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Unister
B2B 11.01.2017
B2B 11.01.2017

Steuerhinterziehung und Betrug Prozess gegen drei Ex-Unister-Manager beginnt

Firmenschild von Unister am ehemaligen Firmensitz in Leipzig.

Jan Woitas

Firmenschild von Unister am ehemaligen Firmensitz in Leipzig.

Jan Woitas

Prozessauftakt in Leipzig: Heute startet der Prozess gegen drei frühere Manager des Leipziger Internet-Unternehmens Unister. Ihnen wird Steuerhinterziehung und Computerbetrug vorgeworfen.

Am Landgericht Leipzig beginnt heute der Prozess gegen drei frühere Manager des Leipziger Internet-Unternehmens Unister. Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden wirft den 39, 51 und 59 Jahre alten Männern Steuerhinterziehung und Computerbetrug vor. Allein die Verlesung der Anklageschrift soll in etwa fünf Stunden in Anspruch nehmen. Derzeit sind für den Prozess 18 Verhandlungstage veranschlagt. Allerdings ist es gut möglich, dass dieser Zeitraum nicht ausreichen wird.

Grundlage der Anklage

Mehr als 87. 000 Kunden der Unister-Flugportale wie fluege.de sollen Preisvorteile bei der Buchung vorenthalten worden sein. Dadurch sei ein Gesamtschaden von mehr als 7,6 Millionen Euro entstanden. Zudem sollen bei Unister jahrelang sogenannte Serviceentgelte nicht korrekt versteuert worden sein. Das Unternehmen hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen.

Wäre der Unister-Chef Thomas Wagner nicht im Juli bei einem Flugzeugabsturz auf dem Rückweg von Venedig tödlich verunglückt, würde er heute in Leipzig ebenfalls auf der Anklagebank sitzen. Nach seinem Tod meldete der Konzern wenig später Insolvenz an. Der Verdacht der Steuerhinterziehung und der illegalen Geschäftemacherei blieb während der Zeit immer bestehen.

Mysteriöser Betrug

Unabhängig von dem heute beginnenden Prozess ist die Justiz mit weiteren Ermittlungen rund um Unister beschäftigt. Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden versucht, einen mysteriösen Betrug aufzuklären, dem Wagner vor seinem Tod zum Opfer fiel. Er hatte in Venedig einem angeblichen israelischen Diamantenhändler 1,5 Millionen Euro übergeben. Im Gegenzug hoffte er auf 15 Millionen Euro Kredit für sein klammes Unternehmen, bekam aber Falschgeld angedreht. Auf der Rückreise aus Venedig stürzte dann sein Kleinflugzeug ab. Gegen einen 69 Jahre alten mutmaßlichen Vermittler dieses "Rip-Deals" ist inzwischen Anklage erhoben worden.

Unterdessen ist die Zukunft der Unister-Reisesparte geklärt. Kurz vor Weihnachten teilte der Insolvenzverwalter Lucas Flöther mit, dass der tschechische Investor Rockaway Capital SE das Travelgeschäft übernimmt. Alle 520 Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben. Nun steht noch das sogenannte Non-Travel-Geschäft von Unister zum Verkauf. Nach Angaben des Insolvenzverwalters hatte das gesamte Unternehmen zuletzt noch rund 800 Mitarbeiter.

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