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Gastkommentar Wie Händler und Marken NFTs für sich nutzen können

Benjamin Birker, Leader der Retail & Consumer Goods Industry bei T-Systems MMS

T-Systems MMS

Benjamin Birker, Leader der Retail & Consumer Goods Industry bei T-Systems MMS

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NFTs können helfen, Marken neu aufzuladen. Sie bieten die Chance, junge Zielgruppen zu begeistern, für innovative Markeninteraktion zu sorgen und so Loyalität zu schaffen. Unternehmen sollten sich diese Möglichkeiten nicht entgehen lassen.

Von Benjamin Birker, Leader der Retail & Consumer Goods Industry bei T-Systems MMS

Die "first-mover" Unternehmen im Bereich NFT sorgten weltweit für Schlagzeilen und bei der Preisentwicklung rieb sich manch einer die Augen. Kein Wunder: Laut dem Bericht von "Research and Markets", hatte der NFT-Markt im Jahr 2021 einen Wert von 41 Milliarden US-Dollar. Die Erwartung ist, dass der globale Markt bis 2030 einen Wert von 211,72 Milliarden US-Dollar erreichen wird. Dennoch gilt es, die Möglichkeiten mit dem richtigen Maß auszuloten, denn die derzeitigen Krisen sowie der anfängliche Enthusiasmus sind auch an diesem Markt nicht spurlos vorbeigegangen.

Wie also haben Unternehmen NFTs bisher genutzt und was ist in Zukunft denkbar?

Wer ist die Zielgruppe?

Obwohl ein Großteil der Bevölkerung in der westlichen Welt noch nichts von NFTs gehört hat, generieren NFT Drops von bekannten Unternehmen regelmäßig große Aufmerksamkeit. Speziell jüngere und tech-affine Konsument*innen beschäftigen sich vermehrt mit dem Thema, was sich schon jetzt in der großen Anzahl an Online-Artikeln, Social-Media Diskussionen & Events mit Bezug zum Thema Metaverse & NFT zeigt.

Zudem ist die NFT Community bereits heute riesig. Durch NFT Projekte können Unternehmen Zugang zu dieser Community erhalten und von der enormen Größe und Interaktionsfreudigkeit der Mitglieder profitieren. Ein weiterer Booster bei der Erschließung der Zielgruppe sind die Social Networks, was die Umbenennung von Facebook in Meta, sowie die bald erscheinende NFT-Kollektion von TikTok beweist.

Apropos Meta(verse)

Durch den Einsatz von Virtual Reality können Einzelhändler ihren Kund*innen die Möglichkeit geben, mit ihrer Marke in einer einzigartigen, immersiven Umgebung zu interagieren, die die Geschichte einer Marke erzählt und sie von anderen unterscheidet. So hatte Dior Beauty einen eigenen virtuellen Weihnachtsshop eingerichtet, in dem Geschenkoptionen und Produkte in limitierter Auflage im Atelier der Träume vorgestellt wurden. Überhaupt sind die Luxusmarken Vorreiter in der Nutzung von virtuellen Geschäften.

Brand Heat

Sich für ein NFT Projekt zu entscheiden, erlaubt einem Unternehmen sich nicht nur als Digital-Leader zu positionieren, sondern auch, die eigene Brand Interaction enorm zu steigern. Obwohl NFTs als Produkte unter Umständen nichts mit dem eigentlichen Produktsortiment zu tun haben, können Unternehmen mit ihnen bestehende Kund*innen begeistern und neue potenzielle Kunden auf sich aufmerksam machen. Um die aktuelle NFT-Community bestmöglich zu erreichen, empfiehlt es sich - speziell für NFT-Neulinge - Kollaborationen mit führenden NFT-Influencern und -Projekten einzugehen.

Adidas beispielsweise arbeitete für seine "Into the Metaverse" NFT-Kollektion mit den führenden Projekten und Influencern Bored Ape Yacht Club, PUNKS Comic, & gmoney zusammen und konnte für seine Kollektion so direkt große Aufmerksamkeit in der Community erreichen. Es ist also nicht nur die neue Technologie, sondern auch die Zusammenarbeit mit Creators, die Neuland für Unternehmen bedeuten kann.

Limited Editions trotz Lieferengpässen

Einige Unternehmen können aufgrund von Lieferengpässen aktuell die große Kundennachfrage nicht bedienen, so zum Beispiel der Fahrradmarkt, auf dem Komponenten fehlen. Bei Schwalbe (Ralf Bohle GmbH) beschäftigt man sich seit einiger Zeit mit limitierten Kollektionen von Fahrradreifen, unter anderem in Zusammenarbeit mit den Stars in der Branche.

Ziel ist es, über besonders einzigartige Produkte ein Zeichen in der digitalen Welt zu setzen, sowie die eigene Reichweite außerhalb des Fachhandels signifikant zu erhöhen. Ob solche Fahrradreifen angesichts von realen Lieferengpässen in Zukunft auch im virtuellen Geschäft zu kaufen sind, wurde allerdings noch nicht preisgegeben.

Neue Loyalty Benefits und eine neue Community

Neben Brand Interaction und Awareness, eignen sich NFTs auch zur Bildung von exklusiven Communitys und Customer-Loyalty-Programmen. So "beschenkte" Dolce & Gabbana die Eigentümer der "Collezione Genesi" NFT-Kollektion mit physischen Äquivalenten der virtuellen Kleidungs- und -Schmuckstücke und erlaubte diesen ein Jahr lang kostenlosen Zugang zu den Dolce & Gabbana Couture-Shows.

Speziell die Exklusivität der Plätze solcher Programme macht diese so attraktiv. Kund*innen können begeistert und gebunden werden. Das unterstreicht auch die Absicht von Starbucks, die eine globale digitale Gemeinschaft rund um Kaffee mit einem NFT-Treueprogramm planen.

Umsatzmöglichkeiten

Neben den zuvor genannten Möglichkeiten von NFTs, bietet der Verkauf dieser auch die Möglichkeit eines zusätzlichen Revenue-Streams. Noch mag das Umsatz-Potenzial durch NFT-Verkäufe für die meisten Unternehmen im Bereich Retail und Consumer Goods im Vergleich zum Umsatz im Primärgeschäft relativ klein sein, der Markt wächst jedoch stark.

Besonders bei den erwarteten stark steigenden Metaverse-Nutzerzahlen, wird sich die Relevanz von NFT-Verkäufen weiter vergrößern. Nutzer können beispielsweise NFT-Sneaker im Metaverse tragen und diese so auch tatsächlich aktiv nutzen.

Nur Mut!

NFTs bringen die Chance, die Brand Interaction eines Unternehmens auf ein neues Level zu heben. Aufgrund des großen und stark wachsenden Potenzials von NFTs sollten Unternehmen die vielen Einsatzmöglichkeiten abwägen und die individuell beste Lösung für sich finden. Und bei allen Ideen gibt es wichtige Entscheidungen bei der Auseinandersetzung mit den Technologien zu treffen. Auch wenn das Thema neu ist, kann NFT ein cleverer Schachzug für die Zukunft sein, und es ist besser dabei zu sein und mitzugestalten, als den Trend zu verschlafen.

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