
MOONOVA 2022 Nicht nur New Work - auch New Pay gewinnt an Bedeutung
Seit dem Beginn der Corona-Pandemie erlebt das Homeoffice einen ungeahnten Boom. Welche arbeitsrechtlichen Implikationen sich daraus ergeben, hat Rechtsanwältin Daniela Rindone auf der MOONOVA 2022 erläutert.
Für Experten wie Daniela Rindone steht New Work nicht erst seit der Pandemie auf der Tagesordnung: "Das Thema hat uns Arbeitsrechtler schon seit Jahren begleitet." Für die Rechtsanwältin, die für die Wirtschaftskanzlei CMS Mandanten zu Fragen der Restrukturierung und Digitalisierung berät, ist New Work ein wichtiger Bestandteil der agilen Transformation und kein kurzfristiges Erfordernis aus Pandemie-Gründen. Auf der MOONOVA 2022 riss die Juristin die wichtigsten arbeitsrechtlichen Fragen an, die sich aus Homeoffice und mobilem Arbeiten ergeben.
Drei Faktoren entscheidend
Für Rindone sind drei Faktoren für die Veränderung der Arbeitswelt entscheidend: die Globalisierung, die Digitalisierung und der demografische Wandel.
Kennzeichen von New Work sind:
- Entkoppelung zwischen Arbeitsort und Betrieb
- Abbau von Hierarchien
- Weniger Facetime
- Ergebnisorientierte Arbeitsweise
Homeoffice ist keine Pflicht
Das Homeoffice ist derzeit gesetzlich noch nicht voll definiert, es unterscheidet sich aber vom Telearbeitsplatz. Im Unterschied zum Telearbeitsplatz, von dem aus der Arbeitnehmer seine Arbeit ständig ausübt, sind die arbeitsschutzrechtlichen Pflichten beim Homeoffice geringer ausgeprägt. Dennoch empfiehlt Rindone Arbeitgebern, die Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mitarbeitern nicht zu vernachlässigen, etwa durch Beratung, Checklisten und auf Wunsch auch einen Ortstermin.

Die Arbeitsrechtsexpertin und Rechtsanwältin Daniela Rindone arbeitet am Standort Köln für die Wirtschaftskanzlei CMS.
CMS Hasche Sigle
Ebenfalls noch nicht geregelt ist das Recht und die Pflicht zum Homeoffice. Ein Arbeitnehmer hat grundsätzlich zwar keinen rechtlichen Anspruch auf Homeoffice, aber einen Anspruch auf Erörterung seines Anliegens. Der Arbeitgeber darf es nur ablehnen, wenn er betriebliche Gründe vorbringen kann. Umgekehrt kann der Arbeitgeber seine Mitarbeiter auch nicht zum Homeoffice verpflichten, außer in Ausnahmesituationen.
Hemmschuh Arbeitszeitgesetz
Das derzeit gültige Arbeitszeitgesetz stellt nach Ansicht von Rindone einen Hemmschuh für New Work Modelle dar. Es legt fest, dass der Arbeitnehmer pro Tag nicht mehr als 8 Stunden arbeiten soll und dass zwischen den Arbeitstagen eine Pause von mindestens 11 Stunden liegen muss. Hier wünscht sich die Juristin eine Neuregelung, die zumindest eine Betrachtung auf Wochenbasis ermöglicht. Ob die Koalition dies in der laufenden Legislaturperiode anpacken wird, ist aber nicht gewiss.
Immer wichtiger wird auch die Arbeit im Ausland oder aus dem Ausland heraus, wobei dies vor allem den DACH-Raum und die EU betrifft. Dieser Wunsch kommt häufig von Arbeitnehmern auf, im Moment stehen ihm aber noch sozialversicherungs- und lohnsteuerrechtliche Probleme und ein hoher Verwaltungsaufwand entgegen. Hier setzt Rindone auf zukünftige gesetzliche Regelungen.
IT-Sicherheit nicht vergessen
Nach Rindones Erfahrungen nehmen Unternehmen im Zusammenhang mit mobilem Arbeiten das Thema IT-Sicherheit nicht wichtig genug. Sie sollten verstärkt auf ausgefeilte Zugangskonzepte achten, ihre Mitarbeiter mit Checklisten sensibilisieren und Notfallpläne erarbeiten. Bei Betriebsräten stellt die Juristin eine hohe Sensibilität für den datenschutzkonformen Umgang mit Mitarbeiterdaten fest.
Für Rindone ist die Umsetzung von New Work Konzepten auch ein wichtiges Vehikel, um Arbeitgeber attraktiver für Bewerber zu machen. Leistungen wie Vertrauensurlaub und Sabbatical werden immer häufiger nachgefragt. Auch in puncto Mobilität kann ein Arbeitgeber neue Schritte ermöglichen und den Mitarbeitern etwa die Nutzung von Ridesharing-Diensten sponsern.
Boni im Konsens
Wenn die Arbeitswelt immer stärker vom üblichen 9-to-5-Schema abweicht, werden auch neue Vergütungsmodelle wichtig. Boni zum Beispiel könnten in Zukunft Resultat eines Diskussionsprozesses im Team sein und von Bewertungen abhängen, die sich Mitarbeiter gegenseitig geben.
Kristallisationspunkt einer solchen Veränderung ist immer die Unternehmenskultur, die sich dafür ebenfalls ändern muss. Und dafür nimmt Rindone die Top-Etage in die Pflicht: "Es wird nicht funktionieren, wenn es kein Umdenken im Management gibt."
Die MOONOVA, das neue B2B-Event der Ebner Media Group, feiert in diesem Jahr Premiere. Die MONOOVA entstand aus der Messe INTERNET WORLD EXPO und dem Digital-Event COMMERCE WEEK. Noch bis Freitag, 25. Februar 2022 bietet die MOONOVA ein reiches Programm aus Vorträgen, Masterclasses, Interviews und Roundtables rund um die spannendsten Facetten des digitalen Handels. Ihr kostenloses Ticket erhalten Sie hier.