
Flexibilität ist das Zauberwort beim Webhosting in der Cloud: Statt vorab die voraussichtlich benötigten Serverkapazitäten festzulegen, erhält der Kunde vom Hoster Zugriff auf virtualisierte Hardware-Ressourcen. Dadurch kann er genau die Komponenten zusammenstellen, die er wirklich braucht.
Werden mehr Ressourcen benötigt, kann der Kunde diese mehr oder weniger in Echtzeit per Mausklick zubuchen. Reicht das ursprünglich ausgewählte Paket wieder aus, gibt der Kunde die Reserven frei. Das hilft, Kosten zu senken: Bei vielen Tarifmodellen wird berücksichtigt, dass die zusätzlichen Ressourcen oft nur wenige Stunden gebraucht werden, im Minutentakt werden dann nur die tatsächlich genutzten Kapazitäten abgerechnet.
Aber Vorsicht: Mit dem Buzzword Cloud wird oft alter Wein in neuen Schläuchen verkauft. Provider sind sehr einfallsreich, wenn es darum geht, ihren Produkten wohlklingende Namen zu geben. Ist ein "Flexserver" zum Beispiel wirklich ein virtueller Server aus der Cloud oder letztlich nur ein klassischer Dienst auf einem physikalischen Server? Oft entlarvt ein Blick auf die Preisliste solche Angebote: Festgeschriebene fixe monatliche Gebühren widersprechen dem Ansatz des Cloud-Hostings, dass nur verwendete Ressourcen bezahlt werden.
INTERNET WORLD Business hat deswegen die Cloud-Angebote wichtiger Hosting-Unternehmen unter die Lupe genommen und das Ergebnis in folgender Übersicht zusammengestellt

Amazon Cloud-Hosting
Als einer der ersten Anbieter stellte Amazon mit seinen Amazon Web Services (AWS) eine öffentlich zugängliche Cloud-Infrastruktur zur Verfügung. Voraussetzung für die Nutzung ist ein Konto für Amazon Web Services. Grundsätzlich könnte die Bedienung des Systems etwas übersichtlicher sein. Eine Besonderheit von AWS ist die „Free Tier“-Option, über die verschiedene Konfigurationen für eine begrenzte Zeit kostenfrei sind. Dieser Ansatz soll dem Kunden die Gelegenheit geben, erste Erfahrungen mit dem Dienst zu sammeln.
Über einen Link führt AWS Interessenten zudem zu einem Marktplatz, auf dem Dritthersteller, aber auch Amazon selbst, fertig geschnürte Pakete populärer Anwendungen anbieten. Diese können rasch auf dem virtuellen Server installiert und aktiviert werden. Das reduziert den Aufwand, erhöht jedoch meist auch den Preis. Wer aber schnell Magento oder Word Press auf dem Cloud-Server installieren möchte, kommt mit den Paketen zügig voran

Bitnami Hosting
Spitz formuliert könnte man das Angebot von Bitnami als die einfach bedienbare Version von Amazon AWS bezeichnen. Denn das Bitnami Cloud Hosting basiert auf der Infrastruktur AWS, setzt aber die eigenen Bitnami-Oberflächen und -Tools ein, um die Server inklusive Anwendungen zu betreiben.
Dafür bietet Bitnami sogenannte Stacks an, mit denen sich Server-Umgebungen für bekannte Programme wie Word Press, Magento oder Redmine einrichten und betreiben lassen.
Als zweite Variante hat Bitnami "Launch-pads" im Angebot, bei denen sich die gewählten Anwendungen in anderen Cloud-Plattformen wie Microsoft Azure, VMware und Google Cloud installieren lassen

Centron Cloud Hosting
Centron hat seinen Sitz zwar in Deutschland, dürfte mit seiner Cloud-Lösung dennoch eher zu den weniger bekannten Anbietern gehören, das allerdings zu Unrecht, denn Bestellung und Einrichtung des Cloud-Hostings sind geradezu vorbildlich gestaltet. So können beispielsweise die einzelnen Elemente und deren Größe über einen Schieberegler ausgewählt werden.
Was der Server am Ende kosten wird, kann mit jedem Schritt genau verfolgt werden. Zunächst muss aber auch bei Centron ein Kundenkonto eröffnet werden.
Als sehr praktisch erweist sich im Back-end das Tools-Menü. Es startet nicht nur den Server bei Bedarf neu, sondern ermöglicht zudem, das Root-Passwort zu verändern und die Schlüssel für die Absicherung einer Secure Shell generieren zu lassen.
Auch in Sachen Performance und Sonderfunktionen wie Backup oder Restore leistete sich das Angebot im Test keine Schwächen

City Cloud
City Cloud betreibt sein Rechenzentrum im Ausland, was bei der Verarbeitung von personenbezogenen Daten berücksichtigt werden sollte, die den EU-Raum bekanntlich nicht verlassen dürfen. Der Hoster versucht, sich gegen Missbrauch zu schützen, indem nach der Anmeldung entweder eine Kreditkarte hinterlegt werden muss oder ein Sicherheitscode telefonisch übermittelt wird. Erst danach kann mit dem Anlegen des Servers begonnen werden. Dabei darf der Kunde zunächst eine Zone bestimmen, in der der Standort des Systems liegen soll.
Eine Besonderheit beim Einrichten eines virtuellen Servers bei City Cloud besteht darin, dass IP-Adresse und Massenspeicher separat zugewiesen werden müssen. Ohne diesen Schritt ist die virtuelle Maschine nicht extern zu erreichen, sondern lediglich über das Backend von City Cloud. Das Backend ist einfach gestaltet und übersichtlich. Während des Testens waren die Rechenzentren stets verfügbar und die Server verrichteten ihre Arbeit zuverlässig und schnell

Cloud Sigma
Komplizierter als gedacht verliefen Registrierung und Einrichtung bei Cloud Sigma. Ein Grund dafür ist das Anmeldeformular, das wenig Rückmeldungen über erfolgreiche Aktionen und den weiteren Ablauf bietet. Cloud Sigma offeriert wie Amazon ein kleines Server-Paket, das kostenfrei genutzt werden kann.
Die Oberfläche des Backends ist nach Aufgabengebieten strukturiert. Bei der Einrichtung eines Servers kann der Kunde zwischen einem schnellen Weg unter Nutzung von Vorlagen und einer völlig individuellen Konfiguration wählen. Eine Besonderheit:
Der Kunde muss zwingend per Kreditkarte oder Paypal ein Guthaben hinterlegen, andernfalls verweigert Cloud Sigma die Anlage des Massenspeichers.
Insgesamt entstand der Eindruck, es mit einem eher umständlichen System zu tun zu hat. Auch die Kosten könnten transparenter gestaltet sein

Jiffybox
Hinter Jiffybox steckt mit Domainfactory kein Unbekannter. Und dieses Know-how merkt man: Die Einrichtung eines Servers erfolgt vollautomatisiert und binnen Minuten. Das Einrichten, Einfrieren und Löschen eines Servers geht bei keinem anderen Anbieter so schnell. Alle Optionen sind über gut erklärte Dialoge erreichbar.
Ein Alleinstellungsmerkmal ist die Einfachheit des Schnupperangebots: Den ersten Server darf man 24 Stunden lang kostenlos testen. Zudem hat der Kunde eine gute Kostenkontrolle. In den Optionen lässt sich ein Maximalbetrag definieren, der verbraucht werden darf. Wird das Limit erreicht, kann die genutzte Jiffybox automatisch eingefroren werden

Die großen Drei
Selbstverständlich bieten auch die drei großen Player auf dem deutschen Hosting-Markt Cloud-Server an. 1&1, Hosteurope und Strato haben entsprechende Pakete geschnürt, stehen sich aber bei einigen Details selbst im Weg. So ist bei 1&1 und Hosteurope der Bestellprozess noch auf den klassischen Webspace zugeschnitten. Im Warenkorb befindet sich etwa automatisch noch eine Domain, die ausdrücklich abgewählt werden muss, wenn man nur den Server mieten will.
Auch die in den Preislisten aufgeführten Monatsgebühren erwecken eher den Anschein einfacher virtueller Server denn einer Cloud. Alle drei Anbieter haben so viele verschiedene Pakete, Produkte und Tarife im Portfolio, dass sie über ein zentrales Kundencenter angeboten werden, von dem aus auf die jeweiligen Produkte verzweigt wird. Das wirkt etwas umständlich, ist aber organisatorisch wohl nicht anders zu machen.
Generell müssen sich die drei Anbieter nicht hinter ihren spezialisierten Mitbewerbern verstecken. Wer sich erst einmal zurechtgefunden und auch das richtige Backend erwischt hat, konfiguriert seine Server unter übersichtlichen Oberflächen und mit nachvollziehbaren Optionen. Was ohnehin für die drei spricht, ist der Server-Standort Deutschland mit seinen positiven Aspekten bezüglich Datenschutz

Rackspace
Der Webhoster Rackspace setzt so sehr auf die Cloud, dass es beim ersten Besuch schwerfällt, in der Fülle des Angebots die Cloud-Server zu entdecken, die hinter dem Menüpunkt "Private Cloud" stecken.
Die Einrichtung eines Servers und Benutzerkontos läuft angenehm einfach und schnell ab. Lediglich eine Kreditkarte ist zu hinterlegen.
Eine Besonderheit dabei ist der Schieberegler, über den die gewünschte Rechenkraft anhand des Einsatzgebiets der Server abgeleitet wird. Es ist aber auch die Vorgabe individueller Werte möglich. Gut gelöst ist auch die prominente Darstellung der Zugangsdaten auf der Detailseite des Servers.
Ein Stolperstein ist, dass das Passwort für den Zugang zum Server automatisch erstellt und nur einmal in einem Pop-up angezeigt wird. Wer es in diesem Moment nicht notiert, hat später keine Möglichkeit mehr, die Administration des eigenen Servers zu erreichen.