinnvoll ist, hängt von der Shop-Größe und den veranschlagten Kosten ab.
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