
Eines der spannensten Start-ups der Republik sitzt in Bayerisch Schwaben. Die Rocket Factory Augsburg (RFA) will den Markt für kommerzielle Satellitenstarts revolutionieren. Wie das gehen soll und was ihn antreibt, hat CEO Stefan Tweraser auf der MOONOVA verraten.
Stefan Tweraser ist CEO der Rocket Factory Augsburg AG, einem Start-up-Unternehmen, das sich zum Ziel gesetzt hat, den globalen Markt für Trägerraketen positiv zu verändern und extrem kosteneffiziente, aber dennoch kundenorientierte Lösungen für den Zugang zum Weltraum anzubieten.

Dr. Stefan Tweraser ist seit Oktober 2021 CEO bei der Rocket Factory Augsburg
RFA
Der promovierte Betriebswirt war zuvor Partner bei McKinsey & Co, Country Director für DACH bei Google und CMO/CPO bei Deezer. Er nutzt nun seinen starken Strategie- und Geschäftshintergrund, um die Umwandlung von RFA von einem Start-up zu einem führenden Wettbewerber in der neuen Raumfahrtindustrie zu leiten.
Auf der MOONOVA verriet er, was ihn dabei antreibt und wie er seine Erfahrungen in der digitalen Wirtschaft in das junge Unternehmen einbringen kann.
Ein Milliardenmarkt entsteht
Tweraser sieht die kommerzielle Raumfahrt vor einem Umbruch. Gaben bislang große, monolithische Organisationen wie die NASA oder die ESA den Ton an, wollen Firmen wie RFA das Geschäft mit der unbenmannten Raumfahrt beschleunigen. Tweraser setzt dabei vor allem auf niedrige Preise und auf ein Komplettpaket, das vom Start des Satelliten über dessen Wartung bis zur Beseitigung von Weltraumschrott alles umfasst. Bis 2040 erwarten Experten in diesem Bereich einen Multi-Milliarden-Markt, in dem das 140-Mann-Unternehmen aus Augsburg mitmischen will. "Und dazu braucht man dynamisches Business Building", erklärt der Österreicher, der seit einem halben Jahr als CEO bei RFA wirkt.
Das Potenzial erscheint gewaltig: Seit dem Sputnik im Jahr 1957 wurden weltweit rund 6.000 Satelliten gestartet, innerhalb der nächsten zehn Jahre könnten Jahre 50.0000 hinzukommen. "Diese neuen Satelliten werden kleiner und einfacher sein", verspricht Tweraser, "ein Satellitenstart wird zu einer Commodity." In Zukunft will RFA jede Woche eine Rakete starten.
Das gleiche Material wie Biertanks
Eine zweistufige RFA-Rakete soll zwischen drei und fünf Millionen Euro kosten, deutlich günstiger als die Konkurrenz. Dazu setzt RFA auf intelligente Spar-Konzepte, man kooperiert etwa beim Bau der Treibstofftanks mit einem Partner, der auch Biertanks baut. Die sind günstiger, leichter zu reparieren und umweltfreundlicher als die Tanks aus Carbonfaser, die die Konkurrenz heute benutzt.
Satelliten in erdnahen Umlaufbahnen, wie sie RFA ins All befördern will, sollen eine Vielzahl von Diensten unterstützen. So geht Tweraser davon aus, dass Satelliten unabdingbar sein werden, um das autonome Fahren auf der Straße Realität werden zu lassen. Die Bekämpfung von Waldbränden, die Ortung von Plastikmüll in den Weltmeeren, die Vermeidung von Staus in der Containerschifffahrt, all dies funktioniert besser mit Live-Daten aus dem All.
Feuertaufe Mitte des Jahres
Für 2022 hat sich RFA viel vorgenommen. Der selbst entwickelte Raketenantrieb, der 500.000 PS freisetzt, soll Mitte des Jahres erstmals einen 100-Sekunden-Livetest unter Realbedingungen absolvieren. Parallel hat RFA einen Wettbewerb in der Bevölkerung gestartet, ein Name für den Wundermotor soll gefunden werden. Parallel wird an den Raketen und den Starteinrichtungen gearbeitet. Zu den Investoren der jungen AG gehören mit OHB und MT Aerospace zwei Unternehmen aus der Branche. Über einen Börsengang, so Tweraser, werde man zu gegebener Zeit entscheiden, "eventuell mit dem Rückenwind eines erfolgreichen Raketenstarts."
Die MOONOVA, das neue B2B-Event der Ebner Media Group, feiert in diesem Jahr Premiere. Die MONOOVA entstand aus der Messe INTERNET WORLD EXPO und dem Digital-Event COMMERCE WEEK. Noch bis Freitag, 25. Februar 2022 bietet die MOONOVA ein reiches Programm aus Vorträgen, Masterclasses, Interviews und Roundtables rund um die spannensten Facetten des digitalen Handels. Ihr kostenloses Ticket erhalten Sie hier.