
Was erwartet die E-Commerce-Branche 2022, welche Trends werden spannend? Einen Blick in die Glaskugel wagen ausgewählte Experten und Expertinnen.
Lisa Dauvermann, Head of Commerce Platforms / Marketplaces bei Meta:
"Für 2022 gilt, mehr noch als dieses Jahr: One size fits all? Mitnichten! Das Thema Discovery Commerce wird weiterhin im Fokus stehen. Wir konnten beobachten, wie es in den vergangenen Monaten bereits zu einer Bewegung in den Unternehmen geworden ist, die sich auch in 2022 weiter branchenweit etablieren wird. Die Reduzierung von Reibungspunkten in der Customer Journey ist etwas, was uns auch im nächsten Jahr beschäftigen wird - Shop Ads und Product Tagging, sind dabei wichtige kommende Produktneuerungen. Unternehmen sollten versuchen ihre ganz eigenen Ansätze zu entwickeln, diese zu testen und aus dem gesammelten Feedback der Community sowie den Erfahrungen im Umgang mit Tools lernen. Die Zusammenarbeit mit Creator*innen ist für all diese Bereiche von zentraler und nachhaltiger Bedeutung - es geht darum, echte, authentische und langfristige Partnerschaften zu schaffen, die beidseitiges Wachstum und schlussendlich gemeinsame Geschäftserfolge fördern."

Akeneo
Was erwartet die E-Commerce-Branche 2022, welche Trends werden spannend? Einen Blick in die Glaskugel wagen ausgewählte Experten und Expertinnen.
Tobias Schlotter, General Manager Central- & Eastern Europe bei Akeneo:
"Ohne Product Experience keine Customer Experience: Je nach Branche wollen Kunden im E-Commerce eine gleichartig gute Beratung wie im Ladengeschäft. Beispielsweise beim Kauf von Laufschuhen. Wer hier nicht ganz genau sein Modell kennt, sucht nach Laufstil- und Fußstellungs-Analyse, was manch ein Onlineshop bereits durch Videoberatung, Videotutorials und andere Tools anzubieten weiß. Darüber hinaus stehen die Produktdaten im Zentrum der Customer Experience und sind entscheidend für die Conversion und das Vertrauen in den Shop. Wichtig ist hierbei, den Kunden an der richtigen Stelle und im richtigen Moment, mit den für sie relevanten, vollständigen und korrekten Informationen zu versorgen. Die Kontextualisierung von Text und Medien ist der Schlüssel zur Kaufentscheidung."

solute
Bernd Vermaaten, Geschäftsführer solute:
"Forcierung der Plattformökonomie: Immer mehr klassische Shops wandeln sich derzeit zu Marktplätzen, neben den Altbekannten wie eBay und Amazon, kommen nun Otto, Zalando, Douglas, Babymarkt.de, Conrad Elektronik, Kaufland, Hood (gibt es schon seit 2000), Etsy oder locamo bzw. Atalanda (lokaler/regional). Ein wichtiger Player, den viele derzeit in Deutschland dabei noch komplett unterschätzen ist Shopify. Das kanadische Unternehmen etabliert sich immer schneller in Europa. Schließlich arbeitet aber auch Google an einem Marktplatz. Es laufen aktuell Tests in den USA und Frankreich. Google kooperiert dabei mit PayPal und Shopify (!). Aber auch die Social-Plattformen wie Facebook, YouTube, Pinterest oder Instagram wollen mehr zu direkten Shopping-Plattformen werden. Warum glaube ich, dass sich die Online-Märkte hier in den kommenden 2 bis 3 Jahren nochmal stark verändern werden? Marktplätze schaffen mehr Reichweite und erhöhen damit die Chancen auf höhere Umsätze; die Investitionen sind gering, wodurch die Einstiegshürde folglich niedrig ist. Bei zielgruppenspezifischen Markplätzen sollte die Neukundengewinnung spürbar erleichtert werden. Am Ende ist es aber wie immer, es gibt auch Risiken, durch die teils hohen Provisionen."

DHL
Thomas Kempkes, Head of Partnermanagement Warenversand DHL:
"Nachhaltigkeit: Der Versand wird grüner: Das Interesse an umweltfreundlichen Lösungen nimmt bei den Deutschen zu. Das schlägt sich auch beim Versandhandel nieder. Kund*innen erwarten zunehmend, dass der Versand ihrer Onlinebestellung möglichst umweltfreundlich erfolgt. So erwarten 17 Prozent, dass ihre Bestellungen gebündelt werden, sofern sie bei einem Online-Shop bestellt wurden."

noga
Stefan Amtmann, Geschäftsführer noga:
"2022 wird das Jahr des Direct-to-Consumer-Trends. Denn immer mehr E-Commerce-Marken entdecken, wie effektiv es ist, den direkten Kontakt zu den Kunden zu suchen und Direct-to-Consumer zu verkaufen. Und wie ginge das besser als über Live Shopping? Auch hier ist China Vorreiter: Mit Livestream Shopping verdienen Marken dort Millionen oder sogar Milliarden. Doch meist müssen sie einen großen Teil des Umsatzes an die sogenannten KOLs abtreten, die Mega-Influencer mit riesiger Reichweite. Deshalb setzt dort nun der Gegentrend ein - Marken suchen den direkten Zugang zu den Kunden und inszenieren die Shows selbst. Sie stellen in wiederkehrenden Sendungen regelmäßig exklusive Produkt-Highlights oder ein besonders preisgünstiges Angebotssortiment vor. Der Vorteil: Die Community fühlt sich dadurch wertgeschätzt, denn sie erhält exklusiv Einladungen zu den Liveshows mit tollen Angeboten."

Talentsoft
Elton Schwerzel, Managing Director DACH bei Talentsoft:
"Kompetenzen sind die 'Währung der Zukunft'. Der sich ändernde Arbeitskräftebedarf im E-Commerce erfordert de facto Einstellungsentscheidungen, die unmittelbar an Kompetenzen gekoppelt sind. Aufgabe der HR ist es insofern, Informationen und Daten über vorhandene wie nicht vorhandene, aber gewünschte beziehungsweise zu erlernende Fähigkeiten, Skills und Kompetenzen vollständig zu erfassen und diese korrekt bereitzustellen."

Piwik PRO
Maciej Zawadzinski, Gründer und CEO von Piwik PRO:
"First-Party-Daten: Neue strenge Datenschutzgesetze, die Einstellung des Supports für Third-Party-Scripts in Browsern durch die Technologiekonzerne und die allgegenwärtigen Werbeblocker machen die Erhebung von Third-Party-Data nahezu unmöglich. Das bedeutet, dass Marketer bald den Zugang zu einer der beliebtesten Datenquellen verlieren werden. Es gibt jedoch andere Möglichkeiten diese Lücke zu schließen. Eine davon sind First-Party-Daten. Diese Art der Datenerhebung ist eine Win-Win-Situation: Sie liefert den Unternehmen umfassende und genaue Informationen über ihre Kunden und gibt den Kunden - wenn sie vorschriftsmäßig erhoben werden - die Kontrolle und Transparenz darüber, welche Daten sie weitergeben."

Analytic Partners
Maren Seitz, Head of DACH bei Analytic Partners:
"Lang lebe der Einzelhandel: Der stationäre Einzelhandel wurde schon oft für passé erklärt - und für viele Geschäfte bedeutete die Pandemie den finalen Todesstoß. Als Konsequenz der Schließungen zeichnen sich zwei Trends ab: große Einzelhändler werden expandieren und viele der leeren Flächen einnehmen. Auf der anderen Seite sehen wir aber auch kleine, innovative Geschäfte aufblühen, die Trends bespielen. Die Innenstädte werden also auch in 2022 nicht aussterben, sich jedoch weiterhin verändern, wie sie es schon die letzten Jahrzehnte getan haben.
Die Frage, die sich Marken und Unternehmen jetzt jedoch stellen müssen, um diese Entwicklung mitzugehen, ist: wo auf dem Spektrum sitzen wir? Vor allem für diejenigen, die sich in der Mitte sehen, wird eine gute Omnichannel-Strategie wichtiger denn je! Verbraucher-Touchpoints müssen verstanden und die Strategie danach optimiert werden; von Online- oder Offline-Geschäft über Medienformen bis zu der Kreation der Anzeigen. Lang lebe der Einzelhandel!"

Sapera
Katrin Kolossa, Chief Strategy Officer Sapera:
"Inklusion und Barrierefreiheit sind ein wichtiger Trend - und das fängt zum Beispiel bei der Website an. Können Sehbehinderte Ihre Website lesen? Ist sie auch für Menschen mit Lähmungen in den Händen einfach zu bedienen? Darüber machen sich nur die wenigsten Unternehmen Gedanken. Dabei spielt Inklusion eine immer wichtigere Rolle, weil Menschen mit Beeinträchtigungen barrierefrei am gesellschaftlichen Leben teilhaben wollen - und sollen. Das hat auch Konsequenzen für die Kommunikation: Wie gestaltet sich eine barrierefreie Website? Wie muss ein Werbespot gestaltet sein, der Gehörlose in die Konsumenten-Zielgruppe einschließt. In diesem Feld betreten viele Werbetreibende Neuland, weil sie bisher in erster Linie eine durchschnittliche Mainstream-Zielgruppe ansprechen. Marken, die diesen Trend nicht im Blick haben, werden in Zukunft Nachteile haben."

Optimizely
Joanna Hoheisel, Director Business Consulting bei Optimizely:
"Darkmode im E-Mail-Marketing: Der Darkmode ist zweifellos einer der auffälligsten digitalen Trends der jüngeren Vergangenheit und stößt bei einer zunehmenden Anzahl an Nutzern auf positive Resonanz. Zahlreiche E-Mail-Clients bieten Darkmode als Darstellungsalternative an, sodass sich der Trend mittlerweile zu einem Standard verselbständigt hat. Deshalb müssen sich E-Mail-Marketer aus dem Online-Handel mit den unterschiedlichen Farbschemen, die E-Mail-Clients anwenden, auseinandersetzen."