
Seit Marissa Mayer das Zepter bei Yahoo in der Hand hält, ist kaum ein Monat vergangen, in dem das Unternehmen kein Start-up gekauft hat. INTERNET WORLD Business zeigt, wo die Konzernchefin seit ihrem Antritt zugeschlagen hat

Im November 2014 hat Yahoo Brightroll für 640 Millionen US-Dollar gekauft. Mit Hilfe der Technologie für Videowerbung will Yahoo zur größten Bewegtbild-Anzeigen-Plattform im Netz werden. Insider hatten das Interesse Yahoos an Brightroll bereits im Oktober 2014 von den Dächern gezwitschert

Zuvor hat das Unternehmen Flurry gekauft. Damit dürfte Yahoo nicht nur für den Ausbau der eigenen Apps, sondern auch als Angebot für Dritte ein Schnäppchen gemacht haben: Der Kaufpreis für den Analytics-Anbieter soll zwischen 200 und 300 Millionen US-Dollar betragen

Nur ein paar Tage früher hat der Konzern die Übernahme von RayV bekannt gegeben, um so seine Online-Video-Strategie weiter voranzutreiben. Das israelische Start-up hat sich auf das Streamen von Online-Videos gerade auch im mobilen Bereich spezialisiert. Wie Yahoo mitteilt, soll ein Großteil der Mitarbeiter das Yahoo-Forschungszentrum in Tel Aviv verstärken

Davor stieß Distill neu zur Yahoo-Familie: Das Unternehmen möchte die Personalbeschaffung im Bereich Entwicklung durch eine Software-Lösung vereinfachen. Erst wenige Tage zuvor legte sich der Konzern Wander zu. Das Start-up setzt nicht auf Echtzeitdarstellung von Inhalten, sondern auf die Bündelung von Einzelbeiträgen eines Tages. Der Internetkonzern ließ sich die Tagebuch-App einen zweistelligen Millionenbetrag kosten. Ursprünglich war Wander einmal eine Reise-App, die Globetrottern das Führen eines Reisetagebuchs erleichtern sollte. Mittlerweile hat sich die App zu einem allgemeinen Netzwerk gemausert, in dem alle dokumentierten Ereignisse eines Tages in einem Gesamtbeitrag als "Day" gebündelt und geteilt werden

Kurz zuvor hat Yahoo die Marketing-Tech-Firma Sparq übernommen, die wenig später auch dicht gemacht wurde. Das Tech-Start-up, das Verlinkungstechnologie für mobile Apps herstellt, saß bisher in Seattle und hat rund ein Dutzend Mitarbeiter. Diese werden vermutlich ins Yahoo-Entwicklungsteam aufgenommen

Der erste Deal des aktuellen Jahres: Yahoo gab die Übernahme des Mobile-Spezialisten Aviate bekannt, der sich vor allem auf Android-Anwendungen konzentriert. Der Dienst zeigt seinem Nutzer Apps und Informationen abhängig von seinem Standort. Die Aviate-Technologie soll in die Android-Apps von Yahoo eingebaut werden

Nur ein Monat zuvor, Anfang Dezember 2013 wurde die Mobile-Video-App Ptch integriert. Knapp ein Jahr nach seinem Launch wurde der Dienst am 2. Januar 2014 eingestellt - das Team der Mobile-Video-App ergänzt seither die entsprechenden Entwicklungsabteilungen bei Yahoo. Über den Übernahmepreis wurden keine Angaben gemacht. Die App entstand ursprünglich als Projekt innerhalb des Animations-Unternehmens DreamWorks. Ptch ermöglichte das Remixen von Videos und Musik. Das Konzept sah außerdem ein soziales Element vor, indem die einzelnen Projekte mit Freunden und Nutzern mit ähnlichen Interessen geteilt werden konnten

Ende Oktober 2013 wurde die Übernahme von LookFlow bekannt gegeben. Das Start-up hat eine AI-Technologie entwickelt, mit der das Finden, Sammeln und Weiterleiten von Bildern vereinfacht wird. Im Wesentlichen geht es dabei um den Einsatz von künstlicher Intelligenz - und maschinellem Lernen. Da liegt der Schluss nahe, dass die Technologie von LookFlow vor allem dem Fotoportal von Yahoo zu Gute kommen soll

Kurz zuvor hat der Internetkonzern den URL-Verkürzer Bread gekauft und den Dienst anschließend eingestellt. Das 2011 gegründete Start-up ging mit insgesamt sechs Mitarbeitern in das Advertising Technology-Team von Yahoo über, wo es sich nun auf Social- und Mobile-Angebote für Werbekunden konzentrieren soll

Fast zeitgleich wurde, ebenfalls Anfang Oktober 2013, öffentlich, dass auch der App-Entwickler für Sport-Anwendungen, Hitpost, an Yahoo gehen soll, das damit wohl sein Sportangebot im Mobile-Bereich aufwerten will.
Hitpost ist nicht im tatsächlichen Wettgeschäft unterwegs, sondern hat bisher Apps gebaut, die es Nutzern ermöglichen, sich untereinander zu vernetzen und miteinander zu spielen, aber auch aktuelles Sportgeschehen zu diskutieren und über Sportereignisse in Meinungsumfragen abzustimmen. Die bekannteste und erfolgreichste dieser Apps heißt SportsBet und wurde auf Google Play über eine Million Mal heruntergeladen

Eine weitere Foto-App hat sich der Internet-Konzern bereits im August 2013 einverleibt, als er das Start-up IQ Engines übernommen hat. Das Unternehmen ist bekannt für seine Bilderkennungssoftware, die Fotos automatisch bestimmten Themen zuordnet. Mithilfe von IQ Engine will Yahoo offenbar die Suche beim Bilderdienst Flickr verbessern. Angaben zum Kaufpreis gab es auch hier, wie so oft, nicht

Ebenfalls im August wurde Rockmelt Teil von Yahoo. Den Social Browser, der anschließend zum Monatsende offline ging, ließ sich Marissa Mayer 60 bis 70 Millionen US-Dollar kosten. Es war ihre 20. Akquisition. Yahoo ging es in erster Linie nicht um die Browser-Technologie, sondern um die Expertise der Rockmelt-Mitarbeiter. Die Konzernchefin scheint vor allem daran interessiert zu sein, auf diesem Weg talentierte Mitarbeiter für das Unternehmen zu gewinnen und innovative Unternehmer ins Boot zu holen

Der Begriff Sommerloch ist Marissa Mayer eher fremd: Nur wenige Tage, bevor der Deal mit Rockmelt bekannt wurde, hat Yahoo die App-Plattform Lexity übernommen. Der Gründer des Start-ups, Amit Kumar, ist kein Unbekannter für den Internetkonzern, arbeitete er doch früher für Yahoo im Bereich Suche und semantische Werbung

Mitte Juli hat Marissa Mayer außerdem ein Start-up übernommen, das die Daten aus sozialen Netzwerken analysiert. Auch diese Übernahme, dieses Mal hat es Ztletic getroffen, ist eher als Talentakquise zu verstehen. Wie Lexity-Gründer Amit Kumar hat auch Ztelic-Gründer Hao Zheng zuvor für den Internetkonzern gearbeitet

Nur 24 Stunden zuvor hat Marissa Mayer beschlossen, stärker in mobile Werbung zu investieren und hat sich ein Start-up zugelegt, das personalisierte und ortsbasierte Werbeangebote aufs Smartphone bringt. Ein klares Einkaufsmuster ist bei ihr nur schwer zu erkennen. Admovate ermöglicht mit seiner Technologie, lokale und personalisierte Werbung auf Mobilgeräten auszuliefern

Ein paar Wochen davor war es ein E-Mail-Management-Dienst, den sich Yahoo zugelegt hat. Bis zu 60 Millionen US-Dollar soll für Xobni bezahlt worden sein. Das 2006 gegründete Unternehmen hatte über die Jahre hinweg bereits 42 Millionen US-Dollar in verschiedenen Finanzierungsrunden mit namhaften Investoren wie Khosla Ventures oder Cisco gesammelt

Einer geht noch im Juli: Auch Qwiki wurde in diesem Monat übernommen. Das US-amerikanische Start-up, das die gleichnamige Video-Anwendung entwickelt hat und betreibt, war dem Internetkonzern einen zweistelligen Millionenbetrag wert. Mit deren App können sich Nutzer aus Fotos, Musik und Videoschnipseln Kurzfilme zusammenzustellen. Qwiki ist eine iPhone-Anwendung, die erst kürzlich an den Start ging. Die Marke soll, so Yahoo, unabhängig weiter bestehen, während das Team hinter der App in das New Yorker Yahoo-Büro eingegliedert wird

Gerade 2013 hat Yahoo einiges unternommen, um Flickr aufzuwerten. Neben IQ Engines und LookFlow ist seit Mitte vergangenen Jahres mit GhostBird eine weitere Foto-App im Portfolio. GhostBird hatte drei beliebte Foto-Bearbeitungs-Apps für iOS entwickelt: KitCam, PhotoForge und PhotoForge 2. KitCam war im wesentlichen eine Filter-App, während die PhotoForge-Apps das Nachbearbeiten von Fotos erlaubten. Die Apps werden seither nicht mehr weiterentwickelt und können nicht mehr heruntergeladen werden

Ende Mai war schließlich Playerscale an der Reihe: Das Start-up stellt Backend-Lösungen für Game-Entwickler zur Verfügung. Die Technologie des 14-Mitarbeiter-starken Unternehmens will Yahoo für seine eigenen Produkte nutzen, komplett aufgelöst wurde Playerscale allerdings nicht. Die Plattform hat immerhin 150 Millionen Gamer. Bei dem ein oder anderen mag diese Akquisition vielleicht untergegangen sein. Nur wenige Tage zuvor sorgte Yahoo nämlich mit einer weiteren Übernahme für Aufsehen...

Die Übernahme von Tumblr war der bisher spektakulärste und auch teuerste Deal von Marissa Mayer. Stolze 1,1 Milliarden US-Dollar hat sich Yahoo die Akquisition der Blogging-Plattform kosten lassen. Mit der Übernahme will Yahoo vor allem für jüngere Nutzergruppen wieder attraktiver werden. Für Tumblr selbst, das zwar hoch bewertet wird, aber wenig Einnahmen verbucht, ist der Internetkonzern wegen seiner starken Vertriebsmannschaft ein attraktiver Partner

Neben Playerscale kaufte Yahoo im Mai noch ein weiteres Gaming-Unternehmen. Die Spezialität des Mobile-Gaming-Start-Ups LokiStudios ist vor allem die Geolocation. Der Aufenthaltsort der Spieler wird bei dem Game Geomon von Loki ins Spielgeschehen integriert, ebenso wie Wetter, Temperatur, Tageszeit und Jahreszeit. Alleine mit dieser Übernahme hat sich der Internetkonzern sieben neue Entwickler ins Boot geholt. Hinzu kommen 22 neue Mitarbeiter, indem Yahoo die Start-ups Astrid, GoPollGo und Milewise (siehe Bild) aufgekauft hat

Im Vergleich zu Tumblr war es ein Schnäppchen, doch immerhin 30 Millionen US-Dollar hat sich Yahoo die News-Reader-App Summly kosten lassen. Der Gründer des Start-ups, Nick D’Aloisio war zum Zeitpunkt der Übernahme, im März 2013, gerade 17 Jahre alt - und nach dem Verkauf um ein paar Millionen reicher

Im gleichen Monat wurde auch Jybe Teil des Internet-Riesen. Auch bei der Übernahme des Empfehlungsdienstes hat es Yahoo vor allem auf das Know-how seiner Macher abgesehen, um deren Expertise in den Dienst der eigenen Produktentwicklung zu stecken. Fünf Team-Mitglieder sind bereits mit Yahoo vertraut - es handelt sich samt und sonders um ehemalige Yahoo-Mitarbeiter. Jybe hilft Nutzern dabei, auf Basis der Trendthemen in ihren sozialen Netzwerken neue Interessensgebiete zu erschließen

Bereits im Februar übernahm Yahoo eine weitere Empfehlungs-App. Vor rund einem Jahr ging das Team von Alike in die Yahoo-Organisation über. Über den Kaufpreis wurde auch hier nichts bekannt. Die App von Alike, die nach der Übernahme eingestellt wurde, bot ein Netzwerk, über das die Nutzer Lokale in ihrer Nähe weiterempfehlen können, ähnlich wie die lokalisierten Tags, die man beispielsweise bei Facebook setzen kann. Für Yahoo ist die Technologie hinter diesem Ansatz interessant: Mit Hilfe der Informationen könnte das Internetunternehmen mehr Inhalte für seine Seiten zusammensammeln

Im Januar 2013 hat Yahoo das Start-up Snip.it übernommen, das ähnlich wie Pinterest eine visuell ansprechende Pinnwand für Nachrichtenartikel anbietet. Für die öffentliche News-Pinnwand, deren Dienst mittlerweile eingestellt wurde, soll Yahoo zehn Millionen US-Dollar auf den Tisch gelegt haben. Darüber hinaus musste Yahoo in die Übernahme weitere Millionen für Mitarbeiterauszahlungen investieren

Im Juni 2012 hat Marissa Mayer den Chefsessel bei Yahoo übernommen, noch im selben Jahr hat sie ihre ausgiebige Einkaufstour bekommen: Die Übernahme von On the Air folgte noch im Dezember 2012. Nur neun Monate nach der Gründung hat Yahoo den Videochat-Dienst für eine unbekannte Summe übernommen. Das Fünf-Mann-Unternehmen ging im März 2012 als App online. Marissa Mayers erster Deal war diese Übernahme allerdings nicht....

Ihr Einkaufsbummel begann im Oktober 2012 mit der Übernahme von Stamped. Für den Entwickler einer iPhone-Empfehlungs-App lässt Yahoo einen Betrag in zweistelliger Millionenhöhe springen. Das bisherige Stamped-Produkt, eine Empfehlungsplattform für iPhone-Nutzer, wurde Ende 2012 eingestellt. In seiner nunmehr zwanzigjährigen Firmengeschichte hat Yahoo insgesamt mehr als 90 Unternehmen aufgekauft. Betrachtet man die lange Liste von Start-up-Akquisen unter Marissa Mayers Feder, erscheint die Übernahme-Freude von Google fast harmlos. Doch auch Google hat in den vergangenen Monaten einige Male zugeschlagen, INTERNET WORLD Business zeigt, wo der Konzern in Aktion getreten ist.