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Internet World Zalandos Weg zur Mode-Plattform

Ausgerechnet Moritz Hau, Country Manager bei Zalando, sieht in der Verknüpfung von Offline und Online "großen Mehrwert für den Kunden". Warum für ihn der stationäre Kanal ein wichtiger Teil von Zalandos Plattform-Ökonomie ist, erklärt er im Interview.

Moritz Hau, Country Manager Germany bei Zalando, nutzte seinen Vortrag in der Trend-Arena der Internet World, um ein weiteres Mal Zalandos Herzensthema, die Plattform-Ökonomie, auf die Agenda zu heben. Zalando verstehe sich weniger als Online-Shop denn als Matchmaker, "also als jemand, der Konsumenten und Anbieter für Mode oder passende Services zusammenbringt", so Hau. Wir haben im Anschluss an seinen Vortrag mit ihm gesprochen.

Herr Hau, in Ihrem Vortrag sagten Sie, Zalando hätte noch einen weiten Weg vor sich, bevor Sie sich wirklich "Plattform" nennen dürften. Was sind die nächsten Stationen auf diesem Weg?

Moritz Hau: Ein ganz wichtiges Thema ist hier für uns die Personalisierung. Wenn wir uns weiter zur Plattform wandeln, wird unser Sortiment von aktuell rund 200.000 Artikeln auf sagen wir vielleicht 2 Millionen Artikel anwachsen - und je größer das Sortiment ist, desto stärker muss man personalisieren, damit die für jeden Kunden relevanten Artikel immer zuerst angezeigt werden. Ebenso wichtig ist das Thema Logistik: Wenn wir der Hauptansprechpartner zum Thema Mode für unsere Kunden sein wollen, denn müssen wir dafür sorgen, dass jeder Artikel unseres großen Sortiments den Kunden möglichst schnell genau da erreicht, wo er sich gerade befindet. Für den Kunden hat dieses Thema mit den größten Mehrwert.

Dafür muss aber vor allem die technische Anbindung der externen Partner an ihre Plattform stimmen...

Hau: Tatsächlich ist das eine unserer größten Herausforderungen. Wir verfolgen hier ja ganz unterschiedliche Ansätze: Einmal mit dem Partner Programm, bei dem Marken- und Handelspartner wie Mango in unseren Shop eingebunden werden und Bestellungen aus ihrem eigenen Logistikzentrum heraus bedienen, andererseits die Einbindung stationärer Händler unter dem Stichwort Integrated Commerce. Das pilotieren wir beispielsweise über das gax-System, das Händlern ermöglicht, Waren aus ihrem Sortiment an Zalando Kunden zu verschicken. Hier gibt es viele technische Hürden zu überwinden; vor allem im stationären Handel ist ja der Großteil der Sortimente noch gar nicht digitalisiert, die Händler wissen zum Teil gar nicht, was genau sie vorrätig haben, schon gar nicht in Echtzeit.

Wie wichtig wird der stationäre Kanal in den kommenden Jahren für Zalando? Sie waren auf diesem Feld mit dem Kauf von Kickz oder dem Gaxys-Projekt ja zuletzt sehr aktiv... 

Hau: Ehrlich gesagt: Das wissen wir nicht. Wir testen aber in unterschiedlichen Bereichen. Persönlich glaube ich, dass durch die Verknüpfung von Online und Offline für den Kunden ein ganz großer Mehrwert entsteht - andererseits gibt es eben noch die erwähnten technischen Hürden. Das ist eine sehr kleinteilige Angelegenheit, aber ich denke, dass uns auch die Zusammenarbeit mit Start-ups hier weiterhelfen könnte. Aus Sicht des Handels ist die Digitalisierung sicher eine gute Möglichkeit, um relevant zu bleiben.

Wie wählen Sie die Partner für Ihre Plattform-Strategie aus?

Hau: Wir verfolgen eher eine Best-of-Strategie und werden uns sicher nicht komplett öffnen, sondern weiterhin gezielt schauen, welches Angebot und welcher Partner einen echten Mehrwert für unsere Kunden bietet. Wir kuratieren auch selber ziemlich viel, was den Stil angeht. Zudem soll natürlich das Service-Versprechen, für das die Marke Zalando steht, auch von unseren externen Partnern bedient werden. In der Modeindustrie gibt es aber auch Entwicklungen, die wir nicht unterstützen wollen.

Bleiben Sie auch als Plattform vorerst beim Thema Mode?

Hau: Ja, lautet die einfache Antwort. Sowohl in Sachen Marktpotenzial als auch was die technischen Herausforderungen angeht haben wir für die nächsten Jahre im Segment Mode genug zu tun.

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