
3D-Shopping Wie E-Commerce-Brands sich für das Metaverse wappnen können
Was digitale Nutzererlebnisse - gerade im E-Commerce - betrifft, wird die Messlatte insbesondere mit der Vision vom Metaverse in Zukunft deutlich höher liegen. Alles keine Zukunftsmusik, sondern ein Szenario, auf das Händler sich bereits heute einstellen können.
Von Dominik Angerer, Co-Founder und CEO von Storyblok
Kommt die Sprache auf Virtual und Augmented Reality, sind gerade Marketing-Fachleute skeptisch. Groß waren die Versprechungen, zu selten gab es bislang aber Anwendungsfälle, in denen der Einsatz immersiver Technologien wirklich überzeugen konnte. Das könnte sich nun ein für alle Mal ändern: Die Tech-Giganten Facebook, Apple und Microsoft verfolgen allesamt groß angelegte Projekte, das Stichwort lautet "Metaverse": eine Konvergenz der 3D-Welten zu einem gemeinsamen virtuellen Erlebnis.
Ein Blick auf die Fakten zeigt zudem, dass die Verbraucher:innen sich nach einer E-Commerce-Welt in 3D sehnen: Google hat herausgefunden, dass 66 Prozent der Konsument:innen daran interessiert sind, AR als Hilfsmittel beim Einkaufen zu nutzen. Eine Shopify-Erhebung hat zudem ergeben, dass Interaktionen mit Produkten, die in ein 3D- oder AR-Umfeld eingebettet sind, fast doppelt so gut konvertieren wie Produkte, die auf klassischen digitalen Wege präsentiert werden.
The Hype is real - und keine E-Commerce-Brand, die sich nachhaltig für die Zukunft aufstellen möchte, sollte ihn ignorieren. Im Folgenden ein Fahrplan, der Ihrer Marke die Reise ins Metaverse erleichtern wird.
1. Technische Rahmenbedingungen schaffen
Wer die Schwelle ins immersive E-Commerce-Universum übertreten will, sollte sich im Vorhinein darüber bewusst werden, dass insbesondere Entwicklerteams und Content Manager:innen neue Fähigkeiten adaptieren müssen, um letztendlich wahrhaftige digitale Erlebnisse in 3D kreieren zu können. Denn gerade die Entwicklung von dreidimensionalen Inhalten erinnert eher an das Gaming als an die bisher gewohnte Entstehung von digitalem Content.
Um die passenden Software-Tools auszuwählen, muss zunächst einmal geklärt werden, für welche Hardware Sie 3D-Erlebnisse erschaffen möchten: Nutzen Ihre Kund:innen hauptsächlich den Computer, Smartphones und Tablets oder ein Headset wie das Oculus Quest? Sind diese Fragen geklärt, bieten sich Lösungen wie ARKit von Apple und ARCore von Google als universelle Tools für Einstieg zur Entwicklung von AR-Inhalten an.
Und noch ein kurzer Exkurs in die Galaxie der Entwickler:innen: Mit der WebXR Device API gibt es einen offenen Standard mit einer JavaScript-API, deren Einsatz immersive Erlebnisse im Browser möglich macht. Weitere Frameworks und Plattformen wie A-Frame, React 360 oder Amazon Sumerian vereinfachen die Arbeit mit WebXR zusätzlich.
2. Geeignete Kreativ-Assets zur Verfügung stellen
Lange Textblöcke in einem 3D-Umfeld? Das passt nicht zusammen. Wir reden hier über visuelle Erlebnisse, insofern sollten sich Marken auf die Erstellung von Inhalten fokussieren, die das Auge erfreuen und die Aufmerksamkeit der Nutzer:innen auf sich ziehen. Was heute auf einer herkömmlichen Website funktioniert, wird sich in einer Content-Welt in 3D unnatürlich anfühlen.
Umso entscheidender ist es, Elemente zur Verfügung zu stellen und zu kreieren, die 3D-tauglich sind. Welche hochauflösenden Bilder und Assets benötigen Sie? Gibt es die Möglichkeit, Ihrer 3D-Experience Videos hinzuzufügen? Sind 360-Grad-Erlebnisse eine Option? Sollen Ihre Kund:innen nur konsumieren können oder gibt es Optionen zur Interaktion? Und auch den Faktor Sound als wesentlicher Bestandteil von dreidimensionalen Welten sollten Sie von Beginn an mitdenken.
3. Inhalte auf Voraussetzungen der Nutzer:innen abstimmen
Bei aller Euphorie in Sachen Metaverse dürfen wir nicht vergessen, dass seitens der Verbraucher:innen die Voraussetzungen, 3D-Content zu konsumieren, sehr unterschiedlich sind. Nicht jede Konsument:in wird das neueste und beste Gerät geschweige denn über eine 5G-Abdeckung verfügen. Ein Faktor, der gerade bei immersiven Inhalten nicht unterschätzt werden darf.
Eine Latenz von Millisekunden mag auf einer normalen Website unbemerkt bleiben, in einer VR- oder AR-Umgebung hingegen können vermeintliche Erlebnisse so schon mal zur Qual werden. Versuchen Sie deshalb, Ihre Inhalte so zu optimieren, dass sie die höchstmögliche Qualität bei einer angemessenen Dateigröße bieten. Wenn eine Experience darunter leidet, dass zu viele Inhalte gleichzeitig geladen werden, ist es besser, ein schlankeres, aber immer noch leistungsfähiges Erlebnis zu kreieren.
Fazit: First-Mover-Potenzial ausnutzen
Wenn Sie Ihre Marken-Kommunikation um 3D-Experiences anreichern wollen, genügt es nicht, Ihre Website VR-tauglich zu machen - das sollte inzwischen klar sein. Vielmehr geht es darum, Inhalte, die sich im Rahmen eines Komponenten-Ansatzes (etwa durch ein Headless CMS) flexibel zu strukturieren und sich so für die unterschiedlichsten Ausgabemedien, unter anderem VR, technisch zu wappnen. Die Ansprüche sind hoch, und nichts anderes erwarten Nutzer:innen, die sich kontinuierlich im digitalen Raum bewegen.
Ausgewählte Beispiele zeigen, dass dreidimensionale Nutzererlebnisse im digitalen Raum keine Zukunftsmusik mehr sind und über die reine Produktpräsentation hinausgehen. Volkswagen etwa hat im Zuge der Fußball-EM im vergangenen Sommer mehrere AR-Experiences mit der deutschen Nationalmannschaft umgesetzt, Ikea ermöglicht es seinen Kund:innen schon lange, die Wirkung angebotener Einrichtungsgegenstände per Filter in den eigenen vier Wenden zu testen.
Die Entwicklung und Implementierung dreidimensionaler E-Commerce-Erlebnissen mag zunächst aufwendig wirken, gerade wenn Sie bei null anfangen. Doch möglicherweise schlummern in Ihren Teams bereits Fähigkeiten, die hilfreich sein können, den Weg ins Metaverse gemeinsam einzuschlagen. Lassen Sie sich nicht aufhalten, sondern legen Sie los. Die Konsument:innen warten darauf - und je schneller sie starten, desto größer die Chance, noch zu den "First Movern" zu gehören.