
Ballmer strukturiert Microsoft um "Kein Produkt ist eine Insel"
Will mehr Einheitlichkeit: Ballmer
Will mehr Einheitlichkeit: Ballmer
Schneller, effizienter und mit mehr Schlagkraft in einer sich rasant verändernden Welt - das soll Microsoft nach dem Willen seines Chefs Steve Ballmer werden. Die Methode: eine neue Unternehmensstruktur, die zu einer gemeinsamen Strategie führt. Bisher verfolgten die Abteilungen häufig ihre eigenen Ziele.
"One Microsoft" - unter diesem Schlagwort fasst Microsoft-CEO Steve Ballmer die weitreichenden organisatorischen Änderungen bei dem Softwarehersteller zusammen. "Wir stellen uns geschlossen als ein Unternehmen hinter eine einzelne Strategie - nicht als Sammlung verschiedener Abteilungsstrategien", gibt Ballmer in einem Memo an die Mitarbeiter den Kurswechsel bekannt. Das bedeutet für das Unternehmen vor allem eine Management-Reorganisation.
Der Konzern müsse mit der Zeit gehen, so Ballmer. "Wir befinden uns in einer Ära des Immer-online-Seins, die neue Verheißungen mit sich bringt, was Technologie zum Leben der Menschen und Unternehmen weltweit beitragen kann." Da die Kunden sich ein einheitliches Nutzererlebnis über alle Endgeräte hinweg wünschten, sollten auch die Produkte und Services von Microsoft einheitlich auftreten. "Wir werden unsere Produkte als ganzheitliches Sortiment sehen, nicht als Inseln", so Ballmer.
Die derzeit zahlreichen Microsoft-Präsidenten sollen abgeschafft werden. Stattdessen werden die Positionen zu Executive Vice Presidents umgewandelt. Damit geht eine stärkere Betonung der Zusammenarbeit über die einzelnen Abteilungen hinweg einher, so dass die Kernprodukte von Microsoft Input aus allen Bereichen erhalten. Ballmers Position bleibt unangetastet .
Die neue Organisation wird nach Funktionen aufgestellt: Technische Entwicklung, Marketing, Business Development, Strategie und Recherche, Finanzen, Personal, Rechtsabteilung und COO. Die technischen Einheiten von Microsoft werden von bisherigen Top-Managern betreut: Terry Myerson leitet die Entwicklung des Betriebssystems. Julie Larson-Green steht der Hardware-Entwicklung vor. Bisheriger Online-Chef Qi Lu verantwortet Produktivitäts-, Kommunikations- und Suchdienste, während Satya Nadella die Cloud-Dienste, Datencenter und Entwicklungstools betreut. Skype-Präsident Tony Bates soll dem Business Development vorstehen und die Firmenstrategie und -partnerschaften ausbauen. Der Technikchef von Microsoft, Eric Rudder, wird an der Spitze einer Strategie- und Research-Gruppe stehen. Chief Operations Officer Kevin Turner leitet nach wie vor den Sales-Bereich. Die neue, zentralisierte Finanzorganisation bleibt in der Hand von Finanzchefin Amy Hood.
Microsoft hat in den vergangenen Wochen mit einigen Produkt-Neuheiten aufgewartet: Ende Juni 2013 hat der Konzern eine Preview-Version seines Betriebssystems Windows 8.1 zum Download freigegeben und ein neues Werbeprogramm eingeführt. In der sogenannten "Smart Search" des neuen Betriebssystems Windows 8.1 erscheinen nun auch Bing-Anzeigen. Diese sollen optisch an die Smart Search-Suchergebnisse erinnern und verfügen über eine Vorschaufunktion, Links, geografischen Angaben und Telefonnummern. Bing will künftig nicht nur eine Suchmaschine sein und öffnet sich jetzt als Developer-Plattform. Damit macht Microsoft Tools für Entwickler zugänglich, die Apps für externe Anbieter bauen.
Im ersten Quartal 2013 hat Microsoft seinen Gesamtumsatz um 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 20,5 Milliarden Dollar gesteigert. Der Gewinn wuchs um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf knapp 6,1 Milliarden Dollar. Anders sieht es dagegen im Online-Segment aus: Hier machte der Konzern einen Verlust von 262 Millionen Dollar bei einem Umsatz von 832 Millionen US-Dollar.