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Mann steht vor einem Regal und betrachtet ein Glas Oliven

Surfen und bummeln Online-Schaufenster für den Einzelhandel

Fotolia/Anyaberkut
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Neue Einkaufsdienste, regionale Produktsuchen und Marktplätze wollen den ­Einzelhandel ins Internet begleiten und ihm zu neuen Kunden verhelfen.

Naht das Wochenende, steigt die Zahl der Downloads und Zugriffe in der Algel-App: Als Einkaufsservice  bildet sie die Sortimente von Supermärkten wie Tegut, Rewe und Aldi ab und organisiert in Berlin und Darmstadt Einkäufer, die alles besorgen und zu den Bestellern nach Hause oder ins Büro bringen.

"Der Service existiert jetzt seit ­einem Jahr und kommt an", sagt Algel-Gründer Sakir Yazici. Auf die gleiche Idee setzen Shopsters in Konstanz, Bringbiene in Mittelfranken und Shopwings in Berlin und München. "Wir lösen ein Alltags­problem von Kunden", sagt Shopwings-Gründer Florian Jaeger. "Wer einkaufen lässt, hat Zeit für anderes."

Es geht um mehr als Kundenwünsche: Die Einkaufsservices schlagen eine Brücke zwischen Internet und Laden und bieten sich dem Einzelhandel als Einstiegshilfe ins Internet an. Dieses Ziel verfolgen neue Dienstleister wie Atalanda, Locafox, Koomio oder Hierbeidir ebenfalls.

Sie bauen Händlern Online-Schaufenster, Produktsuchen oder Marktplätze und vernetzen diese über Bringdienste mit Filialen. "Der Einzelhandel traut sich nicht so recht ins Internet", beobachtet Atalanda-Gründer Roman Heimbold. "Wir möchten ein ­Online-Bewusstsein für das Internet und seine Chancen schaffen."

Einkaufsservice 2015: Online suchen, vor Ort kaufen

Lösungen rund um diese Dienste sind so gefragt wie nie: Umfragen zufolge bestellt inzwischen gut die Hälfte der Verbraucher regelmäßig im ­Internet.

Der Online-Anteil steigt in allen Handelsbereichen. Die Folgen werden jetzt sichtbar: In den Städten geben immer mehr Händler auf, der Hauptverband des deutschen Einzelhandels rechnet mit bis zu 50.000 Ladenschließungen in den kommenden Jahren.

"Kunden machen keinen Unterschied mehr zwischen Offline und Online", sagt Heimbold. "Wer nicht überall aktiv ist, verliert Aufmerksamkeit und Käufer."

Aus Scheu vor der Technik, den Kosten und dem Aufwand überlässt der Einzelhandel das Internet mit seinen diversenen Einkaufsservices immer noch den ­Online-Händlern und Marken und verspielt damit seine kaum zu schlagende Stärke: die schnelle Verfügbarkeit der Ware vor Ort und die persönliche Ansprache.

Zwar lassen sich Kunden online inspirieren und suchen im Internet nach Produktinformationen, aber viele von ihnen wollen den Bedarf weiterhin vor Ort ­decken - weil sie die Ware sofort mitnehmen, ausprobieren oder zusätzliche Fragen persönlich klären können.

Regionale Marktplätze und Produktsuchen setzen auf diese Wünsche und bieten Alternativen zum eigenen Online-Shop an - Services wie Suchmaschinenmarketing, Werbekampagnen, Datenanalyse, bei Bedarf sogar Weiterbildung sind in den Paketen aus Webpräsenz und Anbindung an den Lieferdienst enthalten.

Während Suchen wie Locafox, Hierbeidir, Koomio oder Productmate Händler auf ihre Plattformen ­lotsen, regt Atalanda die Bildung von ­Gemeinschaften an und tritt als Internet-Marke zurück. Das Start-up wirbt bei Marketing- und Städtegesellschaften und bringt auf Onlinecity-wuppertal.de 45 Händler zusammen: "Durch den Marktplatz entstanden neue Gemeinschaften", ­erzählt Heimbold. "Viele Händler kannten sich nicht, jetzt empfehlen sie sich weiter."

Informieren Produktsuchen und Marktplätze über Verfügbarkeit und Läden, etablieren Einkaufsservices einen neuen ­Absatzkanal für Lebensmittel. Weitere Produktkategorien, etwa Bücher, Arzneimittel oder Drogeriewaren, wären ebenfalls denkbar: "Shopwings kombiniert den Kauf in lokalen Supermärkten mit den Vorzügen einer superschnellen, planbaren Lieferung", sagt Christian Winter, Geschäftsführer bei Tengelmann Ventures und Investor bei dem Start-up. "Dieses Modell hat es noch nicht gegeben, es stärkt den stationären lokalen Markt, weil die Einnahmen vor Ort erzielt werden."

Auch wenn Einkaufsservices den Supermärkten einen schnellen Einstieg ins Internet und eine Alternative zum eigenen Lieferdienst bieten - die Hoffnungen der Start-ups auf Kooperationspartner haben sich bisher zerschlagen. Das erschwert den Einstieg, die Produktdaten für die Online- und App-Shops müssen selbst erstellt werden. Aber das kann sich ändern: Gewinnen Algel, Shopwings & Co. jetzt an Fahrt, werden Supermärkte schnell gezwungen sein, beim Service mitzumachen.

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