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E-Commerce wächst

Handelsstatistik E-Commerce in Bayern geschrumpft

Der E-Commerce in Bayern schrumpft – aber nur in der Statistik

Fotolia.de/Apops

Der E-Commerce in Bayern schrumpft – aber nur in der Statistik

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Nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Statistik sanken im Januar 2014 die Erlöse im Web-Handel um 3,5 Prozent. Wer daraus eine Krise im E-Commerce abliest, befindet sich schnell auf dem Holzweg.

Kuriose Zahlen: Einen "Traumstart ins neue Jahr" attestiert das  Bayerische Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung dem bayerischen Einzelhandel. Doch nicht alle Händler können sich laut Amt gleichermaßen darüber freuen. "In der Untergliederung nach Verkaufsräumen teilt sich das Ergebnis", stellen die Statistiker fest. "Während der Umsatz des Einzelhandels in Verkaufsräumen im Vergleich zum Januar 2013 im Mittel zunahm (real: +2,2 Prozent), musste der der Versand- und Internet-Einzelhandel Einbußen hinnehmen (real: -3,5 Prozent)."

Steckt der E-Commerce in Bayern etwa in der Krise? "In Untersuchungen kleiner Verbände oder regionaler Institute findet man oft hanebüchene Auswertungen, die mit der Realität nichts mehr gemein haben", ärgert sich Alexander Graf, Berater und Herausgeber des Fachblogs Kassenzone.de. "Das bayrische Landesamt für Statistik geht etwa in seiner letzten Veröffentlichung davon aus, dass Stationär stark zu Lasten des Onlinehandels wächst und bewirbt sich damit indirekt für einen Comedy Preis."

Erhebungsbasis mit Fehlerquelle

Keinesfalls will das Statistische Landesamt die Zahlen gewertet wissen: "Wir erheben die Zahlen und rufen bei starken Abweichungen gelegentlich auch die Unternehmen an", heißt es in der Fachabteilung der Behörde. Die starke Abweichung zum Alltag - in dem der E-Commerce deutlich schneller als der Einzelhandel wächst - erklärt sie mit der Erhebungsmethode: Für die Stichprobe, mittels derer die Statistiker jeden Monat die wirtschaftliche Entwicklung in diversen Branchen aufzeigen, werden lediglich 8,5 Prozent aller bayerischen Handelsunternehmen befragt. Kleinere Unternehmen und Start-ups mit weniger als 250.000 Euro Umsatz pro Jahr sind in der Aufstellung nicht berücksichtigt. Zum Versand- und Internethandel zählt in der offiziellen Statistik auch nur der Händler, der mehr als 30 Prozent seiner Einnahmen online erzielt. Die Web-Erlöse von Multichannel-Händlern werden folglich dem meist größeren Filialgeschäft zugeschlagen.

Zahlenwerk ohne Aussagekraft

Über den Schrumpfkurs des E-Commerce in Zahlen kann deshalb nur spekuliert werden. Um auswertbare Aussagen zu den unterschiedlichen Vertriebskanälen treffen zu können, müsste die Stichprobe erhöht werden und müssten außerdem die regelmäßig befragten Handelsunternehmen ihre Online-Erlöse sauber aufschlüsseln. Das müssen sie auch in anderen Bundesländern nicht. So kann ein Minus von 3,5 Prozent in den Zahlen entstehen, aber einen Aussagewert haben die Zahlen nicht.

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