
Digitalisierung am POS Innovationsberater Frank Rehme: "Zu viel Technik macht Angst"
Frank Rehme berät Händler als Innovationsexperte.
Frank Rehme berät Händler als Innovationsexperte.
Von der Digitalisierung des POS wird in der Branche viel geredet, aber wenig tatsächlich umgesetzt. Der langjährige Innovationsmanager der Metro Group, Frank Rehme, hat diverse Technologien selbst erprobt - und viel daraus gelernt.
Frank Rehme hat in seinem Leben schon viel gemacht. Als langjähriger Innovationsmanager der Metro Group setzte er Future-Store-Initiativen um und entwickelte mit "Real Drive" das erste Pickup-Konzept in Deutschland. Und er initiierte das europäische Projekt "Future City Langenfeld" als Modellstadt für die innovative Zukunft des Handels und des Erlebnisraums Innenstadt. 2013 gründete er gmvteam und unterstützt seitdem New-Commerce-Initiativen in Handel und Industrie. Mit Internetworld.de sprach er über die Aufgaben des POS der Zukunft, woran die Digitalisierung am POS so häufig scheitert, was Future Stores mit dem Genfer Autosalon gemein haben und warum die Basis jeglicher Zukunftsvision ein Warenwirtschaftssystem ist, das mit dem CRM-System Daten austauschen kann.
Welche Aufgabe hat der POS der Zukunft?
Frank Rehme: Wir verkaufen in volle Schränke und Regale. Das meiste von dem, was wir in unserer gesättigten Gesellschaft verkaufen, brauchen die Menschen eigentlich nicht. Der Handel ist also kein Versorger mehr, übrigens auch nicht online, sondern eher Inspirator und Lebensbereicherer. Wenn das gelingt, sind wir bereit, aus "More Value for Money" einfach "More Money for the Same Value zu machen" und bei Nespresso 60 Euro für ein Produkt auszugeben, für das man beim Discounter 3,99 Euro zahlt. Kontexte zu schaffen, die dafür sorgen, dass Menschen Produkte haben wollen und ihre Preissensibilität verlieren - darum geht es. Die alte Handelsweisheit "Warendruck erzeugt Umsatz" gilt nicht mehr. Der POS der Zukunft muss Storytelling können. Er muss ein Umfeld schaffen, in dem ich einfacher kaufen kann. Und er kommt nicht darum herum, sich mit den neuesten Erkenntnissen aus der Hirnforschung und dem Neuromarketing zu beschäftigen.
Oha, das klingt nach großem Rad.
Rehme: Ganz und gar nicht. Wenn mich ein Händler fragt, wieviel Geld er in die Hand nehmen muss, um Neuromarketing zu betreiben, antworte ich: zehn Euro. Dafür kauft er sich ein Kehrblech und einen Handfeger und sorgt dafür, dass das Grundthema in seinem Laden erledigt ist, nämlich Sauberkeit. Schließlich nutzt das tollste Obst- und Gemüseangebot nichts, wenn am Boden Fußabdrücke von Leuten zu sehen sind, die durch vermatschte Kirschen gelaufen sind. Dann nimmt das Unterbewusstsein wahr: Hier ist es nicht sauber. Und wie oft riecht es in den Läden schlecht. Dabei ist der Geruchssinn unser einziger Sinn, der sofort auf das limbische System wirkt. Wenn Sie einen abgelaufenen Joghurt öffnen, schieben sie den sofort weg. Trotzdem wird in den Läden bei diesem Thema so viel falsch gemacht.
Sie haben früher für die Metro "Future-Store"-Konzepte umgesetzt und beraten heute Handelsunternehmen zur Zukunft des Einkaufens. Welche Konzepte für den POS der Zukunft finden Sie aktuell spannend?
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