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Lieferkettenengpässe, Fachkräftemangel, sinkende Konsumlaune - Händler sehen sich in dieser Shopping-Hochsaison mit einigen Herausforderungen konfrontiert. So bewerten Branchenexperten die aktuelle Situation.

Timify
Andreas Knürr, CEO von Timify:
"Insgesamt lässt sich aktuell ein Trend zu Event-Shopping beobachten. Mit dem weiteren Anstieg von Online-Shopping müssen sich Händler immer neue Anlässe ausdenken, um Kunden in die Geschäfte zu locken. Da inzwischen fast alles online verfügbar ist, wird der Einkauf in den Innenstädten immer mehr von der Notwendigkeit zur sozialen Freizeitaktivität. Dementsprechend ist die Erwartungshaltung der Kundschaft. Da aber auch in diesem Winter wieder mit einem Anstieg der Corona-Fälle zu rechnen ist, sollten Händler sich für die anstehende Shopping-Saison ein System zulegen, mit dem sie sich darauf vorbereiten und ihre Mitarbeitenden und Kunden schützen können. Mit Online-Terminbuchungen für Shopping-Events können sie festlegen, wie viele Personen zu einem Event kommen können. Durch die hinterlegten Kontaktdaten ist es bei einem Corona-Fall auf dem Event dann auch möglich, alle Teilnehmer zu warnen."

Applause
Kristin Simoni, Vice President Product bei Applause:
"Die Shoppingtage wie Prime Day, Black Friday und Co. waren in den letzten Jahren Umsatzgaranten. Doch dieses Jahr stehen alle Zeichen auf Chaos. Selbst Riesen wie Amazon müssen um Lieferketten bangen und versuchen mit beispielsweise den 'Early Access'-Shopping Days loyale Kunden frühzeitig zufriedenzustellen. Gerade für kleinere Shops, die nicht schnell eine große Aktion auf die Beine stellen können, ist es daher umso wichtiger, Kunden von ihren Produkten zu überzeugen. Und hier spielt die digitale Qualität eine große Rolle: Denn je nach Studie werden online bis zu 70 Prozent der Warenkörbe nicht zum Kaufabschluss geführt. Das liegt auch an Problemen, denen Kunden auf Websites und in Onlineshops begegnen, sogenannten Bugs. Wer also von den Shoppingtagen profitieren will, der sollte sich jetzt vorbereiten, damit Onlineshop und Websites einwandfrei funktionieren."

Faire.com
Frederik Reim, Country Lead bei Faire.com:
"In diesem Jahr können wir beobachten, dass sich unabhängige Händler noch früher um die Beschaffung der Artikel für das Weihnachtsgeschäft kümmern. 'Weihnachten' ist in zwölf Märkten bereits zwei Wochen früher der meistgesuchte Begriff als noch im letzten Jahr und etwa sechs bis acht Wochen früher als in 2020. Das weist darauf hin, dass Händler sich an die Unsicherheit in den Lieferketten anpassen, die sie in den letzten beiden Krisenjahren erlebt haben. Das zeigt auch die höhere Nachfrage nach hyperlokalen Produkten. Besonders in Europa können wir gerade beobachten, dass Händler vermehrt auf lokale oder regionale Ware zu setzen. So halten sie Lieferketten möglichst kurz."

Shopify
Pia Schratzenstaller, Pressesprecherin bei Shopify:
"Die Shopping-Season rund um Black Friday und Cyber Monday ist längst kein rein US-amerikanisches Phänomen mehr, sondern fester Bestandteil der deutschen E-Commerce-Welt geworden: 2021 hatten 65 Prozent der Deutschen vor, am Black Friday oder Cyber Monday zu shoppen und auch in diesem Jahr ist eine rege Teilnahme zu erwarten. Als wichtigsten Trend gerade für 2022 sehen wir bei Shopify vor allem die Entwicklung hin zum Shopping über soziale Medien: Social Commerce, also zum Beispiel Live Shopping über Influencer oder YouTube Shopping haben immer größeren Einfluss auf Umsätze und Markenbildung. Eine logische Entwicklung, bedenkt man, welche immense Rolle soziale Medien heute im Alltag gerade jüngerer Zielgruppen einnehmen. Tatsächlich sind die Bestellungen, die für Shopify-Händler über Partner wie TikTok und Instagram getätigt wurden, im Vergleich zum zweiten Quartal des letzten Jahres bisher bereits um das Fünffache gestiegen. Die Installationen für Live-Shopping-Apps wuchsen alleine von Q1 bis Q2 2022 um 24 Prozent. Wir sehen also deutlich, dass Händler in ganz Europa sich auf den Einsatz von Social-Commerce-Lösungen auf die Shopping Season 2022 vorbereiten."

Sensalytics
Omar Tello, CEO von Sensalytics:
"Unsere Analysen der Besucherströme in Retail Stores und Kaufhäusern in ganz Deutschland zeigen uns, dass die reine Besucherzahl zur Shopping-Saison im Vergleich zum Rest des Jahres nicht drastisch höher ist. Spannend ist der Blick auf Kaufhäuser: Die reine Besucherzahl unterscheidet sich hier kaum, jedoch ist eine deutlich höhere Frequenz innerhalb der Kaufhäuser zu sehen. Das bedeutet, dass Konsumenten in den Ferien und zur Shopping-Saison durchschnittlich mehr Stores gleichzeitig besuchen. Die Shopping-Season ist damit die beste Gelegenheit, online wie auch im stationären Handel neue Erkenntnisse über die Kundschaft zu erhalten, um ihnen ganzjährig ein kundenzentriertes Angebot zu machen. Wenn aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Situation die Frequenzen und Umsätze im Handel nicht die Erwartungen erfüllen, sollten Händler die Shopping-Tage zumindest für Insights zu ihrer Kundschaft nutzen."