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Gastkommentar E-Commerce für Tickets - Googles neuer Fokusbereich?

Google/Screenshot
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Mit "Google Things To Do" wirft der Suchmaschinenbetreiber ein Auge auf den Onlinevertrieb von Tickets. Damit prescht Google weiter im E-Commerce-Markt vor und stellt Anbieter von Attraktionen und Erlebnissen vor einige Herausforderungen.

Von Matthias Wirz, CGO von bookingkit

Deutlicher könnte die Message nicht sein: Mit seinem neuen Angebot "Google Things To Do" hat der Suchmaschinenbetreiber nun, nach Hotels und Flügen, auch ein Auge auf den Onlinevertrieb von Tickets für Attraktionen, Touren und Aktivitäten geworfen. Damit unterstreicht Google das enorme Potenzial dieses Marktes, setzt sich an seinen gewohnten Platz im E-Commerce und stellt Anbieter von Attraktionen und Erlebnissen vor einige Herausforderungen.

Der erwachende Riese: Ticketverkauf meets E-Commerce

Von Museen und Kletterhallen über Freizeitparks und Zoos bis zu vielfältigen Attraktionen einer Stadt - E-Commerce für Tickets wurde vor allem während der Pandemie sprunghaft vorangetrieben. Denn spätestens seit den Auflagen hat ein Großteil der Erlebnisanbieter zumindest eine rudimentäre Lösung für den digitalen Ticketverkauf eingeführt. Dadurch wurde das Netz innerhalb weniger Monate mit einem riesigen Inventar geradezu geflutet und Erlebnisse waren vielerorts zum allerersten Mal digital buchbar. Heute findet ein Großteil der Ticketbuchung weiterhin und mit wachsender Tendenz online statt.
 
Eine wichtige Parallele zum klassischen E-Commerce mit physischen Produkten ist der durch digitale Schnittstellen mögliche Vertrieb über Online-Vermarktungspartner. Auch im Erlebnissektor gibt es hierfür unzählige Möglichkeiten und einige vorherrschende Player mit beachtlichem Funding. Letztere sind etwa GetYourGuide, Tripadvisor, Tiqets oder TUI musement - alle relativ breit aufgestellte Aggregatoren verschiedener Freizeitangebote. Hinzu kommt eine Reihe auf unterschiedliche Teilsegmente spezialisierter Online-Marktplätze.

Winner takes it all? Google macht Ernst

Diese gesamte Entwicklung geht wie gewohnt auch nicht an Google vorbei. Zumal es mit "Reserve with Google" in den letzten Jahren bereits einen ersten Test im Erlebnissektor gab. Nun kommt der groß angelegte Rollout von "Google Things To Do" für mehr und mehr Sparten des Erlebnissektors. In absehbarer Zeit werden also im Rahmen sämtlicher Suchen nach Freizeitaktivitäten und Attraktionen, passende Erlebnisangebote nicht nur separat, prominent und nach Preis geordnet angezeigt, sondern per Klick buchbar. 
 
Die aufgeführten Angebote werden aus verschiedenen Quellen gespeist, darunter indirekt über Online-Marktplätze, aber auch über Buchungssysteme mit direkter Anbindung an Google Things To Do. Wer Google kennt, sieht hier sofort deutliche Parallelen zu Google Shopping und eine klare Fokussierung aufs Kerngeschäft mit gesponserten Suchergebnissen. So mancher sieht aber auch die Gefahr, dass sich Google zu stark als vorgelagerte Instanz etabliert und irgendwann vielleicht ganz an die Stelle der oben genannten Online-Vermarktungspartner tritt. 
 
Wir glauben dennoch, dass die Zukunft des Ticketverkaufs im Erlebnissektor nicht nur über Google erfolgen wird - das ist für physische Produkte ja auch nicht der Fall. Vielmehr wird sich das zukünftige Setup weiter an Google Shopping orientieren, das heißt, ein relevanter Teil über Google und dazu ein Zusammenspiel bzw. ein Vergleich der Marktplätze untereinander sowie ein starker Verkaufskanal auf der eigenen Webseite. Unter Umständen wird der Freizeitsektor aufgrund des hohen Anteils an mobil verkauften Tickets etwas stärker durch Google geprägt. Für Erlebnisanbieter ist das Engagement Googles aber in jedem Fall eine weitere Chance auf mehr Reichweite, solange sie - man kennt es - ihren Anschluss an Google Things To Do optimieren (SEO) und innerhalb dieses neuen Bereichs perspektivisch auch bewerben (SEA).

Matthias-Wirz

Matthias Wirz, Chief Growth Officer von bookingkit

bookingkit


Die aktuellen Fragen für Betreiber von Erlebnisangeboten sind daher eher strategischer Natur: Welche Zielgruppen will ich erreichen, welche nicht? Welcher Anteil am Umsatz soll mittel- bis langfristig von dritter Seite kommen? Wie abhängig bin ich von bestimmten Plattformen und deren Performance? Investiere ich lieber in Marketing für meine eigenen Verkaufskanäle oder in Provisionen für Partner? Diese Fragestellungen, so skeptisch sie klingen mögen, sind legitim. Aber richtig ist auch, dass sich im digitalen Wettbewerb nicht immer das beste, sondern das am besten auffindbare Angebot durchsetzt.

Zauberwort Connectivity  

Die Auffindbarkeit hängt dabei entscheidend von vorhandenen (Meta)Daten ab. Doch glücklicherweise haben Online-Verkauf, der Vertrieb über Plattformen bis zur Optimierung für Google Things To Do eines gemeinsam: digitale Schnittstellen. Sie ermöglichen Informationstransfer in Echtzeit und die zentrale Verwaltung nebst Analyse und Auswertung wichtiger KPIs. Die Herausforderung, alle Informationen, Preise sowie insbesondere die Verfügbarkeiten über alle Kanäle hinweg zu gewährleisten und Ticketkontingente zuzuweisen, übernehmen in der Regel moderne Buchungssysteme mit entsprechendem Channel Manager. Und genau hier scheidet sich die Spreu vom Weizen, denn Digitalisierung ist nicht gleich Digitalisierung: 
 
Wer im Rahmen der Corona-Auflagen zum Beispiel ein digitales Ticketverkaufssystem ohne die genannten Möglichkeiten etabliert hat, ist kurz nach der Startlinie einfach stehengeblieben. Denn noch ein weiterer Connectivity-Aspekt kommt hinzu. Wer nicht nur über horizontale Schnittstellen für den Verkauf verfügt, sondern über vertikale Schnittstellen unter anderem Kalender, E-Mail-Kommunikation, Buchhaltung und Mitarbeiterplanung anbindet, wird die eigenen Abläufe so weit straffen und automatisieren können, dass daraus ein nachhaltiger Wettbewerbsvorteil entsteht.

Eines der besten Beispiele hierfür ist die Integration von Ticketkauf und Ticketversand mit einem vorhandenen Zugangssystem vor Ort, zum Beispiel Drehkreuze oder Scanner in Museen, Zoos oder Parks. Das dem eigentlichen Erlebnis vorausgehende Buchungserlebnis kommt ohne manuelle Eingriffe aus, ist zu jeder Zeit transparent und für Gäste und Besucher komfortabel. Anders ausgedrückt sollte auch der Erlebnissektor alles daran legen, den Gesamtaufwand für den Kaufprozess zu minimieren, sodass Kunden viel direkter zum Produkt, Service oder Erlebnis gelangen.

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