
Die Unterwäsche-Brand Snocks hat sich für einen Tag den Top-Platz auf der Startseite von Amazon gesichert. Ein Experiment in Sachen Retail Media, das sich für das D2C-Unternehmen voll ausgezahlt hat.
Am 1. Mai 2022 war es so weit: Wo sich sonst große und bekannte Marken präsentieren - nämlich auf dem H1-Banner auf der Startseite von Amazon - prangte das Banner der D2C-Brand Snocks. 24 Stunden eine Top-Platzierung, sowohl Mobile als auch am Desktop. Zu sehen waren Top-Seller-Produkte, verknüpft mit einem 50-Prozent-Rabatt.
Das Ziel: Zum einen natürlich das Generieren von mehr Umsatz, zum anderen die Gewinnung neuer Kunden und ganz klar das Branding. "Wir sind Snocks und wir reihen uns unter die großen Brands wie Samsung oder Bosch ein. Das wollten wir zeigen", sagt Melanie Bondza, Teamlead Marktplätze bei Snocks und gemeinsam mit ihrem Kollegen Jannik Taser federführend bei der Aktion.
Sehr gute Kontakte zu Amazon
Der H1-Banner ist begehrt, wird nur einige Male pro Monat an Dritte vergeben - und auch nur an solche Brands, von denen sich Amazon Erfolg verspricht. "Den Slot kann man sich daher auch nicht wirklich aussuchen, man nimmt eher, was frei ist", so Bondza. Für Snocks wurde es durch die guten Kontakte möglich, die das Unterwäsche-Label zu Amazon pflegt. Auf dem Marktplatz ist die Brand vor sechs Jahren gestartet, dort macht Snocks nach wie vor großes Geschäft.
Dementsprechend stehen für das junge Unternehmen ein Key Account Manager und auch ein Ansprechpartner für Werbung bei Amazon zur Verfügung - ein Luxus, den nicht jeder Seller hat. So hat ein rund fünfköpfiges Team bei Amazon den Deal mit Snocks begleitet.
Das Ergebnis:
- 45 Prozent mehr Seitenaufrufe bei Amazon gegenüber dem Vorjahresmonat,
- ein Umsatzplus von 114 Prozent im Mai 2022 (gegenüber Mai 2021)
- 4 bis 5 Prozent mehr Neukunden im Mai 2022 (gegenüber Mai 2021)
"Wir haben deutlich günstiger Neukunden eingekauft als sonst und mussten erheblich weniger für das organische Wachstum bei Amazon ausgeben. Damit waren wir im Mai 2022 extrem profitabel", erinnert sich Bondza. Und das, obwohl die Buchung eine sechsstellige Summe gekostet hat. Dabei sah es zunächst nicht so gut aus: Am Buchungstag selbst und den folgenden zwei Tagen waren die Macher erst einmal enttäuscht, weil die Zahlen hinter den Erwartungen geblieben waren. Erst auf den Gesamtmonat gesehen wurde der Erfolg sichtbar.
"Einfach mal etwas Neues ausprobieren"
Wichtigstes Learning für Bondza: "Getreu unserem Snocks-Motto 'Why not' einfach mal etwas Neues ausprobieren - auch wenn vorher nicht klar ist, was es bringen wird."
Und so hat Snocks im Herbst ein weiteres Experiment gewagt: Im Rahmen der Champions-League-Spiele von Bayern München und Borussia Dortmund hat die Brand zwei TV-Spots bei Amazon Prime gebucht. "Wir mussten uns sehr schnell entscheiden, weil Amazon da nach dem 'first come, first serve-Prinzip' entscheidet, wer zum Zuge kommt", so Bondza. Binnen eines Tages hatte sie das OK der Geschäftsführung, das Branding-Team unter Tim Jaschke hat dann ebenfalls binnen eines Tages ein Konzept entwickelt - rekordverdächtig schnell angesichts der Tatsache, dass Snocks noch nie TV-Werbung gemacht hat.
Zu sehen ist in dem 20-Sekünder Snocks-Chef Johannes Kliesch, der einfriert - gerade so, als ob die Netzverbindung zusammenbricht. "Das hat einen kleinen Schockmoment bei den Zuschauern erzeugt, der im Gedächtnis geblieben ist", freut sich Bondza. Das Ziel war hierbei vor allem Branding und das wurde aus Sicht von Bondza voll erreicht. "Das zeigt auch, dass man nicht immer viel Geld in die Produktion eines TV-Spots stecken muss. Hauptsache, die kreative Idee stimmt". Sie kann sich gut vorstellen, weiterhin Neues in Sachen Retail Media auszuprobieren - auch eine neuerliche Belegung des H1-Banners bei Amazon, sollte sich die Gelegenheit bieten.